Bisher wurde wirkungsorientiertes Anlegen oder Impact Investing vor allem von Private-Markets-Portfolios dominiert, etwa für Private Equity oder Private Debt. Nun dringt diese Anlageform, die den Anspruch hat, eine finanzielle Rendite mit einer konkret messbaren gesellschaftlichen oder ökologischen Wirkung zu vereinen, verstärkt in die Welt der institutionellen Anleger vor. Besonders Altersvorsorgeeinrichtungen zeigen sich interessiert. Pensionsfonds sehen sich vielfach nicht nur in der Pflicht, ihre künftigen Pensionäre finanziell zu unterstützen, sondern auch dazu beizutragen, dass sie weiter in einer lebenswerten Welt leben können.
Konkret zeigt die Studie „Impact Investing 2.0 – Advancing into public markets“, dass sich weltweit Pensionsfonds bereits intensiv mit Impact Investing beschäftigen und dabei regelbasierte, passive Anlagen eine große Rolle spielen.
Für die Studie wurden 50 der weltweit größten Pensionsfonds in den USA, Europa, Asien und Australien befragt, die insgesamt 3,3 Billionen US-Dollar verwalten und die Impact Investing entweder bereits umsetzen, oder zumindest in Erwägung ziehen. Impact Investing ist von 22% dieser Pensionsfonds bereits in die passiven Portfolios integriert oder wird dort gerade implementiert. Definiert wurde Impact Investing hierbei als eine Investition, die vier Attribute vereint: Intentionalität, also die konkrete Absicht, mit dem Investment eine positive Entwicklung herbeizuführen; Additionalität, das positive Ergebnis wäre ohne dieses Investment nicht zustande gekommen; Messbarkeit, es gibt einen belegbaren Zusammenhang zwischen dem Investment und der positiven Entwicklung; und finanzielle Erträge, da es sich bei Impact Investing dezidiert nicht um konzessionäre Finanzierung oder Philanthropie handelt.
Im Detail wurden die Pensionsfonds vor allem zu zwei Themenfeldern befragt, die eng miteinander verknüpft sind.
Was sind die Treiber für die steigende Bedeutung von Impact Investing, insbesondere in öffentlichen Kapitalmärkten?
Welche Anlageklassen und Anlageformen könnten für die Verbreitung von Impact Investing einer Rolle spielen?
Zu den Treibern für die steigende Bedeutung von Impact Investing insbesondere in öffentlichen Märkten zählen laut der Studie vor allem zwei Datenpunkte. Zum einen geht es um das globale Netto-Null-Ziel bis 2050, also die vollständige Reduktion der CO2-Emissionen, um dem Klimawandel entgegenzuwirken. Dafür sind wahrscheinlich Investitionen in Höhe von 100 Billionen US-Dollar erforderlich. Diese Summe wurde von der Glasgow Financial Alliance for Net Zero (GFANZ) im Rahmen des COP26-Gipfels 2022 genannt. Zweitens geht es um die 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung (Sustainable Development Goals, SDGs) der Vereinten Nationen bis 2030. Um diese Ziele zu erreichen, sind jährliche Ausgaben in Höhe von 5-7 Billionen US-Dollar nötig. Dies sind Größenordnungen, für die es privaten Märkten wie Private Equity und Private Debt alleine an Breite und Skalierbarkeit mangelt, um sie finanzieren zu können.
Beide Ziele können durch regelbasierte Indizes konkret in Anlageprodukten umgesetzt werden. Auf das Netto-Null-Ziel zielen zum Beispiel die Paris-Aligned und Climate Transition Benchmarks der Europäischen Union ab, die an das Pariser Klimaabkommen angelehnt sind. Ebenso stehen mittlerweile Indizes zur Verfügung, mit denen die SDGs ganz konkret unterstützt werden können. Auch Green-Bond-Indizes spielen in diesem Zusammenhang eine Rolle. Bei diesen „grünen Anleihen“ verpflichten sich Emittenten, den Emissionserlös für ganz konkrete, meist ökologische Ziele zu verwenden. Green Bonds sind daher klar eine Variante des Impact Investings durch ihre Umsetzung von Intentionalität, Additionalität, Messbarkeit und finanziellen Erträgen. Sowohl die Netto-Null-Ziele in Bezug auf CO2-Emissionen, also auch die SDGs und Green Bonds können über thematische passive Engagements in Form von ETFs und Mandaten umgesetzt werden. Daher spricht viel dafür, dass thematische Fonds Impact Investing zum Durchbruch an den öffentlichen Märkten verhelfen können.
Diese Entwicklung wird durch die vorliegende Studie untermauert: Da es immer noch relativ wenige „Pure Play“ Impact-Unternehmen gibt - auch wenn deren Zahl stetig zunimmt - wählen 58% der Umfrageteilnehmer einen pragmatischen Ansatz und erwarten, dass sich das steigende Interesse an thematischen Fonds im Lauf der Zeit zu Impact Investing weiterentwickeln wird. Denn bei thematischen Investments können die Zielunternehmen zum Beispiel durch die Ausübung von Stimmrechten dazu gebracht werden, einen positiven Beitrag zu leisten. So sind 64% der befragten Pensionsfonds der Meinung, dass das Netto-Null-Ziel Impact Investing begünstigen wird, und 54% gehen davon aus, dass die SDGs neue Chancen bieten werden.
Interessant ist auch die Aussage, dass sich das Interesse an Impact Investing in den kommenden Jahren mit hoher Wahrscheinlichkeit vermehrt in konkreten Investments niederschlagen sollte. Jeweils 28% der Pensionsfonds erwarten, dass sie in den kommenden drei Jahren passive Instrumente nutzen werden, die SDG-, EU-Paris-Aligned- und EU-Climate-Transition-Indizes abbilden. Dies könnte Impact Investing in Form von ETFs und Mandaten einen erheblichen Schub ermöglichen.
Als größte Hürde, weshalb, die Implementierung von Impact Investing noch nicht schneller vorangeht, wird die schwierige Vergleichbarkeit angegeben. 68% der Pensionsfonds geben an, dass es aufgrund fehlender einheitlicher Definitionen und Reporting-Standards schwierig sei, den Erfolg von Impact Investing einheitlich zu messen. Aber auch hier könnte sich in den kommenden Jahren einiges verbessern. In der Europäischen Union müssen Unternehmen künftig gemäß der Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) genau über Fortschritte bei Nachhaltigkeitsthemen berichten. Auf diese Daten können Asset Manager und Pensionsfonds zugreifen und so die Wirkung von Impact Investing besser einschätzen.
Fazit: Impact Investing in öffentlichen Märkten steht noch am Anfang, könnte aber gleich von zwei Seiten einen Schub erhalten: Durch das steigende Interesse von Pensionsfonds und das zunehmende Angebot an thematischen Fonds und ETFs. Regelbasierte Indizes erleichtern die Abbildung von Impact Investing in passiven Portfolios.
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*) Simon Klein, Head of Passive Sales, DWS