IPE D.A.CH: Wie war Ihr Weg in den Bereich Manager Selection bei einem Family Office?
Tachtler: Bereits während meiner Werkstudententätigkeit bei einem Asset Manager habe ich gemerkt, dass mir das Vergleichen und Analysieren von Publikumsfonds und ETFs viel Freude bereitet. Der Weg in die Managerselektion war damit der konsequente nächste Schritt. Bei der Wahl des Arbeitgebers war ich nicht auf ein Family Office festgelegt, schätze jedoch das dynamische Umfeld, die flache Hierarchie und die Vielfältigkeit der Aufgaben.
IPE D.A.CH: Wie sieht bei Ihnen der Prozess der Manager Selection aus?
Tachtler: Neben quantitativen Screenings und qualitativen Managermeetings nutzen wir auch verstärkt unser Netzwerk, um Opportunitäten wahrzunehmen. Bei der Selektion – gleich ob für die hauseigene Vermögensverwaltung oder institutionelle Kunden – analysieren wir zunächst den Markt, in dem der Manager operiert und im Anschluss, wie die Performance des Managers zustande kommt. Dies ist essenziell, um zu verstehen, wie ein Manager in das bestehende Portfolio eingebunden werden kann.
IPE D.A.CH: Welche Voraussetzungen müssen Manager erfüllen, um bei Ihnen ein intensiveres Interesse zu stoßen?
Tachtler: Zunächst muss der Manager in einer Anlageklasse oder einem Markt tätig sein, in den wir investieren. Insofern ist es wichtig zu verstehen, wie wir aufgestellt sind, in welche (Sub-)Anlageklassen wir investieren – und in welche nicht. Abgesehen davon suchen wir neben Kriterien wie einem diversen Investmentteam vor allem nach Managern mit einem stringenten Prozess. Ziel ist es, ein möglichst konsistentes Alpha zu erhalten, das in einem attraktiven Verhältnis zum eingegangenen Risiko steht. Dies bedeutet für uns nicht zwangsläufig, dass das Alpha sehr hoch sein muss.
IPE D.A.CH: Was sind für Sie die Herausforderungen bei dieser Vorgehensweise?
Tachtler: Es ist essenziell das Alpha des Managers sauber herauszuarbeiten, es sollte möglichst unverwässert von Stilkomponenten oder anderen Faktoren sein. Nur auf dieses Weise kann die Managerleistung korrekt beurteilt werden. Darüber hinaus kommt es naturgemäß immer zu Entscheidungen unter Unsicherheit. Hier setzen wir auf den direkten Austausch zum Fondsmanagement, um möglichst nah am Geschehen zu sein und sicherzustellen, dass der Fonds seinem Ansatz und unseren Erwartungen treu bleibt.
IPE D.A.CH: Welche Bedeutung haben Fondsboutiquen bei Ihnen?
Tachtler: Auch wenn Fondsboutiquen mit Blick auf ihre Vor- und Nachteile von Asset Managern unterscheiden, das Ziel bleibt das gleiche: Wir suchen nach stringenten Investmentprozessen und einer kosteneffizienten Implementierung.
IPE D.A.CH: Sie halten einen Vortrag über Ihren Manager-Selection-Prozess bei „Finanzplatz Frankfurt trifft Finanzplatz Liechtenstein“. Welche Stichpunkte sind Ihnen wichtig?
Tachtler: Generell geht es darum, den Zuhörerinnen und Zuhörern den Manager-Selection-Prozess bei einem Family Office praxisnah zu erklären. Für uns ist es wichtig, eine Portfolioallokation für den Kunden kosteneffizient zu implementieren. Hierbei kann die am Markt heißdiskutierte Frage „Aktiv oder Passiv“ zwar von großer Bedeutung sein, ist aber dennoch nachgelagert. Aktive und passive Investmentlösungen haben beide ihre Daseinsberechtigung und müssen in Abhängigkeit vom Markt und aktuellen Gegebenheiten selektiert werden. Wichtiger ist es für uns, die tatsächliche Managerleistung messen zu können – und dazu benötigt man eine saubere Definition des Alphas.
IPE D.A.CH: Was machen Sie, wenn Sie sich gerade nicht mit Asset Managern beschäftigen?
Tachtler: Ich verbringe meine freie Zeit gerne mit meiner Familie und beschäftige mich gerne mit den aktuellen „Hobbys“ meiner beiden kleinen Söhne. Ansonsten suche ich Ausgleich beim Sport im Freien und lasse die Abende gerne mit einer Serie oder einem Buch ausklingen.
IPE D.A.CH: Gibt es etwas, was Ihnen an Frankfurt besonders gefällt?
Tachtler: Als Kind des Rhein-Main-Gebiets ist Frankfurt so etwas wie meine Hauptstadt. Ich mag die Lage der Stadt, die Kleinmarkthalle, die Deutsche Börse – und die Skyline im Abendrot, wenn ich vom Taunus nach Hause fahre.
IPE D.A.CH: Vielen Dank für das Gespräch.
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*) Markus Hill ist unabhängiger Asset Management Consultant in Frankfurt am Main.
Kontakt: info(at)markus-hill.de; Website: www.markus-hill.de
Jan Tachtler, CIPM, arbeitet seit 2015 bei HQ Trust im Portfoliomanagement. Zu seinen Tätigkeiten als Kapitalmarktanalyst gehören die Durchführung quantitativer und qualitativer Fondsanalysen und die Fondsauswahl. Jan Tachtler ist Portfoliomanager des HQT Megatrends und hält ein Certificate in Investment Performance Measurement.
VERANSTALTUNGSHINWEIS: „Finanzplatz Frankfurt trifft Finanzplatz Liechtenstein“ am 29.10.2024 (LAFV Liechtensteinischer Anlagefondsverbands)