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Unternehmen mit eigenständigen ESG-Gremien erzielen höhere Nachhaltigkeitswerte

Eine von Glass Lewis in Zusammenarbeit mit NN IP durchgeführte Studie liefert neue Erkenntnisse über die Verbindung zwischen eigenständigen ESG-Gremien und ESG-Performance.

Adrie Heinsbroek

Bereits seit längerem richten Unternehmensvorstände eigenständige Gremien ein, die sich mit speziellen Angelegenheiten befassen. Heutzutage richten einige Vorstände eigenständige Gremien ein, die sich mit Umwelt-, Sozial- und Governance-Themen (ESG) befassen, um der steigenden Verantwortung der Vorstände bei der Überwachung der nicht-finanziellen Performance gerecht zu werden. Wie effektiv sind diese eigenständigen Gremien jedoch bei der Verbesserung der ESG- und Nachhaltigkeitsperformance von Unternehmen?

Eine gemeinsame Studie von NN Investment Partners (NN IP) und dem Governance-Dienstleister Glass Lewis zeigt, dass Unternehmen mit eigenständigen ESG-Gremien tendenziell höhere ESG-Werte aufweisen. Dies spiegelt sich in der von NN IP entwickelten „ESG Lens“ wider. Unternehmen mit dieser Überwachungsstruktur machen den höchsten Anteil (28%) der Unternehmen im obersten Quartil der ESG-Lens-Ergebnisse aus und weisen generell überdurchschnittliche ESG-Lens-Werte auf.

Obwohl Unternehmen mit einem Nachhaltigkeitsgremium „unterhalb der Vorstandsebene“ ebenfalls mit 28% im obersten Quartil vertreten sind, macht diese Kategorie nur 15% der Unternehmen aus, die im zweiten Quartil liegen, im Vergleich zu 36% bei eigenständigen Gremien. Insgesamt liegen die Ergebnisse der ESG Lens bei den Unternehmen über dem Mittelwert, die spezielle Gremien – ob auf oder unterhalb der Vorstandsebene – zur Überwachung der Nachhaltigkeitsperformance haben.

Zu den Unternehmen mit anderen Arten von Kontrollstrukturen und deren prozentualen Präsenz im obersten Quartil gehören: kombinierte Vorstandsgremien (16%), der gesamte Vorstand (13%) und nicht veröffentlichte Angaben (16%).

Die Studie zeigt, dass Unternehmen in Europa und den USA, in denen die Erwartungen und Anforderungen an die außerfinanzielle Berichterstattung höher sind, tendenziell über eigenständige ESG-Gremien auf Vorstandsebene verfügen (26% bzw. 28%). Während jedoch die Qualität der Angaben in Europa sehr gut ist, gilt dies nicht für die USA. Dort scheinen sich viele Unternehmen bei ihren Angaben auf ein „gesetzliches Minimum“ zu beschränken. Die relativ geringen Anforderungen an die Berichterstattung in den USA im Vergleich zu Europa dürften die Unterschiede in der Qualität der Informationen erklären.

Abbildung 1: Überwachungsstruktur nach Regionen


Eigenständige Gremien sind am häufigsten im Energiesektor zu finden (44%), gefolgt von der Grundstoffindustrie (37%), Finanzwerten und Basiskonsumgütern (beide 29%), Versorgern (21%), Industriewerten (19%), zyklischen Konsumgütern (13%) und dem Gesundheitswesen (10%).

Adrie Heinsbroek, Chief Sustainability Officer bei NN Investment Partners, sagt zu den Ergebnissen: „Inwieweit die Aufsichtsgremien für Nachhaltigkeit zuständig sind, ist verschieden und kann oft recht gering sein. Die Entscheidung, eigenständige oder kombinierte ESG-Gremien auf Vorstandsebene einzurichten, bleibt freiwillig. Sie wird jedoch sowohl intern beeinflusst, z. B. durch eine Unternehmenskultur, in der Nachhaltigkeit einen hohen Stellenwert hat, als auch extern durch Faktoren wie den Einfluss von Stakeholdern und Regulierungsbehörden. Da diese Gremien auf Freiwilligkeit beruhen, könnten sie als Zeichen für die erhöhte Aufmerksamkeit eines Unternehmens für die strategische Performance von ESG gewertet werden, was jedoch möglicherweise nur ein oberflächliches Bekenntnis darstellt.

Was die externen Faktoren betrifft, so können Empfehlungen, ‚Soft Law‘ und die Erwartungen der Aktionäre die Unternehmen zwar dahingehend beeinflussen, dass sie Gremien zur Überwachung von Nachhaltigkeits- und ESG-Aspekten einrichten, aber verbindliche Offenlegungspflichten für nichtfinanzielle Informationen haben einen direkteren und größeren Einfluss auf festgelegte Überwachungsstrukturen.

Europäische Unternehmen, auf die derzeit der größte regulatorische Druck hinsichtlich der Berichterstattung über nicht-finanzielle Informationen ausgeübt wird, verfügen beispielsweise am ehesten über eine gewisse Form von ESG-Gremien. Unternehmen im Energiesektor hingegen verfügen wahrscheinlich aufgrund der stärkeren Kontrolle von Umweltaspekten, insbesondere dem Klimawandel, über mehr eigenständige oder kombinierte Gremien.

Die Studienergebnisse zeigen einmal mehr, wie wichtig es ist, dass Unternehmen ESG im Blick haben, und welche Auswirkungen dies auf ihre ESG-Performance hat. Als aktive Investoren werden wir weiterhin mit Unternehmen zusammenarbeiten, um sie auf diese Aspekte aufmerksam zu machen und unseren Einfluss durch Diskussionen zu diesem Thema wahrzunehmen.“