„Man muss bedenken, dass von einem börsennotierten Unternehmen 100 andere abhängig sind,“ so der Manager des in Wien basierten Finanzdienstleisters, der Teil der C-Quadrat Investment Group ist.
Aus dieser Überlegung heraus tätige Quantic einen gesamtheitlicheren Blick: „Wir unterscheiden zwischen Wall Street und Main Street“, formuliert es Jost. Vor allem in Ländern wie Österreich und Deutschland bilden nicht-börsennotierte Firmen einen großen Teil der Wirtschaft, der aber in vielen Investitionsmodellen und -prognosen außer Acht gelassen würden.
Mit der Einbeziehung von Daten solcher Unternehmen könne „eine Aussage über eine Branche“ und ihre Risiken getätigt werden.
So könne ein umfassendes Modell etwa zeigen, wer Gewinner oder Verlierer der Umsetzung von Nachhaltigkeitszielen ist: „Es ist nicht nur die Frage, wie nachhaltig ein Unternehmen ist, weil es Bereiche gibt, die von der Politik gestützt oder sogar getrieben werden – anhand von Umsetzungszielen etc.“. Deshalb hat Quantic die politischen Vorgaben für CO2-Ziele genommen und die Kosten der Umsetzung für Unternehmen inklusive nicht-börsennotierten großen Playern hochgerechnet. Jost zum Ergebnis: „Man sieht eindeutig Gewinner und Verlierer.“ Und damit, so erläutert Jost, Risikoprofile anhand derer man die Anlage steuern kann. „Die große Masse ist jedoch neutral aus dem Szenario hervorgegangen“, ergänzt der Manager.
Stresstests
Ähnliches macht Quantic auch anhand anderer Szenarien und kann so die Wirtschaft generell, nicht nur die Börse, „Stress testen“. So konnte etwa für mehrere Millionen Unternehmen weltweit ein Rezessionsszenario und damit verbundenen Risiko-Szenarien berechnet werden, wobei sich das Szenario am diesjährigen Stresstest der European Banking Authority ausrichtete. Das Ergebnis habe nicht nur gezeigt, wie jede einzelne Firma im Stressszenario reagiert, sondern wie relevante aggregierte Maße (z.B. Unternehmensprofitabilität und -bonität) für jede Branche und jedes Land ausfallen. Dazu Jost: „Diese Methode ermöglicht also ein Verständnis der Wirtschaftsabhängigkeit einzelner Firmen wie auch ganzer Branchen, Länder und höchst unterschiedlich zusammengesetzter Portfolien.“
Wichtig ist für Jost der Blick in die Zukunft: „Viele Modelle basieren auf veralteten Unternehmensdaten wie Jahresberichten etc. Quantic stützt sich auf alle verfügbaren Daten und rechnet dann eine Prognose hoch. „Wir fahren mit Scheinwerfer nicht mit Rückspiegel”, betont Jost.
Für Quantic sieht er in nächster Zeit Wachstumspotential im Private Debt-Bereich, weil hier bereits viel digitalisiert sei (was mehr Transaktionen erlaube) und das „Forecasting“ gut funktioniere. Er verweist in diesem Zusammenhang auf den Quantic Receivables Fonds, der Forderungen von mittelständischen Unternehmen kauft. Durch das Quant-Modell und den Digitalisierungsgrad sei es möglich, kleinere Rechnungen in der Höhe ab ca. 20.000 Euro zu kaufen und in einen Fonds zu packen. „Diese Kleinteiligkeit können andere nicht anbieten und erlaubt uns weniger Ausfallrisiko mit einer besseren Marge“, so Jost.
„Der digitale Ansatz erlaubt es, auch viele Tausend Einzelforderungen mit wenig menschlichem Aufwand zu analysieren und trotzdem nur geringe Kreditrisiken im Fondsvermögen zu haben.“