Mit einem BIP von rund 25,5 Billionen US-Dollar (2022) sind die USA die mit Abstand größte Volkswirtschaft der Welt. Auch die Dimension des US-Immobilienmarktes ist mit einem Volumen von rund vier Billionen US-Dollar enorm. Das Gleiche gilt für die Liquidität: Mit rund 700 Mrd. US-Dollar entfielen 2022 mehr als 60% des globalen Immobilien-Investmentvolumens auf den amerikanischen Kontinent. Dementsprechend investieren viele institutionelle Investoren in den USA, um ihr Immobilienportfolio geografisch zu diversifizieren. Ein Beispiel ist die Bayerische Versorgungskammer: Der USA-Anteil am Immobilienportfolio der BVK liegt bereits bei rund 20%.
Eine aktuelle Umfrage unter deutschen Investoren zeigt aber, dass zunehmend auch Kanada in den Investmentfokus rückt. Im LAGRANGE Fondsmonitor für das 1. Halbjahr 2023 gaben 11% der Befragten Kanada als interessantesten Markt an. Damit liegt das Land auf Platz vier – nur die USA, Deutschland und Österreich werden noch stärker präferiert.
Dass Kanada in der Investorengunst steigt, liegt auch an den Verhältnissen im großen Nachbarstaat. Während in den USA im politischen Prozess immer die Gefahr einer Eskalation droht wie jüngst im Streit um die Anhebung der Obergrenze der Staatsverschuldung, sind in Kanada die politischen wie ökonomischen Rahmenbedingungen verlässlicher und stabiler – der kanadische Premierminister ist beispielweise bereits seit 2015 im Amt, die Bankenkriese 2008 hatte Kanada kaum tangiert. Auch der Immobilienmarkt selbst ist in Kanada weniger volatil. Während in den USA nach Angaben von Moody’s Analytics die Preise für Gewerbeimmobilien im ersten Quartal 2023 zum ersten Mal seit 12 Jahren gesunken sind, verharren die Preise in Kanada auf einem stabilen Niveau.
Kanada weist zudem gesunde volkswirtschaftliche Fundamentaldaten auf. Die wirtschaftliche Kraft des Landes zeigt sich neben dem robusten Bankensystem beispielsweise deutlich in der Stärke des kanadischen Dollars gegenüber dem Euro, die wir bereits seit rund drei Jahren beobachten können und an der sich auf absehbare Zeit auch nichts Wesentliches ändern dürfte.
Weitere positive Aspekte sind die gut durchdachte Immigrationspolitik mit einer konsequenten Auswahl von Einwanderern nach beruflicher Qualifikation und Arbeitskräftebedarf, die mit etwa 500.000 Personen mehr als ein Prozent der Gesamtbevölkerung in jedem Jahr ausmachen. Die Mehrzahl der Einwanderer sind im Haupterwerbsalter zwischen 30 und 40 Jahren und erhöhen die Nachfrage nach Wohnungen und Büros. Dazu kommen eine deutlich geringere Kriminalitätsrate als in den USA sowie eine starke Identifikation der Bürger mit ihrem Land und dessen staatlichen Strukturen.
Der Vergleich mit dem beliebten Investmentmarkt USA zeigt die Vorteile des kanadischen Marktes auf. Die geringere Volatilität und die stabilen Rahmenbedingungen sind gut geeignet, um das Risiko der Immobilienportfolios institutioneller Anleger zu diversifizieren.
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*) Sven J. Matten ist Partner und Managing Director von RECan Global