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„Investoren werden im europäischen ABS-Markt für das aktuelle Risiko überkompensiert“

Die Skepsis vieler Investoren beim Stichwort ABS ist noch immer groß. Dennoch sprechen viele Argumente für die Assetklasse. IPE D.A.CH Chefredakteur Frank Schnattinger sprach mit James King, Head of ABS Portfolio Management bei M&G Investments über die aktuellen Trends und Entwicklungen.

James King

IPE D.A.CH: Viele Investoren begegnen ABS noch immer mit großer Skepsis – auch dem europäischen Markt. Was entgegnen Sie?
King: Am besten dafür geeignet ist ein Blick auf den europäischen ABS-Markt seit der Finanzkrise 2009. Wir hatten hier einen Peak bei den Defaults bei rund 2% p.a. in den Jahren 2009/2010, weit weniger als im vergleichbaren Jahr in den USA. Schaut man genauer auf die Ausfälle, gab es diese eher in Nischenmärkten, die großen Märkte wie der nordeuropäische Residential Mortgage Markt sowie der Auto-ABS-Markt waren und sind weiterhin äußerst stabil. In diesen Märkten finden Sie über die letzten 25 Jahre kaum einen Ausfall.

IPE D.A.CH: Wird es so bleiben?
King: Wichtig ist immer das zugrunde liegende Collateral zu verstehen. Wenn ich mir den europäischen Markt insgesamt anschaue, haben wir eine gesunde Mischung aus Regulation und Rendite – vorausgesetzt man macht als Investor seine Hausaufgaben.

IPE D.A.CH: Wie zuverlässig sind Ratings geworden?
King: Die Entwicklung hier ist sicher als positiv zu bezeichnen. Die Rating-Agenturen sind strikter hinsichtlich Struktur und Collateral geworden. Was 2009 noch ein AAA gewesen wäre, ist heute ein AA. Ich warne jedoch davor, sich ausschließlich auf Ratings zu verlassen. Das eigene Research ist mindestens genauso wichtig.

IPE D.A.CH: Gab es nachhaltige Hick-ups in der Assetklasse während der Covid-Krise?
King: Wir waren im Frühjahr 2020 natürlich auch zunächst besorgt, gerade bei SMEs und deren Liquiditätssituation. Darüber hinaus wusste anfangs niemand wie der Consumer-Sektor durch die Krise kommen würde. Unsere Strukturen waren allerdings so gewählt, dass selbst eine vorübergehende Zahlungseinstellung auf bis zu 100 % der zugrunde liegenden Sicherheiten in unserer Analyse nicht zu einem Ausfall geführt hätte. Wir waren damit schnell überzeugt, dass es eventuell zu Verzögerungen beim Cashflow kommen könnte, aber nicht zu einem nachhaltigen Schaden für die Assetklasse. Am Ende kam es tatsächlich zu keinen Verzögerungen und die Assetklasse kam fundamental gesünder aus Covid heraus als sie sich 2019 präsentierte.

IPE D.A.CH: Etwas, das im aktuellen Umfeld nicht schaden kann. Wie sehen Sie zum jetzigen Zeitpunkt dann die Risiko-/Return-Charakteristiken im Markt?
King: Ich bin überzeugt, dass sowohl der Consumer- als auch der Corporates-Sektor sehr gut durch die aktuelle Phase kommen werden. Speziell im ABS-Bereich haben Investoren den großen Vorteil, dass sie trotz der guten Renditen in einen sehr defensiven Bereich des Marktes investieren. Dazu kommt die Floating-Rate-Charakteristik, das heißt sie müssen keine allzu großen Sorgen vor den aktuellen Zinserhöhungen haben. Letztendlich werden Sie als Investor im europäischen ABS-Markt für das aktuelle Risiko überkompensiert.

IPE D.A.CH: Welcher Investorentyp investiert in den ABS-Sektor?
King: In den vergangenen Jahren waren es sehr stark große Pensionseinrichtungen, die auf der Suche nach höherrentierlichen Alternativen mit einem überschaubaren Risiko waren. Vor der Finanzkrise war noch sehr viel Geld aus dem Versicherungssektor im ABS-Bereich, aber die Regulierung – namentlich Solvency II – hat dafür gesorgt, dass Investments in ABS hinsichtlich der Eigenkapitalanforderungen erheblich benachteiligt wurden. Infolgedessen haben wir in den vergangenen Jahren vermutlich mehr ex-europäische Versicherungsgelder im ABS-Markt gesehen als von europäischen Versicherern. In einer Zeit, wo sich Banken immer stärker aus der Finanzierung des Mittelstands zurückziehen, die Zeit der ultralockeren Geldpolitik zu Ende geht und ABS als ein fast schon prädestiniertes Substitut bereitsteht, ist dies kein gutes Zeichen für die europäischen Volkswirtschaften. ABS wären eigentlich der ideale Markt, um die Finanzierungslücke zu schließen.

IPE D.A.CH: Was sehen Sie aktuell als „Sweet Spot“ im Markt?
King: Ganz klar UK Residential. Aus einer Credit Perspektive hat die Assetklasse einen der besten Track Records, ist sehr defensiv aufgestellt und man erhält trotz eines verbesserten Collateral aktuell etwa den fünffachen Spread verglichen mit 2006. Hintergrund ist, dass es keine direkten QE-Effekte durch die Notenbank in diesem Markt gibt. Ich glaube es ist definitiv die günstigste Assetklasse im ABS-Bereich.

IPE D.A.CH: Gibt es ein Risiko im ABS-Markt das sie nachts wachhalten könnte?
King: Ich schlafe mit der aktuellen Kreditqualität im Markt sehr gut. Etwas übergreifend betrachtet bin ich besorgt, wie das Ende von QE von den Notenbanken – hier speziell der EZB – gemanagt wird. Auch wenn die EZB selbst nicht im ABS-Markt investiert, so kann es über die Spreadentwicklung in anderen Märkten doch zu Sekundäreffekten kommen. Das würde ich im ABS-Bereich aber klar als Kaufgelegenheit sehen.

IPE D.A.CH: Vielen Dank für diese Einschätzungen.