Zwei Drittel der Investoren sind grundsätzlich bereit, Entscheidungen von GPs zum Verkauf von Beteiligungen an Managementgesellschaften zu unterstützen. Voraussetzung für diese Bereitschaft ist allerdings, dass damit der Generationswechsel im Unternehmen erleichtert oder die Ressourcen gestärkt werden sollen, die der Manager auf seinen Markt konzentriert. Dies ist eine Schlussfolgerung der 30. Ausgabe des Global Private Equity Barometers von Coller Capital. Im Gegensatz dazu hält es nur ein Drittel der LPs für richtig, wenn ein Manager Anteile an seiner Managementgesellschaft verkauft, um Eigenanlagen zu finanzieren oder neue Produkte auf den Markt zu bringen.
Dies soll laut Coller nicht heißen, dass Investoren die Markenerweiterung durch ihre Fondsmanager ablehnen: Über die Hälfte der LPs ist inzwischen eher bereit, neue Private-Equity-Produkte ihrer Portfolio-GPs zu unterstützen, als dies noch vor fünf Jahren der Fall war. Der Grund dafür ist klar: Fast alle Investoren sagen, dass, wenn sie Portfolio-GPs bei neuen Produktangeboten unterstützt haben, die Anlageerträge im Allgemeinen ihren Erwartungen entsprachen oder sie übertrafen.
Eine weitere aktuelle Entwicklung in den LP-GP-Beziehungen, die Umstrukturierung bestehender Private-Equity-Fonds, hat sich nun von der Peripherie in den Mainstream der Private-Equity-Welt verschoben, wie das Barometer zeigt. Zwei Drittel der nordamerikanischen LPs und fast drei Viertel der europäischen LPs haben inzwischen mit einem oder mehreren GP-geführten Secondaries in ihren Private Equity-Portfolios zu tun gehabt.
LPs akzeptieren dabei, dass diese Transaktionen ein fester Bestandteil der Private-Equity-Sparte geworden sind. Dabei sind sie sich sowohl der Risiken als auch der Chancen solcher Transaktionen bewusst. Investoren sagen, dass ihre größten Bedenken bei zukünftigen von GPs geführten Transaktionen die Möglichkeit von Fehlbewertungen oder unzureichende Informationen sind, die eine wirklich fundierte Entscheidung unmöglich machen.
Das Barometer zeigt, dass Investitionen in die Anlageklasse Private Equity immer höhere Ansprüche an die Investoren stellen. Zwei Drittel der Limited Partner weisen auf eine höhere Arbeitsbelastung als noch vor fünf Jahren hin, und viele Aspekte des Private-Equity-Portfoliomanagements erweisen sich als herausfordernder. Drei Viertel der LPs verbringen mehr Zeit mit Management und Verwaltung ihrer Portfolios, drei von fünf mit der Prüfung möglicher Gelegenheiten für Co-Investitionen.
„Die Starrheit, die die Anfänge der LP-GP-Beziehungen kennzeichnete, ist verschwunden“, kommentiert Jeremy Coller, Chief Investment Officer von Coller Capital. „Investoren vertiefen ihre Partnerschaften mit einzelnen Managern und werden bei der Verwaltung ihrer Portfolios deutlich proaktiver. Der Nachteil für die LPs selbst ist, dass auch ihre Arbeitsbelastung in fast allen Bereichen immer größer wird.“
LP-GP-Partnerschaften
LPs sagen, dass die Vorteile, die sie aus ihren Beziehungen zu GPs ziehen, weit über die rechtlichen Anlagekonditionen hinausgehen. Vor allem der Wert, den Investoren Co-Investment-Angeboten ihrer GPs beimessen, ist deutlich: Drei Viertel der LPs geben an, dass sie von solchen Co-Investitionen profitiert haben. Im Hinblick auf weitere „außervertragliche“ Vorteile geben zwei Drittel der LPs an, dass auch Markteinblicke und der Wissenstransfer von ihren GPs wertvoll für sie sind.
„Der Gleichklang der Interessen von LPs und GPs ist wichtiger denn je, da Investoren ihre Private-Equity-Allokationen aufstocken, zunehmend Anlagen bei ihren bestehenden GPs machen und sich an Fonds-Restrukturierungen beteiligen“, sagt Michael Schad, Partner bei Coller Capital.
ILPA
Die Beiträge, die die Institutional Limited Partners Association (ILPA) zur Weiterentwicklung der Private-Equity-Branche beigesteuert hat, werden von Investoren weithin anerkannt. 86 Prozent sagen, dass der LP-Verband in den letzten zehn Jahren eine wichtige Rolle in dieser Hinsicht gespielt hat.
Im Hinblick auf zukünftige Prioritäten wünschen sich über 80 Prozent der LPs, dass die ILPA einen Schwerpunkt auf die Erstellung standardisierter Vorlagen für die Berichterstattung von Private-Equity-Fonds und die rechtlichen Anlagekonditionen in Limited Partnership Agreements setzt.
ESG und Vielfalt im Bereich Private Equity
ESG-Themen werden bei Investitionsentscheidungen in der Anlageklasse Private Equity immer wichtiger, aber die uneinheitliche Verwendung des Begriffs „ESG“ ist dabei nicht hilfreich. Die Mehrheit (60%) der LPs glaubt, dass die zunehmende Unklarheit dieses Konzepts zu Problemen für die Investoren geführt hat oder dies in Zukunft der Fall sein wird.
Dabei steht die Bedeutung ökologischer und sozial-gesellschaftlicher Aspekte sowie der Art der Unternehmensführung selbst nicht in Frage – sowohl LPs als auch GPs nehmen die Umsetzung dieses Themas in ihren eigenen Organisationen ernst. Rund 70% beider Gruppen berichten außerdem von Maßnahmen zur Verbesserung der eigenen Mitarbeiterdiversität.
Über die Vielfalt hinaus sind die internen ESG-Initiativen von LPs und GPs einander ähnlich, nur die Prioritäten unterscheiden sich etwas. Zwei Drittel der LPs arbeiten daran, flexible Arbeitsbedingungen und familienfreundliche Beschäftigungsmöglichkeiten in ihren eigenen Organisationen zu fördern (verglichen mit 43% der GP-Organisationen), während drei Viertel der GPs sich auf ESG-Schulungen und Coaching für ihre Mitarbeiter konzentrieren (verglichen mit 43 Prozent der LP-Organisationen).
Der längerfristige Ausblick
Die 30. Ausgabe des Barometers untersuchte außerdem das langfristige Interesse der Investoren an alternativen Anlagen. Dabei waren keine Anzeichen für ein Abflauen des Interesses erkennbar. Mehr als die Hälfte der LPs erwartet, dass sie in zehn Jahren mehr als ein Fünftel ihres Gesamtvermögens in alternative Anlagen investieren werden.
Außerdem erwarten die LPs, dass der Anteil von Private Equity an der gesamten Vermögensallokation zunehmen wird: 43% der Limited Partner gehen davon aus, dass sie in den nächsten zehn Jahren mehr als ein Zehntel ihres Gesamtvermögens in Private Equity investieren werden.
Eine Folge der anhaltenden Kapitalzuflüsse in diese Anlageklasse dürfte eine Stärkung des „Ökosystems“ der Privatmärkte sein. Fast die Hälfte der LPs ist der Ansicht, dass der Anteil von Verkäufen von Portfoliogesellschaften an private Käufer (im Gegensatz zu Käufern auf dem öffentlichen Markt) in der Zukunft zunehmen dürfte.
Der Trend zu höheren Allokationen der Investoren in Private Equity ist über viele Barometer hinweg konstant geblieben. Der Nettosaldo der LPs, die einen Anstieg ihrer Anlagen in diesem Bereich planen (gegenüber denen, die eine Verminderung planen), ist von rund 7% der LPs im Jahr 2010 auf 30% im Jahr 2019 gestiegen.
Ähnliches gilt für alternative Asset Allokationen im Allgemeinen; nur Anlagen in Hedgefonds widersetzen sich diesem Trend. Seit 2014 gibt es einen negativen Saldo bei den Absichten der Anleger in Bezug auf Allokationen für Hedgefonds.
Der Grund für die weiter steigende Investorennachfrage nach Private Equity ist klar. Während es seit der globalen Finanzkrise verhältnismäßig wenigen LPs gelungen ist, langfristige Nettojahresrenditen von mindestens 16% zu erzielen, hat sich die Beständigkeit der Renditen für die LP-Community in ihrer Gesamtheit seit der Krise verbessert. Der Anteil der LPs, die über die Laufzeit ihrer Portfolios eine jährliche Nettorendite von 11% und mehr aufweisen, schwankt seit 2015 in jedem Coller Barometer zwischen 80% und 87%.