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XTP: Investment Governance als wichtiger Renditefaktor bleibt oft unbeachtet

Viele Versicherer und Pensionskassen sind sich der Risiken von intransparenten oder zu wenig hinterfragten Managementgebühren nicht bewusst, erklärte Nikolai Dördrechter, COO von XTP, jüngst beim Insurance Forum Austria in Wien.

„Ein großer Teil der Kosten bleibt noch immer verborgen und z.B. die Total Expense Ratio hält nicht das, was der Name verspricht,” leitete Dördrechter seinen Vortrag ein.

Das gelte vor allem für Private Equity und Immobilien – aber auch bei Aktienfonds „geht die TER von einem statischen Portfolio aus und enthält etwa nicht die Transaktionskosten”.

Welche Auswirkungen das haben kann, zeigte Dördrechter anhand von Beispielen anonymisierter Kunden aus dem Versicherungs- und Pensionskassenbereich.

Im Fall eines Immobilieninvestment-Portfolios sei die Management Fee „doppelt so schnell gewachsen wie die Mieteinnahmen, weil der Manager nicht auf Basis der erzielten Mieteinnahmen bezahlt wurde, sondern basierend auf den Assets under Management,” erläuterte Dördrechter.

„Die Zahlen lagen der betroffenen Pensionskasse vor, aber man musste sie erst herausarbeiten,” so der Berater weiter.

Eine „dänische versicherungsnahe Pensionskasse” hatte für ein Cornerstone-Investment einen Rabatt auf die Managementgebühr zugesprochen bekommen. Vereinbart wurde allerdings eine Performance Fee sobald der Fonds läuft. „Und er ist dann wirklich gut gelaufen, so dass nicht realisierte Wertsteigerungen die Performance Fee ausgelöst haben – dieser Effekt war vom Manager in der Simulation nicht gezeigt worden,” so Dördrechter.

Eine andere Pensionskasse hat über ein Private Debt-Vehikel in Projekte mit grünem Charakter in Asien investiert. Was aber nicht sofort ersichtlich war, war die Weitergabe der Darlehen an Special Purpose Vehicles, die wiederum diese Kredite mit Aufschlag weitergegeben haben. Dadurch entstand der Pensionskasse ein Performanceverlust.

Vorsicht sei auch in Sachen Währungstrading geboten, etwa beim Kauf einer großen Immobilie im Ausland. „Aus Vereinfachungsgründen werden oft Verträge mit einer Verwahrstelle abgeschlossen, die das Währungstrading mit übernimmt”, erläuterte Dördrechter. Den Spread, der signifikant sein kann, behalte der Trader ein.

„All das ist kein Betrug, sondern eine Frage der Investment Governance“, betonte Dördrechter. Institutionelle Investoren müssten sich ansehen, ob die Kapitalanlageseite effizient ist und Gebühren hinterfragen.

Genau hier sieht der Berater jedoch oft eine Hemmschwelle. Sei es aus Höflichkeit, oder weil die Investoren in einer bestimmten Marktphase einfach nur glücklich seien, einen Investmentplatz in einem bestimmten Fonds bekommen zu haben.

In Österreich und Deutschland seien auch die Aufsichtsbehörden bislang „still zu dem Thema”, aber die FSC in Großbritannien sowie die SEC in den USA hätten es „bereits auf dem Schirm”.

Durch die größere Bedeutung kapitalgedeckter Rentenvorsorge, fürchten die Aufsichtsbehörden in diesen beiden Ländern vor allem, dass diese Ineffizienzen und Wissenshierarchien zwischen Investoren und Asset Managern die Rendite und damit letztlich die Rentenhöhen schmälern.

Dördrechter wies aber auch darauf hin, dass auch bei Asset Managern einfach Berechnungsfehler passieren können bzw., dass die Berechnung von Gebühren ausgelagert sei und damit nicht unbedingt im Sinne der Kunden mitverhandelt wird.

„Unser Plädoyer an institutionelle Investoren ist es genau hinzuschauen, nicht davon auszugehen, dass alles in der Value Chain immer zu den besten Konditionen passiert und ein Bewusstsein für die Problematik zu entwickeln”, so Dördrechter.

XTP hat einen firmengeschichtlichen Hintergrund im akademischen Peergruppenvergleich von Asset Managern. Die daraus resultierenden Berichte wurden zunächst verkauft, auch an institutionelle Investoren.

„Aber wir haben dann gemerkt, dass diese Berichte oft liegengelassen werden. Also haben wir das Geschäftsmodell geändert und helfen bei der Nachberechnung, möglichen Nachverhandlung mit dem Manager etc.”, so der Berater. Natürlich könne man nicht alle Gebühren nachverhandeln, aber gerade bei einer deutlichen Änderung der Performance ergebe sich hier oft eine Möglichkeit.