„Wir möchten für die Menschen eine optimierte Ansparungsphase ohne Einschränkungen schaffen, um langfristig einen möglichst hohen Kapitalstock aufzubauen“, sagt Günther Schiendl, Vorstandsvorsitzender der VBV Pensionskasse. Das langjährige Mitglied der Geschäftsführung hatte im vergangenen Sommer den Vorsitz von Gernot Heschl übernommen, der die Pensionskasse verlassen hat.
Im Gespräch mit IPE DACH erläutert Schiendl zunächst das Problem einiger langjähriger Kunden: „Als große Unternehmen ihre Pensionsvermögen in den 1990ern in die neu geschaffenen Pensionskassen übertragen haben, lag der Fokus auf den Pensionisten (Rentnern).“ Innerhalb der VBV (wie auch anderer österreichischer Pensionskassen) gibt es noch immer Unternehmen, die ihren eigene Veranlagungs- und Risikogemeinschaft (VRG) haben. Sehr oft verfolgen diese aber eine ausgewogene Anlagestrategie, um das Risiko von Kürzungen der Rentenauszahlungen zu begrenzen.
„Wir möchten Angestellten jungen und mittleren Alters die Möglichkeiten eröffnen, aus diesen VRGen heraus in eine dynamische Veranlagungsstrategie als Teil eines neuen Life-Cycle Modells Automatik, mit Opt-out zu wechseln,“ erläutert Schiendl. In den offenen VRGen, die allen Kunden zur Verfügung stehen, hat die VBV bereits vor einigen Jahren ein Lebensphasenmodell eingeführt. Dabei werden die Beiträge zunächst in Strategien mit über 50% strategischem Aktienanteil ertragreich angelegt, bis die Berechtigten die Mid-Fünfziger erreicht haben. Danach sinkt der Aktienanteil in Schritten auf 20% kurz vor dem Pensionsantritt.
Im vergangenen Jahr, einem guten Jahr für Aktien, zeigte sich der Unterschied deutlich: Die VBV erwirtschaftete durchschnittlich 6% mit ihren „defensiven“ Veranlagungen aber mehr als doppelt so viel (12,5%) mit ihren „dynamischen“ Strategien.
Deshalb spricht die Pensionskasse nun intensiv mit ihren Firmenkunden, um diesen eine Anpassung ihrer Pensionskassenmodelle vorzuschlagen. Alle, die wollen, können das neue Life-Cycle Modell Automatik mit Opt-out einführen. „Wir wissen, dass die Menschen nur selten aktiv Entscheidungen zu ihren Pensionen (Renten) treffen“, sagt Schiendl und bestätigt damit diverse Studien zur Untätigkeit („inertia“) der meisten Menschen in Sachen eigener Zusatzrente.
Lebensphasenmodell auch für Rentner
Schiendl hält fest, dass führende Unternehmen bereits auf das neue Modell umgestellt haben: „Das hat teilweise mit einem Generationenwechsel in den Personalabteilungen zu tun; jüngere Manager erkennen, dass es sie selbst betrifft. Sie verstehen die Relevanz einer optimierten Ansparphase für ihre eigene – und die ihrer Mitarbeiter(innen) –finanzielle Zukunft und Pension.“ Aber er merkt auch an, dass Unternehmen zunehmend bewusst werde, dass Sozialangebote wie Zusatzrenten dabei helfen können, Talente zu halten.
Insgesamt haben bei der VBV Pensionskasse über 400.000 Menschen bereits einen Anspruch auf eine Rente, davon sind 51.000 bereits im Ruhestand.
Im neuen Modell kommen entweder alle Angestellten unterhalb einer Altersgrenze (oder nur neu eintretende) in den Genuss des Lebensphasenmodells. Die Rentner bleiben in ihren bestehenden Veranlagungsgemeinschaften.
Das Pensionskassengesetz in Österreich erlaubt es derzeit nicht, auch für Rentner ein Lebensphasenmodell einzuführen. „Wir wissen, dass einige unserer Pensionsbezieher gerne auf ein dynamischeres Veranlagungsmodell umsteigen würden, andere bevorzugen Strategien mit höherer Risikokontrolle – es ist unmöglich beide Wünsche gleichzeitig in einer Veranlagungs- und Risikogemeinschaft abzubilden“, so Schiendl. „Wir würden diese Wahlmöglichkeiten gerne anbieten. Dazu müsste das Lebensphasenmodell auf Pensionisten ausgedehnt werden“, so der Pensionskassen-Geschäftsführer in Richtung Politik.
Doch Renten sind im Moment ganz unten auf der Dringlichkeitsliste österreichischer Politiker. Noch immer laufen die Verhandlungen um eine Koalitionsregierung nach den Wahlen im September 2024. Derzeit scheint eine Dreierkoalition zwischen der konservativen ÖVP, der sozialdemokratischen SPÖ und den liberalen Neos am wahrscheinlichsten.
Österreichs VBV hilft Unternehmen sich auf junge Mitarbeiter zu fokussieren

Günther Schiendl (Bildrechte: VBV Pensionskasse)