„Die deutschen Anleger haben nichts verpasst, weil die erwartete signifikante Renditekorrektur nach der Brexit-Abstimmung nicht stattgefunden hat“, erläutert Andreas Schultz, Geschäftsführer bei Warburg-HIH Invest Real Estate und zuständig für den Bereich internationale Transaktionen.
„Die Renditen haben nur kurz nachgegeben, nicht so wie nach der Lehmann-Krise und sind jetzt bereits wieder auf dem Niveau vor der Abstimmung“, so Schultz.
Die Gründe dafür liegen vor allem im Anlagedruck, den viele institutionelle Investoren verspüren: „Es gab nur wenig Verkäufe, weil es kaum Anlagealternativen gibt.“
Sein Kollege in der Geschäftsführung der Warburg-HIH Invest Real-Estate, Alexander Eggert, zuständig für Fondsmanagement, Produktmanagement und Research erläutert, warum institutionelle Investoren weiter an London interessiert sind:
„London wird der ‚europäische Trading Hub’ für Amerika und Asien bleiben, daran kann auch ein Brexit nichts ändern. Selbst wenn es zu Abwanderungen im Bankensektor kommen sollte, werden – wenn überhaupt – nur jene Banken abwandern, die von europäischen Lizenzen abhängig sind.“ Das internationale Bankengeschäft werde in London bleiben.
„Der Standort ist diversifiziert und für unterschiedliche Branchen anziehend, die Auswirkungen des Brexit werden daher überschaubar bleiben“, so Schultz.
Und weiter: „London spielt seit Dekaden eine entscheidende Rolle als Immobilienmarkt und ist hier einer der liquidesten Märkte der Welt.“ Durch diese Transparenz und Effizienz gebe es stabile Transaktionsvolumina. „Das treibt Kapital in den Londoner Markt.“
Auch das günstige Pfund ziehe internationale Investoren auf den Londoner Markt.
Hier sieht Eggert einen der großen Unterschiede zwischen deutschen und internationalen Investoren: „Die meisten deutschen Investoren möchten Immobilienrisiken nehmen, aber die Währung hedgen.“ Andere Anleger können im derzeitigen Marktumfeld „noch die Wertsteigerung aus der Währung heraus mitnehmen“.
„Internationales und deutsches Kapital stehen schon in einem gewissen Wettbewerb zueinander in London, aber deutsches Kapital ist nicht homogen“, gibt Eggert zu bedenken. Deutsche Investoren seien mit Ausnahme großer deutscher offener Fonds an eher kleineren Tickets im zweistelligen Millionen- Pfund-Bereich interessiert – genau das Gegenteil zu einigen asiatischen Anlegern, wie etwa Staatsfonds.
Und selbst bei gleicher Interessenslage biete London zudem noch viele Anlagemöglichkeiten außerhalb des Bürosegments: „Deutsche Investoren fokussieren nicht nur auf Büro, auch Logistik oder Einzelhandel sind interessant. Der Schwerpunkt wird bislang auf Büro gelegt, weil es das transparenteste Segment ist“, erläutert Eggert.