In einer Studie zur Verhaltenspsychologie von Anlegern hat Fidelity International hierbei vor allem fünf typische Fallen identifiziert: Den Framing-Effekt, den Anker-Effekt, Verlustaversion, Home Bias und dem Herdentrieb.
„Immobilienmärkte sind besonders anfällig, wegen der Heterogenität der Märkte, der relativen Illiquidität, dem Fehlen von Transparenz und einer zentralen Börse sowie hohen Handelskosten. Das alles verstärkt den Effekt, den solche Biases auf Marktbewegungen haben können“, so Fidelity in der Studie „Addressing built-in biases in real estate investment“.
In seinem Vorwort rät Neil Cable, Head of European Real Estate Investments, dazu, Dinge neu zu denken: „Dank der steigenden Zahl an Immobilienindices, qualitativ hochwertigerer Analysen, verbesserten Marktinformationen und der anspruchsvollen Nutzung von Technologie, liegen uns nunmehr Jahrzehnte an Daten von hoher Qualität vor. Aber wir sollten die Daten in Zukunft ganz anders verarbeiten und – was am wichtigsten ist – wir sollten uns bei Investmententscheidungen weniger an traditionelle Asset Allocation-Modelle halten.“
Zum Framing-Effekt liefert Fidelity u.a. auch Daten über deutsche Märkte. So habe es etwa innerhalb der oft geschaffenen Kategorie „Frankfurter Büroimmobilien“ im Jahr 2011 eine Schwankungsbreite bei den Erträgen zwischen -20% und +10% gegeben.
Die Kategorisierungen nach Stil, Industriesegment oder eine geografische Zuordnung suggerierten, dass diese Kategorien – ähnlich eines Aktienindex – für Investoren zugänglich sind.
Auch bei der langfristigen Volatilität stellte Fidelity International einen deutlichen Unterschied zwischen der durchschnittlichen Kennzahl für „Prime Assets“ im Gesamtmarkt versus jener in einzelnen Städten fest.
So lag die Volatilität der Gesamtrendite in deutschen Core Office-Märkten zwischen 1998 und 2017 bei 2,6 während Frankfurt (3,3), München (3,7) und Berlin (3,8) jeweils höhere Werte aufwiesen. Ähnliche Vergleiche können für Großbritannien und Frankreich gezogen werden.
Durch den sogenannten „Anker-Effekt“ ziehen Investoren oftmals falsche Kennzahlen für die Bewertung eines Immobilieninvestments heran.
Dabei gibt Fidelity International zu bedenken, dass für unterschiedliche Investorengruppen unterschiedliche Kennzahlen wichtig und attraktiv sind, je nach Situation in ihrem Heimatmarkt.
Als „schädlichstes Anchoring“ sehen die Analysten die Konzentration auf Kapitalwachstum in Immobilien anstelle von Einkünften. „Dabei ignorieren sie, wie wichtig Einkünfte sind, um eine konsistente Rendite über den Zyklus zu erhalten. Sie setzen sich damit zusätzlichen Risiken bei Marktkorrekturen aus.“ In den meisten Industrieländern machen Einkünfte den Hauptanteil der Performance von Immobilien aus, während in Asien Kapitalzuwachs eine größere Rolle spielt.
Fidelity International zeigt sich überzeugt, dass das Interesse asiatischer Investoren an europäischen Märkten weiter zunehmen wird. Dabei spiele auch das steigende Interesse an ESG-Modellen eine Rolle für die eine gewisse Markttransparenz hilfreich ist.
In Sachen Home Bias hält die Studie fest, dass etwa im Bürobereich Immobilien in den Hauptstädten wie Berlin, Paris und London eher vergleichbar sind als andere Immobilien in der gleichen Stadt.
Bei Immobilieninvestitionen besonders ausgeprägt sei die Verlustaversion, die durch hohe emotionale Aufladung oft zu Fehlentscheidungen führe.