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Österreichs Sozialpartner im Prinzip einig über Notwendigkeit von Zusatzpensionen

Mehr Anreize für Geringverdienende in eine kapitalgedeckte zweite Säule einzuzahlen forderten auch Arbeitnehmervertreter bei einer Podiumsdiskussion in Wien am vergangenen Donnerstag.

Der Fachverband der Pensions- und Vorsorgekassen (FVPK), als Teil der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ), lud zu einer Diskussionsrunde über die Nachhaltigkeit des Pensionssystems, wie in Österreich das Rentensystem genannt wird.

Dabei wurde auch von Arbeitnehmervertretern, wie dem Gewerkschaftsbund ÖGB, deutlich gemacht, dass „die zweite Säule eine wichtige Rolle“ spiele, so Ingrid Reischl aus dem Leitungsgremium des ÖGB.

Die oft als kapitalmarktkritisch dargestellte Arbeitnehmerseite machte bei der Veranstaltung deutlich, dass gerade Geringverdienern eine Zusatzpension helfen kann.

Betriebliche Vorsorge entspringe einer „sozialpartnerschaftlichen Grundidee“, Pensionskassen liefern Transparenz und werden staatlich gefördert. Diese Punkte listete Ines Stilling, Bereichsleiterin der Arbeiterkammer (AK), als positive Seiten der kapitalgedeckten zweiten Säule auf. Aber gerade bei der staatlichen Förderung forderte sie ein Umdenken: „Derzeit ist die Förderungshöhe von der Beitragshöhe abhängig, wer also besser verdient, bekommt mehr Förderung – das würden wir gerne ausgleichen.“

Für Reischl ist eines der Hauptprobleme von Arbeitnehmern mit der kapitalgedeckten zweiten Säule die Volatilität. Diese müsse durch neue Garantieformen und etwa durch Verlustausgleiche über mehrere Jahre verringert werden.

Andreas Zakostelsky, Obmann des Fachverbands der Pensions- und Vorsorgekassen, betonte ebenfalls den gemeinsamen Nenner, der die Sozialpartner in Sachen Betriebspensionen eint. Er wies aber – wie bei jeder seiner Reden – darauf hin, dass es von Seiten dieser Regierung sowie aller ihrer Vorgänger über die letzten zehn Jahre an einem wirklichen Plan für das Pensionssystem mangelt.

Grundsätzlich stimme die AK Vorstößen zu, die die Verbreitung von Betriebspensionen fördern. Allerdings sei es derzeit wegen der hohen Inflation bei Lohnabschlüssen schwierig, eine Zusatzpension anstelle einer Gehaltserhöhung anzubieten.

Staatsausgaben für Renten steigen weiter
Noch immer sind nur rund ein Viertel aller Arbeitnehmer in Österreich in einer betrieblichen Vorsorge. Laut jüngsten Statistiken haben die Pensionskassen gemeinsam mit den Vorsorgekassen, die Abfindungsgelder für die obligatorische „Abfertigung Neu“ verwalten, mittlerweile ein verwaltetes Vermögen von knapp über 40 Mrd. Euro erreicht.

Bei kleineren Anbietern von Pensionskassen hat die Vorsorgekasse durch die verpflichtenden Einzahlungen durch Arbeitgeber via Sozialversicherung bereits ein größeres Volumen erreicht als die Pensionskasse.

In ihren jüngsten Quartalsbericht wies die Finanzmarktaufsicht für die acht Vorsorgekassen per Ende September 2023 ein verwaltetes Vermögen von 17,47 Mrd. Euro aus. „Es stieg damit um 448,1 Mio. Euro oder 2,63% im Vergleich zum 1. Quartal und um +5,36% zum Jahresultimo 2022.“

Für die Pensionskassen waren die Wachstumszahlen erwartungsgemäß deutlich verhaltener, schon allein wegen der Kapitalmarktverwerfungen: Mit Ende des 2. Quartals lag das Vermögen der acht Pensionskassen bei 25,43 Mrd. Euro, und betrug damit um 591,68 Mio. Euro oder +2,38% mehr als zum Ende des 1. Quartals.

„Damit holt das verwaltete Vermögen den durch die Kapitalmarktturbulenzen im 1. Halbjahr 2022 bedingten massiven Rückgang langsam auf, liegt aber nach wie vor 1,55 Mrd. Euro unter dem Rekordwert zum Jahresultimo 2021“, hielt die FMA fest.

Zu den Finanzierungsschwierigkeiten der umlagefinanzierten ersten Säule in Österreich hielt Zakostelsky fest, dass derzeit jährlich rund 14% des BIP ins staatliche Pensionssystem fließen und dass sich dieser Beitrag aber bis 2050 auf fast 16% erhöhen werde.

Er zitierte auch Studien, wonach sich bis zu diesem Zeitpunkt die Anzahl der Menschen mit über 65 Jahren in Österreich auf 2,65 Millionen anwachsen werde, was einen Anstieg um 57,8% gegenüber 2019 bedeutet. Die Anzahl der Personen im erwerbstätigen Alter werde in dem Zeitraum jedoch leicht um 5,6% sinken.