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Position: Emerging Markets – Eine Perspektive auf die Zeit nach der Krise

Das Coronavirus hat in vielen Schwellenländern schweren wirtschaftlichen Schaden angerichtet. Wenn es um die mittelfristigen Zukunftsaussichten dieser Länder geht, sehen wir die aktuelle Krise aber dennoch nur als einen unter mehreren Einflussfaktoren. Die grundlegende makroökonomische Situation in diesen Ländern und die unterschiedliche Qualität ihrer Institutionen wird nach wie vor längerfristig ausschlaggebend sein.

Nathan Sheets, PhD

Cathy Hepworth

Nur für professionelle Anleger. Alle Investitionen sind mit Risiken verbunden, einschließlich des möglichen Kapitalverlusts.

Vor diesem Hintergrund haben wir die mittelfristigen Aussichten von 25 wichtigen Schwellenländern unter vier Gesichtspunkten betrachtet: 1) die wirtschaftliche Belastung der einzelnen Länder durch das Virus sowohl durch „direkte“ Auswirkungen (Todesfälle) als auch durch „indirekte“ Folgen (Rückgang der Rohstoffpreise, des Tourismus und der Überweisungen aus dem Ausland, sowie des Anteils des Dienstleistungsgewerbes in der Wirtschaft); 2) die bereits bestehenden makroökonomischen Schwachpunkte; 3) die Belastung durch die allgemeine Verschlechterung der Weltwirtschaft; und 4) das Ausmaß und die Wirksamkeit der politischen Reaktion dieser Schwellenländer.

Einige wichtige Erkenntnisse:¹
• EM-Anleihen werden weiterhin eine wichtige und attraktive Anlageklasse bleiben. Die durch die Pandemie hervorgerufenen wirtschaftlichen Verwerfungen bringen neue Herausforderungen mit sich, die Investition in EM-Anleihen setzte aber schon immer die Einschätzung quantitativer und qualitativer Risikofaktoren voraus. Die aktuelle Krise bietet eine neue Chance, relative Wertpotenziale durch eine Analyse der Fundamentaldaten und der Bewertungsniveaus zu identifizieren.

• Die Staatsfinanzen der Schwellenländer sehen besorgniserregend aus. In der von uns betrachteten Ländergruppe könnte es in diesem Jahr zu einer durchschnittlichen Verschlechterung der Haushaltsbilanz um 5% des BIP kommen. Mehrere Länder – darunter Brasilien, Argentinien, Indien, Ungarn und Südafrika – hatten bereits zu Beginn der Krise eine relativ hohe Verschuldung, was die Bewältigung der damit verbundenen Herausforderungen nicht einfacher macht.

• Risikobegrenzende Faktoren: Erstens sind die Länder, die von dem Virus am stärksten betroffen sind, nicht notwendigerweise im Hinblick auf andere Kennzahlen am schlechtesten aufgestellt. Zweitens hatten Länder, bei denen die größten Einbrüche in der Leistungsbilanz zu verzeichnen sind (hauptsächlich Ölexporteure), zu Beginn der Krise in der Regel komfortable Überschüsse und reichliche Reserven und scheinen daher gut positioniert zu sein, um den Schock zu absorbieren. Drittens erscheint uns die voraussichtliche Verschlechterung der Haushaltslage zwar besorgniserregend, dies spiegelt jedoch zumindest zum Teil die Entscheidungen der Regierungen dieser Länder wider, ihre Volkswirtschaften durch Konjunkturmaßnahmen zu unterstützen. Viertens leisten die Zentralbanken umfangreiche geldpolitische Unterstützung, indem sie die Zinssätze senken. In einigen Fällen wurden auch quantitative Lockerungsprogramme aufgelegt. Parallel dazu hat der IWF seine Hilfsmaßnahmen ausgeweitet.

Die Schwachstellen der Schwellenländer im Vergleich (siehe Abb. 1)
Brasilien und Südafrika zeichnen sich durch eine Vielzahl von Schwachstellen aus. Die beiden Länder haben eine hohe Staatsverschuldung und ihre Haushaltslage könnte sich im kommenden Jahr deutlich verschlechtern. Selbst in diesen Ländern sehen wir aber Grund zur Hoffnung. Beide Länder verfügen über glaubwürdige Zentralbanken, die geldpolitische Unterstützung leisten. Darüber hinaus werden die Defizite in beiden Ländern aus dem Inland finanziert und spiegeln weitgehend die Bemühungen um die Stützung der Konjunktur wider. Brasilien verfügt über erhebliche Währungsreserven, während Südafrika Gespräche mit dem IWF über eine mögliche Unterstützung aufgenommen hat. Wir werden die Entwicklungen in diesen Ländern weiterhin genau verfolgen, aber wir rechnen nicht damit, dass es kurzfristig zu einer dramatischen Zuspitzung der Situation kommt.

Rumänien, Ungarn, Mexiko und Chile hatten zu Beginn der Krise mäßige makroökonomische Probleme, wurden aber seither vom Virus bzw. der Verschlechterung ihrer Haushaltslage hart getroffen. Dagegen ergeben sich die Schwierigkeiten in Ägypten und Argentinien in erster Linie aus den erheblichen makroökonomischen Herausforderungen, die bereits vor der Krise bestanden.

Generell stellen wir fest, dass die Länder Lateinamerikas durch das Virus und seine Auswirkungen relativ stark belastet werden, während die Anfälligkeiten vieler asiatischer und mitteleuropäischer Länder eher auf ihre Abhängigkeit von der Weltwirtschaft, insbesondere vom internationalen Handel, zurückzuführen ist.

Von den fünf am wenigsten belasteten Ländern liegen vier in Asien und eines in Afrika (Nigeria). Die Einstufung Nigerias überrascht angesichts der bestehenden wirtschaftlichen Schwierigkeiten des Landes und der Tatsache, dass es sich um einen großen Ölexporteur handelt. Unsere jüngsten Untersuchungen lassen aber darauf schließen, dass sich das Land in der Krise bislang gut geschlagen hat.

Quelle: PGIM Fixed Income; Stand: Juni 2020.
Unsere vollständige Analyse finden Sie unter The Prospects for the Emerging Markets – Looking beyond the Storm.


Investmentimplikationen
Aus unserer Sicht hat der Markt die oben genannten Risiken weitgehend eingepreist. Tatsächlich wurde im März im Rahmen des Markteinbruchs unterschiedslos abverkauft, was eine Vielzahl von Chancen für einen relativen Wert zu Tage gefördert hat. Wir haben zum Beispiel Wertpotenziale in besser aufgestellten Ländern gefunden, die eher unregelmäßig Anleihen emittieren. Einige dieser Länder haben in jüngster Zeit langfristiges Kapital aufgenommen. Aufgrund der aktuellen Marktlage lagen die Spreads bei diesen Emissionen deutlich über dem Vorkrisenniveau.

Außerdem haben viele schwächere Länder mit niedrigerem Rating Hilfe vom IWF erhalten. Vielfach handeln die Anleihen auch auf einem Niveau, das die Verschlechterung der Fundamentaldaten ausgleicht. In manchen Fällen verfügen die Länder über angemessene Puffer oder haben weiterhin Marktzugang.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Entwicklung der EM-Spreads in den kommenden Monaten zwar noch nicht absehbar ist, EM-Anleihen sich aber in der Vergangenheit im Allgemeinen innerhalb eines relativ kurzen Zeitraums von Marktverwerfungen erholt haben.² Für Optimismus spricht außerdem die Tatsache, dass die derzeitige Problematik viele Länder belastet und die politischen Entscheidungsträger die Krise energisch angehen. Bei der Bewältigung dieser Krise sollte außerdem helfen, dass diese Länder bereits in der Vergangenheit schwere Krisen überlebt haben.

¹Unsere vollständige Analyse finden Sie unter The Prospects for the Emerging Markets – Looking Beyond the Storm unter www.PGIMFixedIncome.com.
²Vergleicht man die Anlageklassen für EM-Schulden, so finden wir die besten Chancen bei Hartwährungsanleihen. Die abgesicherten lokalen Anleihen schnitten während des anfänglichen Marktabschwungs besser ab, lagen jedoch in den letzten Monaten hinter den Hartwährungs-Anleihen. Bei den EM-Währungen verlief die Erholung relativ ungleichmäßig.

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*) Dr. Nathan Sheets ist Chefvolkswirt und Leiter des globalen Makro-Research bei PGIM Fixed Income. Sein Team ist für die Formulierung des makroökonomischen Ausblicks und der Fundamentalanalysen von Industrienationen und Emerging Markets sowie für die Analyse der internationalen Zinsentwicklung und der Kredit- und Devisenmärkte verantwortlich. Dr. Sheets war zuletzt als Staatssekretär für internationale Angelegenheiten im US-Finanzministerium tätig. Davor arbeitete er für Citigroup, den US-Zentralbankrat und den Internationalen Währungsfonds. Er promovierte am MIT.

Cathy Hepworth, CFA, ist Managing Director und Head des Emerging Markets Debt Teams von PGIM Fixed Income, das sie 1995 mitbegründet hat. Zuvor hat sie als Analystin in der Credit Research Group des Unternehmens gearbeitet. Bevor sie 1989 zu PGIM wechselte, war sie als Analystin bei Bankers Trust und Merrill Lynch tätig. Frau Hepworth hält einen Bachelor of Science in Foreign Service von der Georgetown University, School of Foreign Service, USA.

PGIM Fixed Income ist ein globaler Assetmanager, der aktive Investmentlösungen für alle Anleihemärkte bietet. Das Unternehmen verfügt über Geschäftsstellen in Newark (New Jersey), London, Amsterdam, Tokio und Singapur und verwaltet mehr als 851 Mrd. US-Dollar. Weitere Informationen finden Sie unter den IPE Referenzen und auf www.pgimfixedincome.com. (Stand: 31.12.2019).

PGIM Fixed Income handelt hauptsächlich durch PGIM, Inc., eine Tochtergesellschaft von Prudential Financial, Inc. („PFI“), die gemäß dem U.S. Investment Advisers Act von 1940 als Anlageberater eingetragen ist. Im Vereinigten Königreich und in verschiedenen anderen Staaten innerhalb des Europäischen Wirtschaftsraums (EWR) werden Informationen von PGIM Limited bereitgestellt (Geschäftssitz: Grand Buildings, 1-3 Strand, Trafalgar Square, London, WC2N 5HR). PGIM Limited ist von der britischen Finanzdienstleistungsaufsichtsbehörde (Financial Conduct Authority) zugelassen und wird von dieser reguliert (Firmen-Referenznummer 193418). PGIM Limited verfügt in verschiedenen Jurisdiktionen des EWR über Passporting-Rechte. Diese Informationen werden Personen bereitgestellt, die professionelle Kunden im Sinne der Richtlinie 2014/65/EU (MiFID II) sind. PFI aus den Vereinigten Staaten gehört nicht zu Prudential plc., einem Unternehmen mit Hauptsitz im Vereinigten Königreich oder zu Prudential Assurance Company, einer Tochtergesellschaft der M&G plc, mit Hauptsitz im Vereinigten Königreich. Die in diesem Dokument enthaltenen Informationen beruhen auf öffentlich verfügbaren Informationen aus Quellen, die PGIM Fixed Income als zuverlässig erachtet. Die Informationen stellen die Ansichten und Meinungen des Autors mit Stand zum Juli 2020 dar und dienen ausschließlich der Information. Dieses Informationsangebot stellt keine Anlageberatung dar und sollte nicht als Grundlage für eine Anlageentscheidung verwendet werden. Änderungen der zugrunde liegenden Annahmen und Meinungen sind vorbehalten. 2020-4775