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„Private Equity hat großes Potenzial für Impact Investing“

IPE D.A.CH-Chefredakteur Frank Schnattinger sprach mit Philipp Patschkowski, Managing Director bei Neuberger Berman Private Equity, über die aktuelle Situation bei Private-Equity-Investments aus institutioneller Sicht in Europa und Deutschland. Interessant waren dabei auch die Einsichten zum Thema ESG bei Private Equity.

Philipp Patschkowski

IPE D.A.CH: Herr Patschkowski, Illiquiditätsprämien sind derzeit einer der Fluchtpunkte für institutionelle Anleger, insbesondere Private Debt ist in aller Munde. Wie sieht die Situation bei Private Equity aus?
Patschkowski: Anleger setzen sich heute, wenn sie über ihre Aktienportfolio-Allokation nachdenken, zunehmend auch mit der Frage auseinander, wie sie Exposure sowohl über die öffentlichen als auch über die privaten Märkte schaffen können. Das ist eine Veränderung gegenüber früher, als Private Equity oft Teil des alternativen Investment-Buckets war. Als Folge davon sehen wir, dass Anleger mit längerfristigen Verbindlichkeiten und die in der Lage sind, Illiquiditätsrisiken einzugehen, ihre Allokationen in Private Equity erhöhen, um von der Illiquiditätsprämie zu profitieren.

IPE D.A.CH: Wie würden Sie den Markt im abgelaufenen Jahr insgesamt umschreiben?
Patschkowski: Der Markt entwickelt sich weiter in einem Umfeld, das allgemein durch höhere Preise für Vermögenswerte geprägt wird, ganz unabhängig von der Assetklasse – dies gilt auch für Private Equity. Heute stehen Private Equity Fonds so viel Kapital für Investments zu Verfügung wie noch nie zuvor. Banken sowie Private-Debt-Fonds sind willens, immer umfangreichere Fremdkapitalpakete bereitzustellen. Hinzukommt, dass die zunehmenden geopolitischen Unsicherheiten, die wir in den letzten Jahren erlebt haben, Private-Equity-Manager vor Herausforderungen stellen. Nicht zuletzt deswegen beobachten wir eine wachsende Aufmerksamkeit von Private Equity Fonds für Unternehmen, die weniger zyklisch sind, eine stabile Marktposition mit eindeutigen Wettbewerbsvorteilen haben und daher hohe Margen und Cash-flows erzielen können. Nennenswert ist aber auch, dass es sich bei rund 80% der Akquisitionsfinanzierungen um Covenant-Lite-Kredite handelt und sich die Eigenkapitalquote sowie die Zinsdeckungsquote in der Regel auf solidem Niveau bewegen. Dies verringert das Risiko für die Eigenkapitalinhaber bei einem möglichen wirtschaftlichen Abschwung.

IPE D.A.CH: Wie unterscheiden sich deutsche institutionelle Anleger in der Herangehensweise an die Assetklasse von ihren Peers?
Patschkowski: Auch wenn es immer schwierig ist, eine Verallgemeinerung vorzunehmen, so sind die durchschnittlichen Private-Equity-Allokationen in den Portfolios deutscher institutioneller Investoren doch nach wie vor geringer als die ihrer internationalen Kollegen, insbesondere aus den USA. Wir sehen jedoch weiterhin, dass deutsche institutionelle Investoren ihre Allokationen in Private Equity erhöhen oder neu in diese Assetklasse einsteigen. Wir haben auch den Eindruck, dass deutsche Investoren, im Vergleich zu ihren internationalen Peers, historisch gesehen einen stärkeren Fokus auf Private-Equity-Manager in den Bereichen Small- und Mid-Caps haben. Zum aktuellen Zeitpunkt im Marktzyklus ist bei Anlegern in Deutschland aber auch zu beobachten, dass Private-Equity-Portfolios, die nach wie vor überwiegend in Small- und Mid-Cap-Manager investiert sind, zunehmend auch mit größeren Fonds ergänzt werden, um die Volatilität des Gesamtportfolios zu reduzieren. Diese größeren Fonds haben umfangreichere Teams, umfassendere operative und sektorale Ressourcen, Zugang zu besseren Managementteams sowie zu größeren und weniger fragilen Unternehmen.

IPE D.A.CH: Was sind aktuell die großen Herausforderungen für PE-Manager, sind es allein die Bewertungen bzw. die Verfügbarkeit von Unternehmen?
Patschkowski: Der Markt ist deutlich kompetitiver geworden. Private Equity Manager zeichnen heute weitaus mehr aktive Wertsteigerungspläne als noch vor einem Jahrzehnt. Bei den aktuellen Bewertungen gehen umsichtige Manager von einer Reduzierung der Bewertungsniveaus zum Zeitpunkt des Verkaufs aus. Das bedeutet, dass der Mehrwert durch eine Steigerung des EBITDA erzielt werden muss. Wir glauben, dass erfolgreiche Private-Equity-Manager sich neu erfinden und weiterentwickeln müssen, um vielversprechende Investment-Themen neu zu erfassen. Um hier erfolgreich zu sein, müssen sie in ihre organisatorische Infrastruktur investieren und weiterhin sowohl ihre Branchenexpertise als auch ihre Fachkompetenzen erweitern, dazu gehören zum Beispiel die Bereiche Finanzierung, Digitalisierung und operative Vorgänge. Auf diese Weise sind Private Equity Manager in der Lage, bei der Identifizierung von Anlagemöglichkeiten der Konkurrenz einen Schritt voraus zu sein und sich dann als überzeugender Partner für Unternehmer, Management-Teams und Verkäufer zu positionieren. Ihr Ziel sollte es dann sein, die Abläufe in den Unternehmen zu verbessern, das Business mit bestehenden und neuen Kunden regional zu erweitern, neue Produkte hinzuzufügen und zusätzliche Akquisitionen zu bewerten. Gute Private Equity Manager erkennen frühzeitig die Trends in ihren Kernsektoren, bei denen es sich lohnt, sich rechtzeitig zu positionieren, bevor der Wettbewerb um attraktive Unternehmen in diesem Segment zu stark ist.

IPE D.A.CH: Welche Rolle spielen ESG-Kriterien zwischenzeitlich für institutionelle Anleger im Private Equity Segment?
Patschkowski: ESG-Kriterien spielen in den Überlegungen institutioneller Investoren im Private-Equity-Segment eine zunehmend wichtige Rolle. Bei Neuberger Berman haben wir ein Team von sieben ESG-Experten aufgebaut, die in all unseren Anlageklassen und in enger Zusammenarbeit mit verschiedenen Investmentteams arbeiten, um relevante, assetklassen-spezifische Frameworks zu entwickeln und Best Practices zu definieren. Dahinter steht unsere Überzeugung, dass die Implementierung wesentlicher ESG-Merkmale potenziell zur Verbesserung der langfristigen Anlage-performance beitragen kann, indem sie die Rentabilität erhöht und die Risiken reduziert. Ein Unternehmen mit hervorragenden Führungsstrukturen und einem ökologisch nachhaltigeren Betrieb ist zum Zeitpunkt des Ausstiegs attraktiver als ein Unternehmen, das diese Eigenschaften nicht teilt. Dadurch kann es beim Exit besser positioniert werden und so wiederum eine höhere Marktbewertung erhalten. Es geht also nicht nur darum, bestimmte Branchen zu meiden. Viel mehr steht im Vordergrund, ESG-Faktoren während des Due-Diligence-Prozesses und während der Dauer der Beteiligungen in den Mittelpunkt zu stellen. Im Rahmen dieser Bemühungen können zum Beispiel Projekte zur Steigerung der Energieeffizienz eines Unternehmens identifiziert und umgesetzt werden, um den CO2-Fußabdruck zu reduzieren und Kosten einzusparen.

IPE D.A.CH: Wie lassen sich derlei Kriterien hier in den Anlageprozess, z.B. in der Due Diligence, integrieren?
Patschkowski: Wir führen für praktisch jedes Fondsinvestment und jede Direktinvestition eine spezielle ESG-Analyse durch, die dann einen integralen Bestandteil der Memoranden für das Investment Committee bildet. Bei Fondsinvestments analysieren wir Art und Umfang der Integration von ESG-Kriterien der Private Equity-Firmen sowie ihrer Anlageprozesse. Bei Unternehmen bewerten wir relevante ESG-Faktoren nach Branchen. Darüber hinaus können wir ESG-Analysen als Teil des laufenden Investment-Monitoring-Prozesses einbeziehen. Unser Anspruch ist es, ein führender Partner der Private-Equity-Community bei der Integration von ESG-Kriterien zu sein, und das sowohl in der Investitions- als auch in der Beteiligungsphase. Wir wollen sicherstellen, dass die Private Equity Manager ein klares Verständnis der ESG-Konzepte haben und dass sie ernsthaft versuchen, ihr Unternehmen im Hinblick auf diese Schlüsselkriterien zu verbessern. Um dies zu erreichen, arbeiten wir eng mit den Private Equity Managern zusammen. Wir unterstützen sie dabei, ein Mindset zu entwickeln, das ESG-Kriterien sowie die entsprechenden KPIs stärker berücksichtigt und diesbezüglich Fortschritte misst. Hier unterstützen wir unsere Partner, indem wir beispielsweise Seminare und Meetings zum Thema ESG organisieren.

IPE D.A.CH: Welche Rolle sehen Sie für Impact Investing im Private Equity Bereich?
Patschkowski: Viele Kunden erwarten heutzutage, dass jeder robuste Anlageprozess, unabhängig von der Assetklasse, wesentliche ESG-Charakteristika integriert. Sie versuchen zunehmend, die Gesamtauswirkungen ihres Portfolios zu definieren, zu messen und zu verbessern. Der Bedarf an Impact Investments ist zudem so hoch wie nie zuvor; es wird immer dringender, die Herausforderungen anzugehen, mit der die Welt konfrontiert ist. Um die gesellschaftlichen und ökologischen Ziele zu erreichen, müssen wir alle Anlageklassen einbeziehen. Insbesondere Private Equity hat großes Potenzial für Impact Investing, da Private-Equity-Manager Unternehmensstrategien und betriebliche Verbesserungen maßgeblich beeinflussen können. Außerdem haben sie Zugang zu detaillierten Informationen, um den Impact der jeweiligen Unternehmen zu bewerten und zu steuern. Wir glauben, dass dies ein spannender Bereich für Private-Equity-Investoren ist. Er ermöglicht es, Kapital für attraktive Geschäftsmodelle zur Verfügung zu stellen, die das Potenzial haben, sowohl einen positiven Impact als auch eine wettbewerbsfähige Rendite zu erzielen.

IPE D.A.CH: Wie ist Ihr Ausblick für die Assetklasse Private Equity insgesamt?
Patschkowski: Wir gehen davon aus, dass die Aussichten für Private-Equity-Investments angesichts ihrer einzigartigen strukturellen Vorteile gegenüber anderen Assetklassen sehr positiv sind. Der langfristige Anlagehorizont von Private Equity fördert einen Investitions- und Wertschöpfungsansatz, der unabhängig von Finanz- und Wirtschaftszyklen hinweg gut funktioniert hat. Daher sind wir der Meinung, dass Private Equity weiter deutlich wachsen wird. Die Anleger erhöhen weiterhin die Allokationen in diese Assetklasse und dieser Trend wird durch das anhaltend Niedrigzinsumfeld noch beschleunigt. Wir gehen auch davon aus, dass es weiterhin viel Wachstumspotenzial für Private Equity gibt. Die Private-Equity-Märkte machen nach wie vor nur einen Bruchteil der Größe der Aktienmärkte aus: Der Gesamtwert, der von Private Equity gehaltenen Unternehmen, entspricht nur etwa 3 Prozent des globalen Aktienmarktwertes. Noch wichtiger ist, dass, je nach Land, nur etwa 1-2 Prozent des BIP von Unternehmen erwirtschaftet werden, die sich im Besitz von Private-Equity-Fonds befinden. Hier bieten sich viele Chancen.

IPE D.A.CH: Auf welche potenziellen Gefahren sollten PE-Investoren achten?
Patschkowski: Private Equity ist eine langfristig orientierte Assetklasse. Die Investoren müssen in der Lage sein, über längere Zeiträume zu investieren und eine mehrjährige Illiquidität auszuhalten. Timing ist bei Private Equity besonders schwierig, da sich der Anlagehorizont der Fonds über einen Zeitraum von 4-6 Jahre erstreckt. Das bedeutet, dass die erfolgreicheren Jahrgänge typischerweise diejenigen sind, die einem Marktabschwung unmittelbar vorausgehen. Sie verfügen typischerweise über die Mittel, um während der Abschwungphase weiter zu investieren und dann in einem günstigeren Marktumfeld wieder zu verkaufen. Obwohl Private-Equity-Fonds selbstliquidierend sind und die zugrundeliegenden Manager die Entscheidungen über die Veräußerungen treffen, kann es sein, dass eine taktische und strategische Umschichtung des Portfolios zu bestimmten Zeiten nicht möglich ist, ohne dass Friktionskosten entstehen. Während der Sekundärmarkt für Limited-Partner-Anteile an etablierten Fonds zwar im Laufe der Zeit deutlich liquider und effizienter geworden ist, können jedoch, besonders in volatilen Phasen an den Märkten, schnell Liquiditätsengpässe entstehen. Insgesamt stellen wir jedoch fest, dass diejenigen Anleger, die über längere Zeiträume und Zyklen hinweg konsequent investiert haben und ihre Portfolios bedacht nach Regionen, Investitionsphasen und -art diversifiziert haben, die Portfolios mit der besten langfristigen Performance aufgebaut haben.

IPE D.A.CH: Besten Dank für diese Einblicke!