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IQAM Invest erwartet 2022 weiter steigende Aktienmärkte

Nach Ansicht des Asset Managers dürfte der Aktienboom weiter anhalten. Die Inflationsdynamik sei aber dennoch nicht zu unterschätzen.

Dr. Thomas Steinberger

Nach einem Jahr der breiten Erholung aus einer der tiefsten wirtschaftlichen Krisen der letzten 50 Jahre blicken viele Investoren auf eine positive Entwicklung ihrer Portfolios zurück. Die Bereitschaft Risiko zu tragen, wurde in diesem Jahr belohnt, und stark diversifizierte Aktienindizes brachten 2021 in Euro gerechnet Erträge von deutlich über 20%. Risikoarme Anlageklassen wie Geldmarkt oder ausfallsichere Euro-Staatsanleihen konnten wie erwartet keine Vermögenszuwächse generieren und führten angesichts weltweit steigender Inflationsraten sogar zu deutlichen realen Verlusten.

„Die sich im Verlauf des Jahres verschärfende Inflationsdynamik wird voraussichtlich eines der beherrschenden Themen auf den Finanzmärkten bleiben und im Zusammenhang damit auch das möglicherweise bevorstehende Ende der äußerst expansiven Wirtschaftspolitik in den westlichen Industriestaaten“, prognostiziert Dr. Thomas Steinberger, CIO und Geschäftsführer von IQAM Invest.

Erzwingt Inflation Zinsschritte?
IQAM Invest erwartet im Verlauf des Jahres 2022 in den USA mehrere Zinsschritte mit einem US-Geldmarktzinssatz von rund 2% p.a. bis Jahresende. Dadurch sollen die hohen Anstiegsraten der Kerninflation gebremst und ein Überhitzen der US-Wirtschaft verhindert werden. „Angesichts weiterhin grassierender Mutationen des SARS-Cov2-Coronavirus wie der Omikron-Variante und des nachlassenden Effekts der Konsumunterstützungsmaßnahmen im ersten Jahr der Pandemie stehen die Chancen für eine Stabilisierung der Konsumentenpreisinflation in den USA aus unserer Sicht gut“, so Steinberger weiter. Die schrittweise Auflösung von Lieferkettenstörungen sollte ebenfalls helfen, den benötigten Lageraufbau im Bereich der Energierohstoffe und der Handelswaren zu ermöglichen, ohne einen weiteren Inflationsschub zu erzeugen.

In der Eurozone ist die aktuelle Inflationsdynamik der Kernrate aus Sicht der EZB nicht beunruhigend und es wird im Jahr 2022 daher nicht mit Zinsanhebungen der Notenbank gerechnet. Die Normalisierung der Geldpolitik in der Eurozone bezieht sich damit vor allem auf die Reduktion der Zukäufe im Rahmen des Pandemic Emergency Purchase Programmes (PEPP) und die künftige Beschränkung auf eine Reinvestition des bisher angekauften Bestandes. In Verbindung mit steigenden US-Dollar-Zinsen wird es zu einer Ausweitung des Zinsdifferentials dieser beiden Währungen kommen und damit eine weitere Abwertung des Euro zum US-Dollar wahrscheinlich. „Aus dieser Perspektive sollten Euro-Investoren auch 2022 Währungsrisiken nehmen und steigende Hedgingkosten weitgehend vermeiden“, sagt Steinberger. Ein Risiko dieser EZB-Strategie ist, dass längerfristige Inflationserwartungen angesichts der „ruhigen Hand“ der Notenbank stärker als erwartet ansteigen und eine deutliche Versteilerung der Euro-Zinskurven eintritt. Eine solche Entwicklung gefährdet das Erreichen der Ziele der EZB und könnte in Verbindung mit weiter steigenden Kerninflationsraten zu einem überraschenden, restriktiven Schwenk in der Geldpolitik des Euroraums führen.

Aktienmärkte fundamental gut unterstützt
„Trotz perspektivisch restriktiverer Geldpolitik erwarten wir für 2022 weiter steigende Aktienmärkte“, prognostiziert Steinberger. Die aktuell hohen Bewertungsniveaus in den USA sind durch stark steigende Unternehmensgewinne und hohe Produktivitätssteigerungsraten gut unterstützt und der negative Rentenausblick macht Aktien weiterhin als Assetklasse attraktiv. „Gleichzeitig ist die Inflationsdynamik für viele Unternehmen noch gut beherrschbar, da Gewinnmargen aktuell hoch sind und selbst eine nur partielle Weitergabe von Preiserhöhungen die Profitabilität der Unternehmen nicht wesentlich schmälert“, so Steinberger weiter. In der Eurozone und den Emerging Markets sind die Unternehmensbewertungen im Durchschnitt deutlich niedriger, dieser Abstand wird jedoch auch 2022 weitgehend bestehen bleiben. Vor allem Unternehmen mit hohen und stabilen Gewinnen – oft als Qualitätsunternehmen kategorisiert – sollten in diesem Jahr im Benchmark-Vergleich gut abschneiden.

Immobilienkrise in China als Finanzmarktrisiko
Neben den bereits angesprochenen Inflationsrisiken sieht IQAM Invest für das Jahr 2022 vor allem eine Vertiefung der aktuellen Immobilienkrise in China als wesentliches Finanzmarktrisiko. Sollte sich der aktuelle Konjunkturrückgang in China ausweiten und beschleunigen, ist es sehr wahrscheinlich, dass auch Rohstoffpreise und Emerging Markets-Indizes negativ betroffen sein werden. Während Inflationsrisiken dadurch abgeschwächt werden, und die Anleihemärkte dadurch unterstützt werden, ist mit einer solchen Entwicklung doch ein erhebliches Risiko für die globalen Aktienmärkte verbunden.

Asset Allocation Implikationen für 2022
Gegenüber der langfristigen Durchschnittsallokation werden im strategischen Portfolio bei IQAM Invest im Jahr 2022 Euro-Staatsanleihen weiterhin stark untergewichtet „Trotzdem bildet diese Assetklasse mit knapp über 40% Gewicht immer noch das relativ stärkste Exposure. Wichtig ist daher auch eine defensive Gestaltung des Durationsrisikos und eine breite Streuung des implizit enthaltenen Emittentenrisikos in dieser Assetklasse“, so Steinberger. Eine weitere Diversifikation der Anleihekomponente ergibt sich aus der Übergewichtung der Unternehmensanleihen und der nicht in Euro denominierten Staatsanleihen von Industriestaaten. Gemeinsam erreicht diese Anleihekomponente ein Gewicht von etwas über 50% und bildet damit den Kern des Portfolios.

Die Aktienkomponente wird weiterhin übergewichtet und entspricht etwa ein Drittel des strategischen Portfolios bei IQAM Invest. Das Hauptexposure entfällt hier auf die US-Aktien. Eine kleine Komponente hochrentierender High Yield-Unternehmensanleihen und Emerging Markets-Staatsanleihen in Hartwährung führen zu noch breiterer Diversifizierung des Portfoliorisikos. Angesichts der prominenten Inflationsrisiken ist auch eine Übergewichtung der Beimischung von Rohstoffanlagen möglich. „Mit 6% liegt diese Assetklasse etwa ein Fünftel über dem langfristigen Durchschnittsgewicht und kann damit in Verbindung mit einer defensiven Durationspositionierung die Inflationsrisiken effektiv einschränken“, so Steinberger abschließend.