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Invesco wagt Ausblick für die Asset Allokation: Wachstumsschwächeres und unsicheres Umfeld spricht für defensive Anlagen

Das Global Market Strategy Office (GMS) von Invesco hat seinen vierteljährlichen Asset Allocation Outlook für Q2 2023 veröffentlicht, in dem die Anlageexperten erläutern, wie die ihrer Ansicht nach optimale Vermögensaufteilung für die nächsten zwölf Monate aussieht.

Paul Jackson

Den Investmentexperten zufolge könnten die jüngsten Turbulenzen im Bankensektor die ohnehin schwächelnden Volkswirtschaften durch eine höhere Risikoaversion noch mehr ausbremsen. Daher tendieren sie zu einer defensiveren Vermögensaufteilung.

„Unsere Konjunkturzyklus-Analyse signalisiert, dass wir uns in einem Kontraktionsregime befinden, das durch die anhaltenden Probleme im Bankensektor verstärkt wird“, sagt Paul Jackson, Global Head of Asset Allocation Research, Global Thought Leadership. „Wir wissen nicht, ob es sich bei den jüngsten Bankenzusammenbrüchen um Einzelfälle handelt. Wir erkennen aber ein gemeinsames Thema – eine laxe Geldpolitik, die zum Eingehen von Risiken ermutigt hat, in Verbindung mit den unbeabsichtigten Folgen einer raschen Verschärfung der Finanzierungsbedingungen. Daher vermuten wir, dass dies noch nicht alles war.“

Jackson zufolge könnte dies ein Beispiel für eine Situation sein, in der sich die Finanzkonditionen trotz eines Rückgangs der Staatsanleiherenditen verschärfen. Wie er erklärt, ist das Entscheidungsumfeld für die Zentralbanken, die sowohl die Preis- als auch die Finanzstabilität im Blick haben müssen, komplexer geworden. Obwohl die Leitzinsen weiter gestiegen sind, meinen die Invesco-Experten, dass wir uns dem Ende des Zinserhöhungszyklus nähern, vor allem in den USA.

Nachdem die Staatsanleiherenditen auf ein attraktives Niveau angestiegen waren, hätten Sorgen über die Lage im Bankensektor zuletzt wieder zu Umschichtungen in defensive Anlagewerte geführt. Dadurch seien die Renditen wieder gesunken. Im aktuellen Umfeld geben die Invesco-Experten Staatsanleihen den Vorzug gegenüber Aktien, halten Cash jedoch für noch attraktiver. „Cash bietet jetzt ein so attraktives Ertragspotenzial wie schon lange nicht mehr und wird unserer Erwartung nach höhere risikobereinigte Renditen liefern als viele andere Anlageklassen“, so Jackson. „Darüber hinaus schätzen wir Cash insbesondere in unsicheren Zeiten als Diversifikator. Das gilt umso mehr, wenn Aktien und Anleihen positiv miteinander korreliert sind.“ Gold sei dagegen inzwischen teuer und die Investmentexperten bezweifeln, dass sich der Goldpreis auf einem deutlich höheren Niveau halten können wird.

Obwohl die Dividendenrenditen auf globaler Ebene in letzter Zeit geringfügig gestiegen sind, rechnen die Invesco-Experten mit rückläufigen Unternehmensgewinnen und sehen dafür in den USA auch bereits erste Hinweise. Ihren Prognosen zufolge könnten andere risikoreiche Anlagen eine bessere Alternative zu Aktien darstellen. Auf regionaler Ebene bevorzugen sie weiterhin die Aktienmärkte der Schwellenländer, insbesondere China.

Im Zuge der wirtschaftlichen Abschwächung und der Aussicht auf einen Anstieg der Ausfallraten rechnet man bei Invesco mit einer Ausweitung der Credit Spreads. Aus ihrer Sicht bieten die Renditen jedoch einen ausreichenden Puffer, sofern es nicht zu einer schweren Rezession oder einem Zusammenbruch des Finanzsystems kommt. Daher prognostiziert Invesco relativ attraktive Gesamterträge aus Investment Grade- und Hochzinsanleihen. Die Renditeprognosen signalisieren, dass Immobilien über die nächsten zwölf Monate die höchsten Renditen generieren werden – allerdings bei einer erhöhten Volatilität, da sich die Fundamentaldaten wieder zu verschlechtern scheinen. Was die Rohstoffmärkte angeht, rechnen die Invesco-Experten angesichts der Wachstumsabschwächung und Normalisierung an den europäischen Gasmärkten mit einem anhaltenden Abwärtsdruck.

Die regionale Präferenz für die Emerging Markets begründet Invesco vor allem damit, dass diese Vermögenswerte sowohl im regionalen als auch im historischen Vergleich günstig erscheinen. Außerdem nutzt der Asset Manager EM-Anlagen als Absicherung für den Fall, dass sich die Weltwirtschaft doch besser entwickelt als erwartet.

In der Währungsbetrachtung halten die Experten den US-Dollar für teuer und den japanischen Yen für günstig. Da sich der Straffungszyklus der US-Notenbank (Fed) ihrer Ansicht nach seinem Ende nähert, rechnen sie mit einer Dollar-Abschwächung. Falls die Bank of Japan (BOJ) mit der Normalisierung ihrer Geldpolitik beginnen sollte, könnte der Yen ihrer Ansicht nach deutlich erstarken.

Schließlich betrachtet das GMS Team zwei pessimistische Alternativen zu seinem Basisszenario eines baldigen Endes der geldpolitischen Straffung. „In einem Szenario, in dem die Inflation noch länger erhöht bleibt, würden wir mit einer Fortsetzung der aggressiven geldpolitischen Straffung rechnen und noch stärker auf defensive Anlagen setzen. Andererseits würde ein Szenario, in dem die Zentralbanken ihre Geldpolitik aufgrund einer drohenden Bankenkrise aggressiv lockern, unserer Ansicht nach ebenfalls für defensive Anlageklassen sprechen“, so Jackson.

Die Invesco-Experten gehen davon aus, dass die Inflation – über die Erwartungen an die Zentralbankpolitik – ein entscheidender Faktor für die Finanzmärkte bleiben wird. Insgesamt glauben sie, dass die globale Inflation ihren zyklischen Höhepunkt bereits überschritten hat. Das Bild fällt jedoch von Region zu Region sehr unterschiedlich aus. So dürfte die Inflation in den USA ihrer Ansicht nach in den nächsten Monaten weiter nachlassen, während sich in Europa ein Abwärtstrend durchsetzen dürfte. Auf der anderen Seite könnte die Inflation in China anziehen, nachdem das Wachstum hier, unterstützt durch die expansivere Zentralbankpolitik, nach einem sehr schwachen Jahr 2022 wieder mehr Fahrt aufnimmt.

Auf Basis der Renditeprognosen für die nächsten zwölf Monate favorisiert das GMS Team Staatsanleihen von Schwellenländern, Investment Grade-Anleihen aus den USA, chinesische Aktien und GBP-Liquidität. Seine vielleicht wichtigste Prognose ist, dass die Fed-Zinsen in zwölf Monaten niedriger sein werden als aktuell, auch wenn sie kurzfristig vielleicht noch weiter ansteigen. In Europa rechnen die Investmentexperten in Jahresfrist nach einem zwischenzeitlichen Anstieg mit weitgehend unveränderten Zinsen, während die Leitzinsen der großen asiatischen Zentralbanken geringfügig höher sein könnten. Auf kurze Sicht erwarten sie eine weitere Inversion der Zinskurven mit steigenden Leitzinsen und sinkenden Renditen langfristiger Anleihen. Im nächsten Frühjahr dürften die Zinskurven ihrer Ansicht nach jedoch wieder etwas steiler sein.