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Österreichs Banken zahlen mehr Lohn – und mehr in die Pensionskassen

Bei den jüngsten Kollektivvertragsverhandlungen für den Bankensektor, einigten sich Arbeitgeber und Arbeitnehmer auf eine Lohnerhöhung von 3% und dazu noch eine Erhöhung der Arbeitgeber-Pensionskassenbeiträge von 0,15 Prozentpunkten – etwas, das bislang kaum Thema in Lohnverhandlungen war.

Gerald Moritz

Der Bankensektor in Österreich hat mehrere Kollektivverträge (Volksbanken, Sparkassen etc.) und ist eine der wenigen Branchen, die die Einrichtung eines Zusatzangebots in der Altersvorsorge für Mitarbeitende in ihren Kollektivverträgen verpflichtend inkludiert haben. Der Mindest-Beitragssatz für Arbeitgeber lag nun jahrelang unverändert bei 2,7%.

Nun wird er – als Teil der für 2025 ausverhandelten – Lohnerhöhung, auf 2,85% ansteigen.

„Das ist bemerkenswert und wichtig“, sagt Gerald Moritz, unabhängiger Benefit Consultant, im Gespräch mit IPE DACH: „Es zeigt, dass Zusatzpensionen in den Köpfen von Arbeitgebern und Arbeitnehmern an Bedeutung gewinnen.“ (Anm.d. Red.: In Österreich ist das Wort „Pensionen“ gleichbedeutend mit dem deutschen Wort für „Renten“)

„Es braucht mehr Bewegung in Richtung ‚Total Compensation-Denken‘“, so der Gründer von Moritz Consulting. „Derzeit müssen Unternehmen aufgrund der wirtschaftlichen Lage sparen, aber sie wollen sich auch gegenüber dem Mitbewerber differenzieren – und so kommen Zusatzpensionen ins Spiel.“

Er bestätigt, dass seine Beraterfirma Anfragen von Unternehmen bekommt, die bislang noch nie darüber nachgedacht haben, etwas anderes als ein gutes Lohnniveau anzubieten. „Jetzt überlegen sie Benefit-Pakete, manchmal mit Überlegungen zu einer Krankenversicherung – oder einer Zusatzpension.“

„Was wir brauchen, ist eine bessere Finanzbildung und Information zur Altersvorsorge“, so Moritz. Er erwähnt dazu andere Länder, in denen die zweite Säule früher auch nicht Teil der DNA des Rentensystems war, wie etwa die baltischen Staaten. „Dort haben die Anbieter wirklich gute e-Learning-Plattformen aufgestellt.“

Die Wiederentdeckung der Pensionskassen
Der Fachverband der Pensions- und Vorsorgekassen teilte IPE DACH auf Anfrage mit: „Wir begrüßen die Einigung auf eine Erhöhung der Pensionskassenbeiträge in den Kollektivverträgen der Banken.“ Betont wird das „enorme Potenzial“ von Zusatzpensionen als Ergänzung zur staatlichen ersten Säule. „Das könnte ein Beispiel für andere Branchen sein“, so Fachverbands-Obmann Andreas Zakostelsky.

„Immer mehr Menschen realisieren, dass eine Zusatzpension zur staatlichen Altersvorsorge notwendig ist“, sagt auch Moritz. Er betont: „Es geht nicht um die eine Säule oder die andere. Es braucht eine offene Diskussion darüber, wie alle drei Säulen aufgestellt werden müssen, um Altersarmut zu vermeiden.

Moritz weist auf das Offensichtliche hin, das aber von Vielen in der Politik vergessen worden sei: „Zuerst sollte die Demographie kommen, dann die Wirtschaft – Veränderungen in der Demographie haben Auswirkungen auf die wirtschaftliche Entwicklung.“

Moritz hofft, dass das neue Interesse an Zusatzpensionen auch die neue Regierungskoalition erreichen und zu wirklichen Veränderungen führen wird. Im Februar war eine Dreier-Koalition zwischen der konservativen ÖVP, der sozialdemokratischen SPÖ, sowie den liberalen Neos als neue Regierung angelobt worden. Derzeit ist deren Hauptsorge ein klaffendes Budgetloch, das Österreich ein EU-Defizitverfahren einbringen könnte. Ein beträchtlicher Teil der Staatsausgaben fließt in die erste Säule des Rentensystems, um dort das demographische Ungleichgewicht auszugleichen. Das könnte ein Anreiz sein, um eine Pensionsreform diesmal tatsächlich aus dem Regierungsprogramm an den Verhandlungstisch zu bringen.