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Global Private Equity Barometer: Breitere Anreize für Mitarbeiter von Portfoliounternehmen würden nach Investorenansicht PE-Renditen steigern

Institutionelle Investoren glauben, dass der gesellschaftliche Druck die Private-Equity-Branche dazu zwingen wird, mit der Selbstregulierung zu beginnen.

Michael Schad

Mehr Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Portfoliounternehmen in die Anreizsysteme einzubeziehen würde zu höheren Private-Equity-Renditen führen. Dieser Ansicht sind fast die Hälfte der Limited Partners (LPs), die am jüngsten Global Private Equity Barometer von Coller Capital teilgenommen haben. Lediglich sechs Prozent dieser institutionellen Investoren sind der Meinung, dass eine Ausweitung der Anreize für die Mitarbeitenden in den Portfoliounternehmen den Renditen abträglich wäre.

Die Pensionsfonds, Versicherungsgesellschaften und Vermögensverwalter, die den Großteil der Geldgeber der Branche ausmachen, sind vom Private-Equity-Modell fest überzeugt. Fast 90% der LPs sind der Meinung, dass die meisten kleinen und mittelgroßen börsennotierten Unternehmen in Wachstumsphasen von einer zeitweiligen Private-Equity-Beteiligung profitieren. Eine große Mehrheit der LPs sieht Unterstützung durch Private Equity auch als positiven Indikator für die kurz- bis mittelfristigen Aussichten privater Unternehmen, die einen Börsengang anstreben.

Die Limited Partners sind jedoch auch der Meinung, dass sich die Branche weiterentwickeln muss. Die Mehrheit der LPs glaubt, dass es nicht mehr ausreicht, sich einfach an die Gesetze zu halten, und dass der gesellschaftliche Druck die Branche dazu zwingen wird, sich selbst zu regulieren.

„Die Zeiten, in denen Private Equity unter dem Radar flog, sind vorbei“, sagt Jeremy Coller, Chief Investment Officer von Coller Capital. „Die Branche ist jetzt einfach zu groß, als dass die Gesellschaft sie ignorieren könnte. Ob es uns gefällt oder nicht, die privaten Märkte werden immer weniger privat. Wir müssen entscheiden, wie wir darauf reagieren.“

Michael Schad, Head of Investment Management bei Coller Capital, beobachtet dazu im deutschsprachigen Raum einen klaren Trend der gesellschaftlichen Diskussion: „Angesichts der großen Herausforderungen bei der Bekämpfung der Erderwärmung wird Private Equity zunehmend als wichtiges Instrument anerkannt, um privates Kapital zur Finanzierung des industriellen Wandels zu mobilisieren.“

Sekundärmärkte für Private Equity
Die Anleger sind sich bewusst, dass so genannte Fortführungsfonds einen „Game Changer“ für die privaten Märkte darstellen. Hierbei legt ein General Partner (GP) zum Ende der Laufzeit eines Fonds selbst einen neuen Fonds auf, in den er die Portfoliounternehmen des alten überführt. Während die Mehrheit der LPs glaubt, dass der Haupteffekt darin besteht, das System privater Märkte zu stärken, meint eine beträchtliche Minderheit, dass dies das traditionelle Modell einer zehnjährigen Laufzeit von Private-Equity-Fonds untergraben könnte. Dennoch sehen die Anleger Fortführungsfonds im Allgemeinen als positive Entwicklung an. Zwei Drittel der LPs glauben, dass sie sich als gute Eigentümer von Portfoliounternehmen erweisen werden.

Die Anleger erwarten ein schnelles Wachstum der Sekundärmärkte für private Anlageklassen. Fast alle LPs rechnen mit einem Wachstum des Private-Equity-Sekundärmarktes und die Hälfte der LPs erwartet eine Expansion der Sekundärmärkte für private Kredite, Infrastruktur und Immobilien.

Insbesondere auf dem Markt für private Kredite sehen die LPs zahlreiche Gründe für institutionelle Investoren, Anlagewerte im Sekundärmarkt zu verkaufen. Diese reichen von höherem Liquiditätsbedarf bis hin zu dem Wunsch, das Engagement in Anlagewerten zu reduzieren, die sich unterdurchschnittlich entwickeln.

Co-Investments
Der Appetit der LPs auf Co-Investitionen ist ein weiterer Bereich, der keine Anzeichen einer Verlangsamung zeigt. Mehr als die Hälfte der Investoren geben an, dass sie Maßnahmen zur Steigerung ihrer Attraktivität als Co-Investmentpartner ergreifen. Fast alle dieser LPs versuchen, ihre Entscheidungsfindung zu beschleunigen, und etwa die Hälfte sucht nach anderen Möglichkeiten, um ihre Attraktivität zu steigern.

LP-Due-Diligence und Cybersicherheit
Die Pandemie hat auch die Art und Weise, wie Investoren ihre Due-Diligence-Prüfungen durchführen, nachhaltig verändert. In den letzten 18 Monaten hat fast die Hälfte der nordamerikanischen und europäischen LPs zum ersten Mal Zusagen an GPs gemacht, die sie noch nie persönlich getroffen hatten, und etwa ein Drittel der westlichen LPs sagt, dass sie in den nächsten 18 Monaten wahrscheinlich dasselbe tun werden. Bei den asiatisch-pazifischen Investoren steigt dieser Anteil auf 50%. Dies bedeutet jedoch nicht, dass die Due-Diligence-Prüfung der Investoren weniger persönlich wird. Zwei Drittel der LPs geben an, dass sie bereits die Social-Media-Konten der einzelnen GP-Teammitglieder beobachten oder dies planen.

Auch die Cybersicherheit ist ein wichtiges Thema für LPs. Fast ein Zehntel gibt an, dass sie bereits Opfer von Cyber-Attacken geworden sind, womit sich ihr Anteil seit dem Barometer vom Sommer 2017 fast verdoppelt hat. Zwei Drittel der LPs halten einen Angriff auf ihr Unternehmen innerhalb der nächsten fünf Jahre für wahrscheinlich.

Die Anleger werden auf diese höheren Risiken auch in ihren Portfolios reagieren. Fast drei Viertel aller LPs planen, in den nächsten Jahren eine Bewertung der Cyber-Risiken der Managementgesellschaften ihrer GPs zu verlangen, und die Hälfte will dasselbe für die Portfoliounternehmen fordern.

ESG-Kriterien
Die bekannten regionalen Unterschiede in der Art und Weise, wie LPs die Themen Umwelt, Sozialstandards und Unternehmensführung (ESG) angehen, spiegeln sich im Barometer auf interessante Weise wider. Der Anteil der Investoren, die potenzielle Fondsengagements hauptsächlich aus ESG-Gründen abgelehnt haben, ist bei den europäischen LPs deutlich gestiegen, und zwar von einem Drittel im Barometer des Winters 2016/17 auf heute weit über die Hälfte. Bei den nordamerikanischen und asiatisch-pazifischen Anlegern hat sich dieser Anteil jedoch nicht verändert und liegt weiterhin bei etwa einem Viertel beziehungsweise einem Drittel der LPs.

Europäische LPs sind auch pessimistischer, was die wahrscheinliche Wirksamkeit von Vorschriften gegen so genanntes Greenwashing angeht. Von den nordamerikanischen und asiatisch-pazifischen Investoren glaubt weit mehr als die Hälfte, dass solche Vorschriften es ihnen in den nächsten drei Jahren leichter machen werden, wahre von falschen oder irreführenden Umweltaussagen zu unterscheiden. Nur zwei Fünftel der europäischen LPs teilen diese Zuversicht.

Die LPs erwarten eine stärkere Regulierung der privaten Märkte. Eine Mehrheit erwartet eine Zunahme der Regulierung außerhalb ihres Heimatmarktes und die Hälfte der nordamerikanischen LPs erwartet mehr Regulierung in ihrem Heimatmarkt.

Fondsengagements im asiatisch-pazifischen Raum
Die institutionellen Investoren bemühen sich, ihr Engagement im asiatisch-pazifischen Raum außerhalb Chinas auszubauen, insbesondere in den Bereichen Buyouts, Venture Capital und Infrastruktur.

Etwa zwei Fünftel der LPs im asiatisch-pazifischen Raum sind der Ansicht, dass sie in den letzten Jahren ihr Engagement auf den privaten Märkten zu langsam aufgebaut haben.

Hedge-Fonds-Investments in Unternehmen in der Frühphase
In den letzten Jahren haben Frühphaseninvestments in private Unternehmen eine immer größere Anzahl von Investoren angezogen. Allerdings werden nicht alle erfolgreich sein, wenn man den LPs Glauben schenkt. Rund drei Viertel von ihnen glauben, dass Hedge-Fonds-Investments in Unternehmen in der Frühphase hinter den generellen Renditeansprüchen für Risikokapital zurückbleiben werden.