IPE Institutional Investment: Herr Bentlage, bei unserem letzten Gespräch vor rund zwei Jahren haben wir über den Trend auf institutioneller Seite hin zu Real Assets gesprochen. Sehen Sie diesen weiterhin intakt?
Bentlage: Absolut, ja! Die Zinslandschaft hat sich für die institutionellen Anleger ja nicht zum Besseren gewendet, insofern ist hier weiter eine große Nachfrage zu verzeichnen. Allerdings sind – gerade für größere Adressen – die entsprechenden Anlagevolumina gar nicht einfach am Markt unterzubekommen. Daher sehen wir auch klar die Nachfrage nach alternativen Fondsstrategien. Da hier die Ertragsprognosen jedoch mehr am Kapitalmarkt hängen und damit für die Anleger weniger gut prognostizierbar sind, wird der Trend zu Real Assets sicher dennoch weiter anhalten.
IPE Institutional Investment: Ab welchem Renditeniveau könnte der Trend kippen?
Bentlage: Es ist schwer, hier einen belastbaren Wert zu nennen. Aber ab Renditen von 2% für erstklassige Schuldner wird es für den einen oder anderen Versicherer dann sicher auch wieder interessant, auf „einfachere“ Instrumente in der Anlage zu setzen.
IPE Institutional Investment: Anderes Thema - wie passt die Übernahme des Luxemburg-Geschäfts von Sal. Oppenheim in das Verwahrstellengeschäft von Hauck & Aufhäuser?
Bentlage: Das Geschäft passt hervorragend zu uns, da Sal. Oppenheim in Luxemburg als KVG und Verwahrstelle das gleiche Geschäft gemacht hat bzw. macht wie wir hier in Deutschland. Wir können damit unsere Asset-Servicing-Plattform hervorragend skalieren! Außerdem können wir uns damit wesentlich stärker dem Auslandsmarkt öffnen. Bei Sal. Oppenheim lief bereits ein Drittel des Geschäfts mit ausländischen Kunden. Hier sehe ich für die Zukunft ein großes Wachstumspotenzial für uns.
IPE Institutional Investment: Wie weit ist der Zusammenschluss technisch und organisatorisch abgeschlossen?
Bentlage: Wir sind gerade in den letzten Zügen der Migration auf unsere Plattform und hoffen, dass wir dies nach der Sommerpause abschließen können. Insofern sind wir klar im Zeitplan.
IPE Institutional Investment: Was heißt die Übernahme nun in Zahlen?
Bentlage: Wir hatten per Ende vergangenen Jahres gut 80 Mrd. Euro unter Verwahrung. Durch Oppenheim kommen nun nochmals rund 25 Mrd. Euro hinzu. Damit haben wir unser 2019/2020 angestrebtes Ziel von 100 Mrd. Euro etwas früher erreicht. Insgesamt sind wir jetzt das fünfte Jahr in Folge mit gut 25% gewachsen, was meines Erachtens im Wettbewerbsumfeld eine herausragende Zahl ist.
IPE Institutional Investment: Sehen Sie weitere Opportunitäten im Markt durch Übernahmen zu wachsen?
Bentlage: Es wird sicher immer wieder die eine oder andere Opportunität geben. Ich sehe aber, dass in der aktuell guten Marktphase kein großer Konsolidierungsdruck in der Branche herrscht. Näheres wird man hier wohl erst im nächsten Abschwung sehen.
IPE Institutional Investment: Wie stark steht das Thema Effizienzsteigerung noch im Mittelpunkt?
Bentlage: Gerade das Thema Kosteneffizienz ist trotz der positiven Marktphase natürlich bei allen Anbietern weiterhin allgegenwärtig. Ein anderes Thema in diesem Zusammenhang ist die bessere Datennutzung, sprich die Auswertungsmöglichkeiten für Kunden. Nach den Global Custodians erreicht dieses Topic auch zunehmend die „kleineren“ Verwahrstellen. Auch das Thema der Digitalisierung beschäftigt uns zunehmend. Wie kann ich Fintechs an- bzw. einbinden? Welche Ideen und Möglichkeiten können wir hier generieren, die unseren Kunden einen Mehrwert bieten? In diese Richtung geht zunehmend die Denke.
IPE Institutional Investment: Was wächst derzeit stärker – das Geschäft mit Vermögensverwaltern oder mit institutionellen Endkunden?
Bentlage: Das größte Wachstum sehen wir derzeit von mittelgroßen Asset Managern und institutionellen Endanlegern. Man sieht gerade im Real Assets-Bereich, dass sich spezialisierte Asset Manager sehr gut entwickeln und entsprechend im Markt wachsen. Wir merken, dass dies eine Kundenklientel ist, die sehr gut zu uns passt und einen entsprechend individuellen Service zu schätzen weiß.
IPE Institutional Investment: Was sind für Sie die nächsten strategischen Kernziele?
Bentlage: Für uns ist 2018 – wie schon angedeutet – das Integrationsjahr, hier ist für uns wichtig, dass wir neben der Konsolidierung des Oppenheim-Geschäfts unsere Services soweit optimieren, um maximalen Kundennutzen stiften zu können. Perspektivisch sehe ich zwei Gruppen im Markt: zum einen die global agierenden Custodians und zum anderen starke Regionalplayer. Hier sehe ich uns als starke Kraft im Markt, die eine ausreichende Größe hat um auch für ausländische Kunden interessant zu sein. Dabei wollen wir aber nicht unsere Individualität dem Kunden gegenüber aufgeben. Das hat uns immer ausgezeichnet und diesen Weg wollen wir auch klar weiter gehen.
IPE Institutional Investment: Welche Wachstumsraten streben Sie damit für die Zukunft an?
Bentlage: Ich sehe den Markt langfristig mit 5-7% p.a. wachsen. Unser Ziel muss es sein, überdurchschnittlich zulegen zu können und damit gegenüber dem Gesamtmarkt -höher zu wachsen.
IPE Institutional Investment: Lassen Sie uns abschließend noch einen Blick auf die Trends im Investment Management werfen?
Bentlage: Private Debt ist sicher auf dem Weg eine fest Größe in den Portfolios zu werden, auch wenn die Zinsen tatsächlich einmal wieder deutlich steigen sollten. Dazu sehen wir bereits seit einigen Jahren ein deutlich steigendes Interesse an Liquid Alternatives. Schwieriger könnte es mittelfristig bei Real Assets werden, auch wenn der Trend hier – wie eingangs formuliert – zunächst weiterlaufen dürfte.
IPE Institutional Investment: Woher kommen die Bremsspuren?
Bentlage: Nicht vom Zinsumfeld, aber ich glaube, dass die Preise an einem gewissen Punkt einfach nicht mehr attraktiv für Investoren sein werden, hier noch weiter Exposure aufzubauen. Insofern wird es dann hier zu einer Beruhigung kommen, wenn wir uns zu nahe an den Zins an den Rentenmärkten annähern werden.
IPE Institutional Investment: Besten Dank für diese Einblicke!