Ein Investment in nicht-börsennotierte Assets gilt seit jeher als probates Mittel, das Portfolio zu diversifizieren. Schließlich verbessert die geringe Korrelation zu Aktien- und Anleihemärkten regelmäßig das Rendite-Risiko-Profil. So sind beispielsweise bei nicht börsennotierten Unternehmensbeteiligungen (Private Equity) historische Überrenditen zu beobachten, während sie gleichzeitig in der Regel weniger von den Stimmungsschwankungen an den Aktienmärkten betroffen sind.
Letzteres gilt auch für Sachwerteinvestments oder etwa Beteiligungen an Infrastruktureinrichtungen. Sie punkten darüber hinaus vor allem mit einem steten und gut kalkulierbaren Einkommensstrom, der regelmäßig oberhalb des aktuellen Marktzinses liegt — ein gerade in Zeiten des anhaltenden Niedrigzinses zu Recht gefragtes Profil.
Kein Wunder ist daher, dass sich diese Anlagesegmente bei institutionellen Investoren schon lange großer Beliebtheit erfreuen. Bei kleineren institutionellen und semi-institutionellen Investoren wie Family Offices und Stiftungen sowie qualifizierten Privatanlegern hielt sich die Nachfrage nach nicht-börsennotierten Sachwert- oder Unternehmensbeteiligungen dagegen lange in engen Grenzen. Aus gutem Grund: Bis zur Neuordnung des Segments durch das Kapitalanlagegesetzbuch (KAGB) waren die für kleinere Investoren zugänglichen Vehikel, geschlossene Fonds alter Machart, von komplexen Strukturen, relativ hoher Kostenbelastung und teilweise erheblichen Risiken geprägt. Diese ergaben sich insbesondere aus dem Investment in nur ein Anlageobjekt, wie beispielsweise ein einzelnes Schiff oder Flugzeug. Im Endeffekt erwiesen sich daher etliche dieser Beteiligungsangebote als mehr oder minder herbe Enttäuschung.
Die KAGB-Regulierung des Segments hat einige der genannten Probleme adressiert und zumindest abgemildert. Dennoch sind längst nicht alle Fallstricke ausgeräumt: Die Kostenstrukturen bleiben weiterhin vielfach wenig anlegerfreundlich. Vor allem Dachfondskonstruktionen sind häufig kaum transparent und die Risiken bei Investments in ein einzelnes Anlageobjekt wiederum erheblich.
Wesentlich mehr getan als bei den heute als Alternative Investmentfonds (AIFs) bezeichneten Beteiligungsangeboten hat sich in Sachen des angestrebten Anlegerschutzes durch die EU-weite Einführung einer vollständig neuen Fondskategorie. Sie ist auf langfristige Anlagen in Privatmärkte und Sachwerte ausgerichtet: European Long Term Investment Funds, kurz ELTIFs, erlauben Privatanlegern, semi-institutionellen sowie institutionellen Investoren gleichermaßen, langfristig orientiert in Sachwert- und Privatmarktanlagen zu investieren, dies allerdings bei gleichzeitiger Adressierung der typischen, vielfach mit geschlossenen Fonds verbundenen Risiken. Denn für ELTIFs gelten klar fixierte Anlagegrundsätze, die deutlich enger gesteckt sind als bei klassischen AIFs und auch durch den Regulator überwacht werden.
Die regulatorischen Vorgaben beinhalten, mindestens 70% des Fondsvermögens in illiquide, nicht-börsennotierte Anlageobjekte zu investieren, wobei eine Streuung über mindestens zehn Direktinvestitionen vorgesehen ist. Dabei ist das zulässige Investmentuniversum vergleichsweise klar umrissen. Explizit genannt sind die Bereiche Infrastruktur, Unternehmensbeteiligungen und Fremdkapitalfinanzierungen. Darüber hinaus sind auch Immobilieninvestments möglich, sofern sie Teil eines langfristigen Investitionsprojekts sind und nicht ausschließlich der Spekulation dienen. Insbesondere dürften Infrastruktur-Immobilien wie etwa Krankenhäuser, Schulen und Gefängnisse diesen Kriterien gerecht werden. Ferner sind auch klassische Sachwerte wie Flugzeuge, Schiffe und Schienenfahrzeuge sowie Anlagen und Maschinen zulässige Investitionsobjekte. Explizit ausgeschlossen sind dagegen Kunst- und Wein-Investments sowie direkte und indirekte Rohstoff-Anlagen.
Investments in andere Fonds sind nur in einem sehr engen Rahmen gestattet. Eine Dachfondskonstellation ist somit, aufgrund des Wunsches nach transparenten Gebühren und der Vermeidung von doppelten Kostenstrukturen, ausgeschlossen. Weiterhin sind Portfoliostrategien mit nur einem Anlageobjekt untersagt und mindestens zehn Investitionen gefordert, um in einem ELTIF ein Mindestmaß an Risikodiversifikation zu garantieren.
Des Weiteren sind die Fremdfinanzierungsmöglichkeiten deutlich restriktiver definiert und ein langfristiger Fremdkapital-Hebel auf Fondsebene nicht möglich. Außerdem bleibt der Einsatz von Derivaten klar auf den Zweck der Absicherung von Portfoliorisiken, z.B. Währungsschwankungen begrenzt. Auch diese Bestimmungen tragen dazu bei, die Transparenz zu erhöhen und die Risiken zu senken.
Der klare rechtliche Rahmen, den der Gesetzgeber für ELTIFs vorgibt, macht sie zur eigentlichen Revolution des Segments für Alternative Investments. Dennoch verlief die Entwicklung des ELTIF Fonds-Segments zunächst verhalten. Mittlerweile aber wachsen sowohl die Zahl der ELTIF-Anbieter als auch die Nachfrage der Investoren. Heute bieten neben der Partners Group weitere Fondsgesellschaften ELTIFs mit unterschiedlichen Investitionsschwerpunkten an. Die Partners Group als ELTIF Pionier bereitet nach erfolgreichem Start der ersten ELTIF-Generation mit Schwerpunkt auf Private Equity derzeit die Lancierung der zweiten Generation mit einem Nachfolge-Private-Equity-ELTIF und einem breit über Privatmarktanlagen streuenden Produkt vor.
Hierin kommen die Vorzüge des ELTIF-Regimes voll zum Tragen: Gerade kleinere institutionelle, semi-institutionelle sowie private Investoren erhalten erstmals die Möglichkeit, über ein sehr klar reguliertes Vehikel in ein breit diversifiziertes Spektrum von Privatmarktanlagen zu investieren und so von unterschiedlichen Risikoprämien zu profitieren. Damit können sie die besonderen Charakteristika der Anlageklasse nutzen, ohne auf ein für sie angemessenes Schutzniveau verzichten zu müssen, wie z.B. eine sinnvolle Investmentdiversifikation. Dabei sind ELTIFs sehr einfach zu handhaben: Sie lassen sich per ISIN verbuchen und werden typischerweise auch steuerlich wie klassische Investmentfonds erfasst. Die effiziente Verwahrung und Administration, welche nahezu dem klassischen Aktienfonds angepasst ist, hilft weiterhin die Kosten für einen ELTIF Fonds zu reduzieren sowie den geschlossenen Fonds (ELTIF) ganzheitlich die Portfoliostrategie und Portfolioüberwachung zu integrieren.
Die aktuelle Marktentwicklung belegt, dass diese ELTIF spezifische Kombination von einfachem Zugang und klaren, sinnvollen Investitionsregeln (regulierter Fonds) sowohl bei (semi-) institutionellen als auch bei qualifizierten privaten Anlegern auf wachsendes Interesse stößt. Auch wenn das Angebot noch überschaubar ist, zeichnet sich bereits ab, dass das ELTIF-Universum in den kommenden Jahren deutlich wachsen und einen neuen Standard für Infrastruktur-, Sachwerte- und Privatmarktanlagen-Vehikel etablieren wird.
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*) Markus Pimpl, Member of Management im Bereich Client Solutions bei der Partners Group AG, Zug