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„Investieren wie ein Digitalunternehmer“

Internet-Unternehmen spielen nach Ansicht von Jan Beckers, Gründer von BIT Capital und Executive Chairman der IONIQ Group, eine zunehmend wichtige Rolle am weltweiten Aktienmarkt. Viele dieser Unternehmen werden sich in den nächsten 5 bis 10 Jahren im Wert vervielfachen, was Investoren Chancen für attraktive Renditen eröffnet, so der Gründer von BIT Capital und Referent beim 171. Hedgework weiter. In seinem Vortrag zeigt er auch auf, wie spezielle Branchenkenntnisse und ein Expertennetzwerk sowie solide Fundamentalanalysen und innovative Datenauswertungen in überdurchschnittliche, nachhaltige Renditen umgemünzt werden können.

v.l.: Jan Beckers, Gründer von BIT Capital und Executive Chairman der IONIQ Group, und Uwe Lill (Hedgework)

Hedgework: Herr Beckers, Sie haben einen Aktienfonds namens Global Internet Leaders aufgelegt, mit dem Sie in die weltweit aussichtsreichsten Internetfirmen investieren wollen. Das haben Ihre Wettbewerber auch so vor Augen. Was machen Sie anders?
Beckers: Als Internetunternehmer und Seriengründer verfüge ich selbst über viel Erfahrung, Know-how und ein entsprechendes Netzwerk in diesem Bereich. Unser Ziel ist es, die Unternehmen zu finden, welche die breite Masse der Anleger noch gar nicht kennt. Durch unsere langjährige Erfahrung im Internetsektor, sowohl als Investoren als auch als Unternehmer, sind wir in der Lage, eben diese Unternehmen schneller zu identifizieren als andere Fondsmanager und so sehr früh entstehende Trends im Technologiebereich zu erkennen und einzusteigen. Da wir persönlich mit einem signifikanten Betrag in die Global Internet Leaders Fonds investiert sind, sitzt das Management von BIT Capital mit den Anlegern in einem Boot. Außerdem bieten wir Anlegern in unserem Publikumsfonds verschiedene Vergütungsformen an – zum Beispiel eine performanceorientierte Variante, in der die Investoren uns erst dann vergüten, wenn die Performance 7,0% p.a. übersteigt.

Hedgework: Welche Unternehmen kommen für den Fonds grundsätzlich infrage?
Beckers: Wir haben uns auf Investments in börsennotierte Internetunternehmen spezialisiert, meist mit einer Marktkapitalisierung von bis zu 30 Milliarden USD. Aus einem Anlageuniversum von potenziell relevanten Internetunternehmen filtern wir anhand qualitativer und quantitativer Filter etwa 150 Unternehmen heraus, die wir langfristig für attraktiv halten und kontinuierlich beobachten. Daraus wählen wir dann die attraktivsten 15 bis 30 Aktien für unser Portfolio aus.

Hedgework: Welche Besonderheit müssen die mitbringen, um sich für ein Investment zu qualifizieren?
Beckers: Wir konzentrieren uns auf erstklassige Unternehmen mit hohem Wachstumspotenzial in attraktiven Märkten. Wir identifizieren dominante Trends im Internet und investieren dann in jene Unternehmen, die mit hoher Wahrscheinlichkeit von diesen Trends profitieren werden. Sie sollen in vier oder fünf Jahren die beherrschenden Unternehmen in ihren Märkten mit nachweislich überlegener Wirtschaftlichkeit sein. Die Selektion basiert dabei auf den Grundprinzipien des Value Investing – wir haben den Ansatz aber für Technologiewerte weiterentwickelt. Neben einem starken Wachstum ist für uns auch die Unternehmensqualität von besonderer Bedeutung. In Verbindung mit sektorspezifischen Daten und Expertengesprächen zu Geschäftsmodell, Technologie und Humankapital versuchen wir zu ermitteln, wie lange ein Unternehmen wohl weiterwachsen wird.

Hedgework: Auf welche Unternehmenskennziffern legen Sie größeren Wert?
Beckers: Ein wesentlicher Faktor bei unserer Investitionsentscheidung ist die Attraktivität der aktuellen Bewertung des jeweiligen Unternehmens. Bei diesem Kriterium fallen am häufigsten Firmen aus unserer Selektion heraus. Wir verfolgen einen aktiven Ansatz und nutzen daher auch fortlaufende Indikatoren, um sicherzustellen, dass wir zu den richtigen Zeitpunkten in den richtigen Unternehmen investiert sind. Diese Unternehmen weisen sehr häufig die Gemeinsamkeit auf, dass sie Plattformen etablieren, von welchen alle Akteure ihrer Wertschöpfungskette profitieren und diese Plattformen dann sehr schnell skalieren. Es hat sich als bewährt erwiesen, ein florierendes Ökosystem aufzubauen, in dem alle Stakeholder einen Anreiz haben, zum Erfolg beizutragen.

Hedgework: Um wirklich aussichtsreiche Titel herauszupicken, braucht es zudem viel Erfahrung und wohl auch den richtigen Riecher. Was qualifiziert Sie hierfür?
Beckers: Die Analyse von Internetunternehmen kann nicht auf eine Handvoll Messdaten reduziert werden. Wir sammeln Informationen aus unserem globalen Expertennetzwerk, um gut geführte Branchenführer zu identifizieren, die an öffentlichen Märkten zu angemessenen Preisen verfügbar sind. Dafür braucht es entsprechende Erfahrung. Als Business Angel habe ich früh in Tech-Unternehmen investiert und später selbst über 20 Internetunternehmen gegründet. Dadurch kenne ich sowohl die Unternehmer- als auch Investorenseite sehr gut. Zudem investiere ich seit 2006 in Internetaktien – mit sehr guten Investmenterfolgen. Angefangen habe ich mit 16 Jahren, als ich meine Eltern dazu überredete, die Führerscheinersparnisse für mich in Aktien von Electronic Arts zu investieren.

Hedgework: Können Sie ein paar Beispiele für erfolgreiche Investments nennen?
Beckers: In meinem Unternehmensportfolio ist finleap ein gutes Beispiel, weil wir mit mehr als 10 erfolgreichen FinTech-Gründungen wie solarisBank, Clark oder Element einen starken Impuls für Deutschlands aufstrebende Rolle als FinTech-Standort gegeben haben. Als Privatinvestor habe ich in den acht Jahren vor dem Start von BIT Capital eine von Ernst & Young geprüfte und bestätigte Performance von 26,3% p.a. erzielt. Besonders hervorheben würde ich hier zum Beispiel Tencent, bei denen ich früh investiert habe. Und bei der Global Internet Leaders Strategie lohnt es sich, Roku und The Trade Desk zu erwähnen. Auch hier sind wir früh eingestiegen und die Werte haben sich sehr zur Freude unserer Investoren vervielfacht.

Hedgework: Von welchen Firmen bzw. bei welchen Warnsignalen würden Sie hingegen die Finger lassen?
Beckers: Wir lassen die Finger von Unternehmen, die nach klassischen Finanzkennzahlen zwar vermeintlich günstig aussehen, aber keine hohe Unternehmensqualität aufweisen.

Hedgework: Sie zielen mit Ihrem Fonds auf langfristig ausgerichtete Anleger ab. Glauben Sie, dass das Thema Internet dauerhaft trägt?
Beckers: Die Digitalisierung wird sich in den nächsten Jahren noch deutlich stärker bemerkbar machen und verschiedene Schlüsseltechnologien werden auch traditionelle Unternehmen langfristig umkrempeln. Deshalb sind wir überzeugt davon, dass Investments in Internet- und Technologieaktien auch in 10 Jahren noch eine sehr rentable Anlage sein werden. Was hierbei sehr interessant ist: Seit Auflage unseres Fonds vor ungefähr 18 Monaten hinken Internet-Aktien deutlich hinter dem breiteren Technologiemarkt hinterher. Dies ist in den letzten zehn Jahren nur zweimal der Fall gewesen – und hat jedes Mal zu einer starken Aufholjagd bei Internet-Titeln geführt.

Hedgework: Die Konzentration auf Internetfirmen könnte man auch als Klumpenrisiko bezeichnen. Sehen Sie diese Gefahr? Und wie gehen Sie gegebenenfalls dagegen an?
Beckers: Das sehe ich anders. Wir wollen mit der Global Internet Leaders Strategie ja nicht den nächsten breit gestreuten, Benchmark-nahen Aktienfonds etablieren, der den MSCI World nach Kosten um x Prozent schlägt, sondern auf Basis unserer Branchenkenntnis echten Mehrwert für unsere Investoren liefern. Diese Spezialisierung macht sich nicht nur durch ein zweistelliges Alpha gegenüber unserer langfristigen Benchmark bemerkbar, sondern auch in der Korrelation gegenüber dem MSCI World, die unterhalb von 0,5 liegt, was einen echten Diversifikationsnutzen liefert.

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*) Jan Beckers ist Gründer von BIT Capital und Executive Chairman der IONIQ Group. Er entdeckte seine Leidenschaft für Aktien bereits in der Jugend. Nach seinem BWL-Studium in Münster hat er ab 2007 in Berlin eine Vielzahl erfolgreicher Internet-Unternehmen aufgebaut und hierbei weit über 1.000 Arbeitsplätze geschaffen. Er wurde 2014 von Ernst & Young als Deutschlands „Unternehmer des Jahres“ ausgezeichnet. Als Business Angel beteiligte Jan sich an den frühen Finanzierungsrunden von Unternehmen wie Delivery Hero (Restaurant Marktplatz) und Clio (SaaS) und investierte noch vor dem IPO in Mitarbeiteranteile von Facebook und Linked-In. Dem Aktienmarkt blieb er über all die Jahre kontinuierlich eng verbunden und nutzte sein Marktverständnis als Internet-Unternehmer, um frühzeitig auch bei den spannendsten börsennotierten Internet-Unternehmen dabei zu sein. BIT (Berlin Investment Technology) Capital ist ein Asset Manager, der sich auf Investments in börsennotierte Internetunternehmen fokussiert. Das Team investiert aus Europa heraus weltweit – insbesondere in den USA, China und Europa – und verfolgt einen aktiven und datengetriebenen Investmentansatz, mit dem je nach Strategie konzentriert in bis zu 30 besonders aussichtsreiche Unternehmen investiert wird. BIT Capital ist eine BaFin-regulierte Vermögensverwaltungsgesellschaft. Sämtliche Anlegergelder und Aktien der hauseigenen Fonds werden von renommierten Banken und Verwahrstellen gehalten.