„Da sich die Weltwirtschaft auf einen niedrigeren Wachstumskurs einrichtet, schalten sich die Zentralbanken in der nächsten Phase der Konjunkturförderung wieder ein nach einem kurzen und weitgehend erfolglosen Versuch zur Normalisierung der Politik“, so Oh in seinem Ausblick. In letzter Zeit habe sich eine Verschiebung vollzogen, und die Risikobereitschaft habe sich in Folge dessen zunehmend geteilt.
„Die Abneigung gegen die risikoreichsten Segmente und gegen Ertragsenttäuschungen nimmt zu, was zu einer zunehmenden Streuung innerhalb der Anlageklassen führt“, so Oh.
Für 2020 stehe demnach ein Umfeld mit geringerem globalen Wachstum bei gleichzeitig niedrigen Renditen und deutlich niedrigeren Erträgen an, während die Möglichkeiten für die Wertpapierauswahl – Stichwort Alpha – zunehmen würden.
Für Oh gilt es für 2020 insbesondere sechs Trends zu beobachten:
1. Entspannungspolitik der Zentralbank - Die Zentralbanken sollten auf zusätzliche Zinssenkungen verzichten, solange das Währungsniveau stabil bleibt und die politischen Risiken in Schach gehalten werden. Die Fed scheint einen höheren Schwellenwert für 2020 in Form von Zinssenkungen oder Zinserhöhungen festzulegen und damit die Voraussetzungen dafür zu schaffen, dass die Zinsen für Staatsanleihen in den entwickelten Märkten bis 2020 an einer engen Spanne gebunden bleiben.
2. Anhaltendes politisches Risiko - die Handelsspannungen zwischen den USA und China, die Unsicherheit beim Brexit und die US-Wahlen werden die Stimmung der Anleger weiter verändern und die Investments reduzieren.
3. Günstigere Fundamentaldaten in den Schwellenländern - Verbesserung der Volkswirtschaften, niedrigere Inflation und stabile Währungen in vielen Schwellenländern ermöglicht es den Zentralbanken, die Zinssätze zu senken und festverzinsliche Anlagen zu unterstützen.
4. Steigende Streuungs- und Wertpapierauswahlchancen - In den letzten Jahren haben sich die Märkte weitgehend in einem Beta-Markt bewegt, der von einem kurzfristigen Risikoszenario geprägt ist. Das zweite Halbjahr 2019 war durch eine deutliche Zunahme der Streuung innerhalb der Kredit-Anlagen gekennzeichnet. Diese Streuung und Marktgabelung führt zu größeren Möglichkeiten der Titelauswahl und dem Potenzial für zukünftige Alpha-Renditen für Credit Picker.
5. Weniger attraktive Segmente haben Wertpotenzial - Die Suche nach Chancen, bei denen sich die Bewertungen aufgrund von Anlegeraversion verbessert haben, birgt Risiken und potenzielle Alpha-Renditen. Die Nachfrageabneigung gegen variabel verzinsliche Kredite im Jahr 2019 bei sinkenden Zinsen hat zu attraktiven Chancen in Segmenten des besicherten Kreditmarktes und in Mezzanine-Tranchen von Collateralized Loan Obligations (CLOs) geführt.
6. Selektive Risikozunahme - Mit zunehmender Streuung und einer Kombination aus der signifikanten Nachfrage nach qualitativ höherwertigen Krediten und der Abneigung gegen risikoreichere Segmente neigt der relative Wert dazu, selektiv Risiken in Portfolios zu erhöhen, jedoch mit anhaltender Vorsicht. IG-Kredite werden in den entwickelten Märkten gegenüber HY-Krediten bevorzugt.