Der Fonds mit Nachhaltigkeitsaspekten soll in vier Infrastruktur-Kategorien investieren: Energy Transition, essentielle Infrastruktur, nachhaltiger Transport und digitale Infrastruktur, so Dominik Damaschke, Head of Infrastructure Equity bei der MEAG, gegenüber IPE DACH.
Bei dem Gespräch am Rande des Sustainable Investor Summit in Wien, erläuterte Damaschke die Vorteile langjähriger Erfahrung aus dem Versicherungsgeschäft für die Beurteilung von Infrastrukturinvestments: „Wir haben die technische Expertise und Schadensdaten aus dem Versicherungsbereich als Informationsvorsprung, egal ob es um das Bauen, Weiterentwickeln oder Warten von Anlagen oder Klimamodellen für die Zukunft geht.“ Letztere würden auch in nachhaltigen Veranlagungen bislang „noch nicht von vielen“ eingesetzt. Die MEAG könne jedoch als Vermögensmanager für Munich Re auf eine mehr als 140-jährige Expertise zurückgreifen.
Der Artikel 8 Fonds soll insgesamt 600 bis 800 Mio. Euro einsammeln und Munich Re selbst wird 100 Mio. Euro als Ankerinvestor investieren. Der geografische Fokus liegt mit mindestens 80% auf Europa. Damaschke erwartet, dass nahezu alle Investitionen in Euro oder Euro-nahe Währungen getätigt werden.
Generell bestätigt Damaschke, dass das Interesse institutioneller Investoren an Infrastruktur weiterhin gegeben ist; auch wenn einige froh seien, dass sich mit Bonds wieder Geld verdienen lasse. „Die meisten Investoren investieren weiter in Infrastruktur, auch weil die Assetklasse durch Covid und Zinswende hinweg ihre Resilienz bewiesen hat. Zudem verfolgen Investoren immer stärker ESG-Ziele, die sich in Infrastruktur, insbesondere im Bereich Energy Transition sehr gut umsetzen lassen.“
Kaufen, was „wir grün machen können“
In Bezug auf die Anwendung von Klimaanalysen gab Damaschke mit Blick auf die Energieversorgung folgendes Beispiel: „Ein entscheidender Faktor bei Fernwärme Investments ist etwa, wieviel wärmer es in einer Region werden wird und wieviel weniger dementsprechend geheizt werden muss.“
Generell schaue sich die MEAG in allen genannten Bereichen gerne Investitionen an, „die wir mittelfristig grün machen können“, nicht nur solche, die schon grün sind. Das steigere nicht nur das Renditepotential, sondern unterstütze auch klar die Transformation der Energiewirtschaft. Auch sonst sehe man sich eher neue Themen an, wie etwa die Weiterentwicklung der Batterietechnologie. „Hier ist Munich Re auch auf der Versicherungsseite mit neuen Angeboten wie Batterieversicherungen vorne mit dabei“, betonte Damaschke.
Im Bereich Nachhaltiger Transport setzt die MEAG auf Trends wie batteriebetriebene Fähren oder Busse oder auch alternative Kraftstoffe wie Biomethan. „Im Oktober haben wir einen spannenden Deal in diesem Bereich abgeschlossen. Weltec Holding erzeugt aus Biomasse Biomethan, welches durch das bestehende Erdgasnetz transportiert werden kann, um dann entnommen, verflüssigt und in LKWs als Kohlenstoff-negativer Kraftstoff vertankt zu werden“, zeigte sich Damaschke begeistert. Er bestätigte, dass das Biomethan „idealerweise aus tierischen Exkrementen“ komme, um den höchsten Ertrag zu erzielen, und Agrarrohstoffe auf ein Minimum reduziert werden sollen.
Wasserstoff sieht er im Bereich Transport in der nächsten Dekade noch nicht als großen Trend: „Im Moment ist noch nicht genug Wasserstoff vorhanden und der, der produziert wird, wird zunächst dort eingesetzt, wo es kaum Alternativen gibt – etwa in der Stahlproduktion.“
Im Bereich Essentielle Infrastruktur werden Themen wie Wasserversorgung aber auch z.B. die Kreislaufwirtschaft abgedeckt. „Spezialrecycling wird wichtiger werden, weil die Entsorgung von Restmüll teurer wird und beispielsweise die steigende Batterieproduktion auch einen entsprechenden Recyclingkreislauf braucht“, ist Damaschke überzeugt. Dabei werde der Circular Economy Action Plan (CEAP) der EU „ein großer Hebel“ sein.