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Markttest unter Vermögensverwaltern: Qualität im Private Banking driftet zunehmend auseinander

Vermögensverwalter nehmen Zukunftssorgen der Kunden oftmals nicht ernst. Nachhaltige Beratung ist vor allem in der Schweiz und Liechtenstein angekommen.

Wer sich aufgrund aktueller wirtschaftlicher, politischer und gesellschaftlicher Entwicklungen um sein Vermögen sorgt, findet nur selten ein offenes, verständnisvolles Ohr bei den professionellen Vermögensmanagern im deutschsprachigen Raum. Dort herrschen meistenteils (Zweck-)Optimismus und lineares Denken, das die Gegenwart fortschreibt, vor. „Alarm- und Aktionspläne“ für denkbare Extremereignisse („Schwarzer“ oder „Grauer Schwan“), existieren offenbar nicht; sie werden dem Kunden zumindest nicht kommuniziert. Beratung zu nachhaltiger Geldanlage steckt zudem immer noch in den Kinderschuhen. Viele Berater und Institute sind damit derzeit deutlich überfordert. Am weitesten entwickelt ist sie in der Schweiz und Liechtenstein. Das sind die zentralen Ergebnisse über die Kompetenz der professionellen Vermögensverwalter, veröffentlicht im aktuellen Markttest der FUCHS | RICHTER Prüfinstanz für die TOPS Vermögensverwalter 2022.

65 Banken getestet
Die steigende Staatsverschuldung, die anziehende Inflation und immer größere politische und ökologische Krisen treiben die Anleger um. Grund genug, 65 Banken, Vermögensverwaltungen und Family Offices aus dem deutschsprachigen Raum daraufhin zu testen. Der Testfall war für alle Teilnehmer gleich. Ein Anleger, dessen Vermögen sich nach einer Erbschaft auf 3,5 Mio. Euro beläuft, will das Vermögen sicher angelegt wissen und sucht dafür nach einem geeigneten Finanzpartner. „Die meisten Anbieter spielen die Sorgen ihrer Kunden herunter und beschwichtigen. Ihr Mantra lautet: Alles halb so wild“, resümiert Ralf Vielhaber, Geschäftsführer der Fuchsbriefe und Initiator des Tests. Der Euro sei sicher, die Inflation gäbe nur ein kurzes Gastspiel, die Klimakrise spüle viel Geld in die Märkte und treibe diese an und die Geldpolitik hätten die Notenbanken im Griff. Nur die führenden Häuser im Test ließen sich auf eine detaillierte Krisendiskussion ein, selbst wenn sie die Ansichten des Kunden nicht teilen; in diesen wenigen Fällen warteten die Berater mit einem breiten Register an Kenntnissen, Erfahrungen und Argumenten auf. Leider fand das oftmals nicht Eingang in die schriftlichen Anlagekonzepte.

Zum 19. Mal hat die FUCHS | RICHTER Prüfinstanz die Anbieter im deutschsprachigen Raum unter die Lupe genommen. Die besten Anbieter ermittelten die Banktester, deren Mission es ist, die Qualität im Private Banking transparent zu machen, in einem mehrstufigen Auswahlverfahren, in dem das Beratungsgespräch, der Anlagevorschlag, die Investmentkompetenz und die Transparenz der Anbieter untersucht wird. Zudem müssen sich alle Anbieter, die in der Vorauswahlrunde überzeugen, einem „Beauty Contest“ stellen. Hier stellen die besten Anbieter der Auswahlrunde ihre Konzepte einer Fachjury vor und unterziehen sich einer Fragerunde.

Achtmal sehr gut, sechsmal gut
Insgesamt können sich acht Häuser über die Auszeichnung „Sehr gut“ freuen, sechs weitere Häuser kamen auf ein „Gut“. Am überzeugendsten war die Beratungsleistung des Bankhauses Carl Spängler aus Österreich. Im Beratungsgespräch, beim Anlagevorschlag und in der Transparenz schnitt die Privatbank, die sich als die älteste unabhängige Privatbank in Österreich bezeichnet, sehr gut ab. In der mündlichen Präsentation überzeugten die Österreicher mit einer durchdachten Vorstellung und zeigten auch in der Fragerunde keinerlei Schwächen. Die Schweizer Globalance Bank verteidigte ihren zweiten Platz aus dem Vorjahr, auf Platz 3 landete schließlich die Bethmann Bank aus Deutschland.

Das Länderrennen macht in diesem Jahr eindeutig Österreich. Drei österreichische Banken unter den ersten fünf ist ein exquisites Ergebnis. „Im Unterschied zu vielen Mitbewerbern sind die führenden Häuser in Österreich auf die Inflationsängste der Kunden eingegangen und sind der Euro-Skepsis der Anleger mit einem überzeugenden Konzept aus Fremdwährungen begegnet“, so Ralf Vielhaber. Bei den deutschen Anbietern hat sich gegenüber dem Vorjahr kaum etwas verändert. „Wenig Empfehlenswertes, viele Standardlösungen bei den Universalbanken, nur eine Handvoll Privatbanken ragen aus dem Allerlei hervor“, erläutert Dr. Jörg Richter von FUCHS | RICHTER Prüfinstanz. Die Kunden stehen in Deutschland noch immer nicht im Mittelpunkt der Überlegungen. Der Trend zu Produktstandardisierungen setzt sich – getrieben durch Regulierungsvorgaben und Kostendruck – weiter fort.

Von den 14 teilnehmenden Schweizer Instituten haben es nur zwei auf die Spitzenplätze geschafft. Ein mageres Ergebnis für die Eidgenossen, denen ja traditionell eine hohe Expertise bei der Verwaltung größerer Vermögen nachgesagt wird. In den Beratungsgesprächen liefern die Schweizer zwar meist gute Ergebnisse ab, aber bei den konkreten Anlagevorschlägen verlieren sich die Häuser häufig in Banker-Kauderwelsch und die Kundschaft wird zu oft mit Standardvorschlägen abgespeist.

Kleine und mittlere Privatbanken langfristig spitze
In der Ewigen Bestenliste der TOPS nehmen folgerichtig kleinere, unabhängige Privatbanken die Spitzenplätze ein. Sie gehen individuell auf Kundenwünsche ein und haben die richtige Größe, um ein durchgehend hohes Beratungsniveau anbieten zu können, wenn die internen Prozesse richtig aufgestellt sind und die Kultur stimmt.

Auf Platz 1 liegt auch hier das Bankhaus Carl Spängler aus Österreich, gefolgt von der liechtensteinischen LGT Bank und der Walser Privatbank (in Kürze: Alpen Privatbank) aus Österreich. Erst auf Platz 8 findet sich mit der Weberbank aus Berlin der beste deutsche Anbieter. Die großen Adressen erscheinen in dieser Rangliste weit unten.