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Investmentforum von Spängler IQAM Invest im Zeichen einer „neuen Zinsnormalität“

Rund 200 Experten aus der Finanz- und Wirtschaftswelt folgten vergangene Woche der Einladung von Spängler IQAM Invest in die Salzburger Residenz. Vor allem wurde über die „neue Normalität bei Zinsen“ diskutiert.

v.l.n.r.: Univ.-Prof. Dr. Dr.h.c. Josef Zechner (Spängler IQAM Invest), Mag. Günter Kitzmüller (Rosenbauer International AG), Robert Ottel (voestalpine AG), Dr. Jochen Stich (Volkswagen Group Services S.A.) und Mag. Markus Ploner, CFA, MBA (Spängler IQAM Invest)

Im Zuge des Investmentforums wurden die anwesenden Investoren zur Entwicklung der Rendite 10-jähriger österreichischer Bundesanleihen in 5 Jahren befragt: Rund zwei Drittel aller Teilnehmer waren demnach der Meinung, dass die Rendite in 5 Jahren zwischen 0,0-2,0% liegen und damit weiterhin außerordentlich niedrig sein wird.

Alle Investoren sollten reale Erträge zum Ziel haben. Mögliche Änderungen werden daher künftig auch bei Veranlagungen notwendig sein, da diese Entwicklung die Veranlagungsergebnisse in den nächsten Jahren massiv beeinflussen wird. „Wir sprechen vom zweiten Maschinen-Zeitalter, einer Industrie 4.0, einem möglichen Paradigmenwechsel in den klassischen Wirtschaftslehren. Dieser Strukturwandel wird seinen Niederschlag auch in den Instrumenten der Finanz-und Geldpolitik der Zukunft finden müssen", prognostizierte Dr. Jochen Stich, CEO, Volkswagen Group Services S.A.

„Noch mehr billiges Geld wird die Anlagemärkte befeuern, aber kein reales Wachstum auslösen. In Europa, aber insbesondere in Österreich, ist eine Verbesserung der Rahmenbedingungen notwendig, um Investitionen und Wachstum wieder anzuziehen“, sagte Robert Ottel, Mitglied des Vorstandes und Finanzvorstand (CFO), voestalpine AG.

„Die umfangreiche Geldschöpfung nach der Krise von 2008/09 hat der Wirtschaft, den Banken wie auch vielen Staaten in unserer globalisierten Welt tatsächlich geholfen und Schlimmeres vermieden, langfristig muss uns aber eine reale Wertschöpfung wichtiger sein, so Mag. Günter Kitzmüller, Vorstandsmitglied der Rosenbauer International AG.

Gelingt es der Eurozone, eine ähnliche Entwicklung wie die USA zu vollziehen, wären 2% Inflation mit Ende 2016 durchaus realistisch – schwer vorzustellen, aber das wäre der Schnitt der vergangenen 800 Jahre. Die aktuell eingepreiste Inflation liegt jedoch am unteren Ende der Bandbreite der Notenbankprognose. Eine langfristige Inflationserwartung von 2% erscheint historisch und institutionell gut verankert.

„Mangelnde Reformfähigkeit auf europäischer und nationaler Ebene dämpft das Wirtschaftswachstum in Europa. In absehbarer Zeit ist keine spürbare Erholung des Wirtschaftswachstums in Sicht. Doppelt schmerzvoll ist folglich der Rückfall Österreichs in der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit innerhalb des Euroraums“, so Dr. Ulrich Schuh, Forschungsvorstand von EcoAustria – Institut für Wirtschaftsforschung.

Wie Währungen zum Ventil der Geldpolitik werden – dieser Frage ging Prof. Dr. Jan-Egbert Sturm, Direktor der KOF Konjunkturforschungsstelle der ETH Zürich in seinem Vortrag nach: „Auch wenn offiziell die Geldpolitik der meisten Länder binnenwirtschaftliche Ziele verfolgen, wie insbesondere die der Preisstabilität, sind die Auswirkungen auf die Währungen nicht zu übersehen. Die hohe Liquidität in den Finanzmärkten birgt nicht nur die Gefahr, dass sich Blasen in Aktien- und Anleihenmärkte auftun könnten, auch die Volatilität verschiedener Währungen könnte sich hierdurch massiv erhöhen. Es ist unklar, ob die damit einhergehenden Risiken genügend durch die Zentralbanken dieser Welt berücksichtigt worden sind.“

Auch im Risikomanagement wird es in den nächsten Jahren zu Veränderungen kommen müssen: „Risikotoleranz bedingt Unabhängigkeit und Urteilskraft bei der Risikoanalyse", so Guido Versondert, Senior Credit Advisor der Independent Credit View AG. „Asset Allocation und Risikobudgetierung sind im aktuellen Umfeld niedrigster Zinsen genau aufeinander abzustimmen. Nur so lassen sich die Ziele der Investoren hinsichtlich Portfolioertrag und Sicherheit zuverlässig erreichen", ergänzte Univ.-Prof. DDr. Thomas Dangl, Mitglied der Wissenschaftlichen Leitung von Spängler IQAM Invest im Rahmen der Podiumsdiskussion.

Dr. Ulrich Sonnemann, Referent des Hauptgeschäftsführers, Leiter Abteilung Kommunikation, Integration, Strategie, Ärzteversorgung Westfalen-Lippe zeichnete ein Bild aus der Praxis: „Die Ärzteversorgung Westfalen-Lippe begegnet dem Niedrigzinsumfeld mit dem Aufbau von langfristig stabilen und realen Anlagen‚ jenseits des Mainstreams‘, die eine hohe volkswirtschaftliche (System-)Relevanz aufweisen und sich dem Markteinfluss weitgehend entziehen. Aufgrund ihres breiten Netzwerkes, ihrer Finanzstärke und dem Know-how ihrer Mitarbeiter ist die Ärzteversorgung dabei in der Lage, auch komplexere Strukturen abzubilden.“

Dr. Thomas Steinberger, CEO, Geschäftsführer und Mitglied der Wissenschaftlichen Leitung von Spängler IQAM Invest resümierte abschließend in seinem Vortrag: „Eine langfristige Inflationserwartung von 2% pro Jahr für die Eurozone erscheint historisch und institutionell gut verankert. Daher lassen die aktuellen nominellen Zinssätze in den kommenden Jahren negative reale Anleiheerträge erwarten. Um den erwarteten realen Ertrag ihrer Portfolios zu erhöhen, empfehlen wir daher den Investoren stärker in Produkte mit aktiver Steuerung des Zinsrisikos oder in breiter diversifizierte Vermögensverwaltungsprodukte zu investieren.“