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Kommentar: Nachhaltig investieren gegen den Klimawandel

Nahezu 200 Länder haben sich im vergangenen Jahr auf der UN-Klimakonferenz in Paris darauf geeinigt, die globale Erderwärmung auf deutlich unter zwei Grad zu begrenzen. Obwohl die Vereinbarung vor allem ein politisches Signal ist, hat sie den Druck auf Unternehmen, aber auch auf Investoren weiter verstärkt. Denn um das gesteckte Ziel zu erreichen, müssen die Treibhausgasemissionen weltweit bis zum Jahr 2045, spätestens aber bis 2060 auf Null zurückgefahren werden.

Dr. Christian Bahr

Eine wichtige Botschaft der Pariser Klimakonferenz ist: CO2-Emissionen sind auf lange Sicht in keinem Geschäftsmodell vertretbar. Langfristig orientierte Anleger müssen dies verstärkt berücksichtigen. Seit einigen Jahren bereits zeichnet sich ab, dass klimaschädliche Energieträger keine Zukunft haben. Verschiedene Investoren, darunter etwa der norwegische Staatsfonds oder die Allianz, haben zuletzt erklärt, Kapital aus diesem Bereich abzuziehen. Die Konsequenzen der sogenannten Dekarbonisierung gehen allerdings noch weiter.

Vermögensverwalter und Asset Manager prüfen nicht nur ihre Investitionen in Energieversorger und Förderunternehmen, sondern stellen auch die Geschäftsmodelle und Umweltfreundlichkeit indirekt beteiligter und betroffener Unternehmen in Frage und überprüfen die Klimarisiken in den Portfolios. In Frankreich sind Pensionsfonds, Versicherungsunternehmen und andere institutionelle Anleger bereits verpflichtet, Angaben über die CO2-Bilanz ihrer Portfolios zu machen. Andere Länder wollen nachziehen.

Die Erwartungshaltung an institutionelle Investoren wächst. Immer mehr von ihnen erkennen zudem, dass klimafreundliche Portfolios in ihrem eigenen Interesse sind, da sich so Klimarisiken und deren Kosten vermeiden lassen. Das Angebot an Lösungen für nachhaltige Investments, insbesondere mit dem Ziel Klimarisiken zu senken, ist jedoch begrenzt. Pensionsfonds beispielsweise sind häufig verpflichtet, einer definierten Benchmark zu folgen. Deshalb kommen für sie nur Konzepte in Frage, mit denen sie die Kohlenstoffemissionen im Portfolio ohne signifikanten Tracking Error senken. Low Carbon-Indizes bieten dafür effiziente Lösungen.

Unabhängige Daten bilden Grundlage für nachhaltige Indizes
Verlässliche und zertifizierte Datensätze sind die Grundlage für jede Low Carbon-Strategie. Über 800 Investoren, die mehr als ein Drittel des investierten Vermögens weltweit vereinen, vertrauen dabei auf die Daten von CDP (vormals Carbon Disclosure Project). Die gemeinnützige Organisation veröffentlicht Umweltdaten wie klimaschädliche Treibhausgasemissionen sowie den Wasserverbrauch von Kommunen und Unternehmen. Sie verwaltet mittlerweile die weltweit größte Datenbank ihrer Art.

Auf Basis dieser Datenbank sowie zusätzlicher Informationen der South Pole Group, einem führenden Anbieter von Nachhaltigkeitslösungen, berechnet STOXX die neue Low Carbon-Indexfamilie. Sie bietet Anlegern verschiedene Lösungen, das Portfolio klimafreundlicher aufzustellen. So werden beispielsweise bei den STOXX Low Carbon Indizes bekannte Benchmarks wie der EURO STOXX 50 anhand der Kohlenstoffemissionen der Einzeltitel neu gewichtet. Der europäische Leitindex reduziert mit der nachhaltigen Gewichtung die CO2-Bilanz um 55% bei nahezu gleichbleibenden Investmenteigenschaften. Mit einer jährlichen Rendite von 8,4% über den Zeitraum der letzten drei Jahre entwickelte sich der Index jährlich um 70 Basispunkte besser als seine Benchmark. Da der Index auf Basis des EURO STOXX 50 berechnet wird, können institutionelle Investoren mit ihm der häufig vorgegebenen Benchmark folgen.

Investoren, die ihr Portfolio freier gestalten können, haben zusätzlich Indizes zur Auswahl, die nur die besten Unternehmen der verschiedenen Industriesektoren in Bezug auf geringen Kohlenstoffausstoß auswählen. So enthält etwa der STOXX Europe Low Carbon 100 Index die 100 Unternehmen aus dem STOXX Europe 600, die in ihrem jeweiligen Industriesektor am besten abschneiden. Die Auswahl reduziert die Treibhausgasemissionen auf ein Zehntel des Ausgangswerts. Zudem überzeugt die Wertentwicklung: Mit einer jährlichen Rendite von 16% erzielte der Index über die vergangenen drei Jahre eine deutliche Outperformance gegenüber der breiten Benchmark, dem STOXX Europe 600 Index, der im gleichen Zeitraum eine jährliche Rendite von 9,3% aufweist.

In die klimafreundlichsten Unternehmen weltweit investieren
Laut CDP entsteht ein Großteil der Kohlenstoffemissionen nicht im Unternehmen selbst, sondern in der vor- und nachgelagerten Lieferkette – die sogenannten Scope 3-Emissionen. Sie sind nur schwer zu erfassen, da nicht alle Zulieferer und Logistikpartner ihre Emissionen angeben oder berechnen. Nur ein Drittel der befragten Unternehmen kann dazu umfassende Angaben machen. Der gemeinnützigen Organisation zufolge machen die unternehmenseigenen Emissionen allerdings häufig nur 15 bis 25% aus. Ein Großteil des Schadstoffausstoßes wird also nicht erfasst.

Eine kleine Gruppe an Unternehmen entwickelt ganzheitliche Strategien, die die eigenen Emissionen sowie die der gesamten Wertschöpfungskette betrachten. Einige davon nimmt CDP in die sogenannte „A List“ auf. Grundlage dieser Liste ist die Bewertung der Maßnahmen und die tatsächlich erreichte Reduktion. Diese Auswahl genießt in der Fachwelt hohe Anerkennung. Denn sie spiegelt das höchste Maß an Transparenz in Verbindung mit tatsächlich erbrachten Klimaschutzleistungen. Nur 113 von mehr als 2.000 börsennotierten Unternehmen weltweit sind in der aktuellen CDP Climate A List enthalten.

Der STOXX Global Climate Change Leaders Index ist der weltweit erste Index, der auf dieser Liste basiert. Investoren haben damit die Möglichkeit in die Unternehmen zu investieren, die sich dank fortschrittlicher und effektiver Strategien für den Umweltschutz engagieren und gleichzeitig Klimarisiken signifikant senken. Der Index verbessert die CO2-Bilanz um 74% im Vergleich zur Benchmark STOXX Global 1800. Die durchschnittliche jährliche Rendite erreichte mit 13% über die vergangenen drei Jahre ein nahezu identisches Niveau.

Insgesamt zeigen die verschiedenen Konzepte, dass sich eine effektive Unternehmenspolitik im Hinblick auf Umweltschutz und die Reduzierung der Treibhausgasemission nicht nachteilig auf Rendite- oder Risikoeigenschaften auswirkt. Im Gegenteil: Ein Großteil der Konzepte verbessert die Rendite bei etwa gleichbleibendem Risiko. Investoren haben so die Möglichkeit auf langfristige Investmentvoraussetzungen zu reagieren. Und: Sie leisten ihren Beitrag, dass Klimaschutz weiter an Stellenwert gewinnt und die auf der UN-Klimakonferenz in Paris gesteckten Ziele erreicht werden können.

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*) Dr. Christian Bahr ist Head of Product Development bei Stoxx Ltd.