Foundation | Welcome

Menu


„Im Bereich EMD wird Alpha generiert, in dem man sich als Investor vor Risiken schützt“

IPE Institutional Investment-Chefredakteur Frank Schnattinger sprach mit Philip Meier, Portfolio Manager Emerging Market Debt bei Legal & General Investment Management in London über die derzeitigen Trends in EMD und die weiteren Aussichten für Anleger.

Philip Meier

IPE Institutional Investment: Herr Meier, was sind großen Themen aus Ihrer Sicht, welche die Assetklasse EMD derzeit beschäftigen?
Meier: Der ‚Trumpsche Reflation Trade‘ – so möchte ich es bezeichnen, hat unsere Assetklasse seit Ende 2016 sicher einige Monate beschäftigt, zumal US-Treasuries und der US Dollar nun einmal sehr stark mit der Assetklasse EMD gekoppelt sind. Wir glauben allerdings mittlerweile, dass die Relevanz des Reflation-Trades in den USA für EMD-Anleger nachgelassen hat. Die Renditen der Treasuries sind zurückgekommen und Projekte wie die angekündigte Steuerreform und verschiedene Infrastrukturprojekte müssen erst einmal umgesetzt werden.

IPE Institutional Investment: Hängt dennoch alles an den US-Zinsen?
Meier: Solange wir hier keine großen Überraschungen sehen, d.h. US-Zinsen nicht nach oben aus dem Band der letzen Monate bewegen, sollte die Assetklasse EMD weiterhin unterstützt werden. Allerdings gilt unser Blick auch dem Aktienmarkt. Wenn hier die Akteure nicht mehr an den Reflation-Trade glauben und der Dow Jones bzw. S&P 500 ein ganzes Stück zurückkommen, wird EMD als Anlageklasse sicher auch zu einem Stück darunter leiden.

IPE Institutional Investment: Was beschäftigt Sie auf Länderebene?
Meier: Argentinien zum Beispiel, eine unserer größeren Positionen, insbesondere mit Blick auf die Wahlen im Herbst. Wirtschaftlich ist unser Ausblick hier positiv. Brasilien ist für uns dagegen eher ein Problemkind, insbesondere die Korruptionsaffären tragen nicht unbedingt zum Vertrauen der Anleger bei. Ebenfalls im negativen Spektrum fällt der Blick auf Venezuela, das aufgrund der breiten Schuldenbasis ein großes Gewicht in den Indizes hat. Hier ist es noch schwer, angesichts der Proteste und Aufstände ein klares Bild zu fassen, im Lauf des zweiten Halbjahrs kann man hier möglicherweise genaueres sagen.

IPE Institutional Investment: Die richtige Länderauswahl also als großer Alpha-Generator?
Meier: Absolut ja! Unser Investmentansatz ist klar Top-down gerichtet. Es ist für uns ganz wichtig, das makroökonomische Umfeld für die Emerging Markets zu beurteilen. In diesem Rahmen gehen wir in die tiefergehende Analyse hinein. Der Reflation-Trade ist hierfür ein gutes Beispiel. Auf dieser Basis bauen wir dann eine entsprechende Länderallokation auf.

IPE Institutional Investment: Wie managen sie grundsätzlich die Risiken der Assetklasse?
Meier: Gerade im Bereich EMD wird Alpha generiert, in dem man sich als Investor vor Risiken schützt. Entsprechend wichtig ist hier ganz klar das Thema Risiko Management, das sich in unserem Investmentansatz entsprechend wiederfindet. Wichtig ist für uns in diesem Zusammenhang auch, das gesamte Spektrum der Assetklasse zu nutzen, sei es Local und Hard Currency, bzw. Sovereigns und Corporates. Gerade die geopolitischen Risiken kann man zwar nie zu 100% antizipieren, aber eine breite Streuung und der frühzeitige Verkauf einer Position, wenn die Situation in einem Land unklarer wird, helfen hier sehr. Letztendlich steht dahinter ein Total-Return-Management, das wir konsequent auf Fondsebene einsetzen.

IPE Institutional Investment: Welche Strategien bieten Sie bzw. Ihr Haus im EMD-Umfeld an?
Meier: Wir sind hier in drei verschiedenen Bereichen unterwegs – eine Short-Duration-Strategie, eine klassische All-Duration-Strategie und ein Absolute-Return-Produkt. Wichtig hierbei ist für uns, wie schon ausgeführt, dass wir uns aus dem ganzen Universum bedienen – sprich Sovereigns und Corporates, welche entsprechend hälftig in unserer Benchmark vertreten sind.

IPE Institutional Investment: Wie ist das Ziel der Absolute-Return-Strategie definiert?
Meier: Wir sprechen hier von einer Zielrendite von LIBOR plus 300 bis 500 Basispunkte pro Jahr. Das Ganze aber mit einem sehr überschaubaren Einsatz des Risikobudgets – sprich, es gelingt uns für unsere Investoren eine sehr gute Sharpe-Ratio zu erzielen.

IPE Institutional Investment: Was sagen Sie zum Thema ETFs im Bereich EMD?
Meier: ETFs machen zunächst einmal in vielen Bereichen Sinn. Gerade im Bereich EMD macht meines Erachtens allerdings eine klare Positionierung Sinn, die Assetklasse verlangt angesichts des stark heterogenen Rahmens einen aktiven Ansatz. Unsere Short-Duraton-Strategie konnte über die vergangenen Jahre die Benchmark um über 200 Basispunkte pro Jahr outperformen. Das ist klassisches Alpha und kein Marktbeta, das sie über aktives Asset Management vereinnahmen können.

IPE Institutional Investment: Sind Emerging Market-ETFs in der nächsten Korrektur ein großes Risiko – Stichwort taktische Allokation?
Meier: Nach meinem Kenntnisstand sind die Zuflüsse in Emerging Market Debt-ETFs bei weitem nicht so groß, wie beispielsweise im US-High Yield-Sektor. Insofern ist das Risiko deutlicher Mittelabflüsse kurzfristig agierender Investoren geringer. Nichtsdestotrotz schauen wir uns die relvaten ETFs genau an. Mittelabflüsse können hier durchaus negativen Stimmungen am Markt erzeugen. Relevanter sind für uns Crossover-Investoren, aber diese kommen derzeit eher zurück in den Markt. Ebenso erkennt man klar aus Gesprächen mit institutionellen Investoren, dass weiterhin großes Interesse an der Anlageklasse besteht – gerade auch angesichts der fehlenden Alternativen.

IPE Institutional Investment:
Besten Dank für diese Einblicke!