Nach einem ökonomisch schwierigen Jahr 2023 mit einer Inflationsrate von 5,9% und einer Schrumpfung des realen BIP um 0,3% steht Deutschland auch 2024 vor vielen Herausforderungen: verschuldete Firmen ächzen unter hohen Zinsausgaben und Kosten durch Dekarbonisierung sowie steigenden Kosten durch Deglobalisierung aufgrund vieler geopolitischer Krisen.
Daneben gibt es aktuell viele Streiks einer ganzen Reihe an Berufsgruppen, die vom Wunsch zeugen, die durch die Inflation geschrumpften Reallöhne stark zu steigern und damit wieder auf Vorinflationsniveau zu bringen. Firmen mit stark energieabhängigem Geschäftsmodell müssen in energieeffiziente Produktionstechnologien investieren und schließlich sind auch mehr öffentliche und private Investitionen in marode Infrastruktur zwingend geboten.
Vor diesem Hintergrund sehen viele Ökonomen für Deutschland 2024 zwar eine gezügelte (wenngleich noch recht hohe) Inflation und einen weiter hin robusten Arbeitsmarkt, aber nur ein sehr schwaches Wirtschaftswachstum, wenn überhaupt.
Da wir noch am Anfang von 2024 stehen, haben wir eine Studie durchgeführt mit dem Ziel zu verstehen, wie sich die Profitabilität deutscher Firmen 2024 entwickeln könnte. Die Studie besteht aus den folgenden Schritten:
1. Wir haben gut 15.000 deutsche Firmen mit lückenlos vorliegenden Jahresabschlüssen 2022 ausgewählt (2023 Daten liegen noch keine vor)
2. Wir haben ein makroökonomisches Szenario 2023 (mit Echt-Daten) und 2024 für Deutschland konstruiert
3. Mittels des DEEPDATA®Analyst von QFS (einer seit 2014 produktiven und seither regelmäßig erfolgreich validierten Lösung zur Prognose künftiger Jahresabschlüsse) wird dieses Szenario verwendet, um für jede der 15.000 Firmen alle Bilanz- und GuV-Positionen der Jahre 2023 und 2024 zu berechnen
4. Schließlich wählen wir als Zielgröße der Studie den Nachsteuergewinn 2023 und 2024 aus, aggregieren über alle Firmen einer Branche und berechnen für jede Branchen Wachstums- bzw. Rückgangsquoten des Nachsteuergewinns 2023 und 2024, jeweils zum Vorjahr
Das Ergebnis zeigt folgende Graphik:
Das Aggregat aller rund 15.000 Firmen zeigt, dass sich die Nachsteuergewinne deutscher Firmen von 2023 zu 2022 um 13% verringert haben und sich von 2024 zu 2023 nochmal um 16% verringern sollten, was der schwierigen Wirtschaftslage geschuldet ist (beide Balken links).
Betrachtet man allerdings einige ausgewählte Branchen, so zeigen sich Gewinner- und Verliererbranchen deutlich: Chemie & Pharmazie verlieren 2023 18% und 2024 8% an Profitabilität, langfristige Konsumgüter 2023 13% und 2024 12%, Optik und Elektronik 2023 12% und 2024 sogar 24% usw. Dagegen sind Transport und Agrar die Branchen, deren Profitabilität 2023 um 1% und 2024 um 5% wächst.
Die Branchensicht bedeutet jedoch keineswegs, dass alle Firmen einer Branche sich gleich verhalten. Betrachtet man z.B. Optik & Elektronik, dann stellt man fest, dass selbst 2024 bei einem aggregierten Verlust von 24% von den 509 Firmen dieser Branche 257 Firmen Gewinner und 252 Firmen Verlierer waren, sich also Anzahl Gewinner und Verlierer die Waage hielten. Die Erklärung liegt darin, dass unter den Verlierern einige sehr große Firmen sind, deren Gewinnrückganz bzw. Verlust das Aggregat stark beeinflusst, wohingegen bei den Gewinnern sehr viele kleinere Firmen waren.
Dies zeigt wieder einmal, dass die Betrachtung der einzelnen Firma z.B. für Investmententscheidungen relevant ist und die reine Betrachtung von Aggregaten täuschen kann.
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*) Roland Demmel, Partner bei Quantic Financial Solution und Ideengeber der Studienmethodik