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„Die Ausrichtung unserer Gesellschaft auf mehr Nachhaltigkeit, gerade beim Thema Energie und CO2, wird ohne Rohstoffe gar nicht funktionieren“

Bislang waren Rohstoffe so etwas wie der „Blinde Fleck” beim Thema nachhaltiges Investieren. IPE D.A.CH-Chefredakteur Frank Schnattinger sprach mit Dr. Markus Ploner, CFA, MBA, Geschäftsführer von Spängler IQAM Invest und Mag. Thomas Kaiser, CFA, Asset Manager bei Spängler IQAM Invest über den Hintergrund sowie die Umsetzung einer nachhaltigen Rohstoffstrategie.

v.l.n.r.: Dr. Markus Ploner, CFA, MBA, und Mag. Thomas Kaiser, CFA

IPE D.A.CH: Herr Dr. Ploner, wie kam es zur Entscheidung, Rohstoffe mit einem Nachhaltigkeitsfaktor investierbar zu machen?
Ploner: Es war ein Prozess über mehrere Jahre. Wir verwalten bereits seit einiger Zeit einen Rohstofffonds den wir nicht erst seit der Diskussion um Investments in Agrarrohstoffe nachhaltiger ausrichten wollten. Die Ausklammerung der Nahrungsmittel war vor gut einem Jahr dann der erste Schritt. Für den zweiten Schritt, der Klassifizierung unterschiedlicher Rohstoffe nach Nachhaltigkeitsgesichtspunkten, haben wir uns einen Partner gesucht und mit den Nachhaltigkeits-Spezialisten der Researchagentur rfu auch gefunden.

IPE D.A.CH: Wie stellt sich für Sie der Investmentcase „Rohstoffe“ angesichts der aktuellen Nachhaltigkeitsdebatte grundsätzlich dar?
Ploner: Die Gewinnung von Rohstoffen ist ganz klar mit hohen Umwelt- und Sozialrisiken verbunden. Gleichzeitig sind manche Rohstoffe – ich denke hier vor allem an die Industriemetalle – wichtige Inputfaktoren z. B. für Photovoltaikanlagen und das Thema e-Mobilität. Die Ausrichtung unserer Gesellschaft auf mehr Nachhaltigkeit, gerade beim Thema Energie und CO2, wird ohne Rohstoffe gar nicht funktionieren.

IPE D.A.CH: Sie sprechen in Ihrer Fondspräsentation vom „verlorenen Jahrzehnt bei Rohstoffinvestments“. Die Renditen in der Assetklasse waren in den vergangenen Jahren tatsächlich nicht berauschend…
Kaiser: Das verlorene Jahrzehnt bei Rohstoffinvestments resultiert einerseits aus Preiskorrekturen aufgrund struktureller Änderungen einiger Rohstoffsektoren und andererseits aus dem negativen laufenden Ertrag aufgrund niedriger Zinsen und negativer Rollrenditen. Der laufende Ertrag erklärt dabei 60% der Gesamtrendite; Rollrenditen sind ein wichtiger Ertragsfaktor und sollten daher optimiert werden. Die Rohstoffpreisentwicklungen erklären dagegen nur 5% der Gesamtrendite. Aber: Während anhaltender Trends durch strukturelle Veränderungen der Rohstoffsektoren werden hohe Korrelationen zwischen Preis und Gesamtrendite verzeichnet. Rohstoffe bieten Inflationsschutz und sind nur bedingt, in tiefen Rezessionen oder starken globalen Wachstumsphasen, konjunktursensitiv.

IPE D.A.CH: Wie sind Sie bei der Nachhaltigkeitsstrategie dann weiter vorgegangen?
Kaiser: Die 15 in den verbleibenden drei Sektoren Edelmetalle, Industriemetalle und Energie vorhandenen Rohstoffe werden von unserem Partner rfu einem Nachhaltigkeitsrating unterzogen. Hier geht es insbesondere auch darum, wie groß der gesellschaftliche Nutzen der einzelnen Rohstoffe ist. Insgesamt sind es rund 400 Faktoren vom Abbau bis zur Nutzung, die hier eine Rolle spielen. Am Ende steht ein Score für jedem Rohstoff und ein entsprechendes Ranking untereinander.

IPE D.A.CH: Welcher Rohstoff steht da ganz am Ende?
Ploner: Derzeit ist es Gold, aus recht offensichtlichen Gründen. Gold hat wenig sinnstiftende Anwendungsmöglichkeiten wie es beispielsweise Silber in der Elektrotechnik oder Photovoltaik hat.

IPE D.A.CH: Das Collateral wird ebenfalls nachhaltig angelegt?
Kaiser: Wir sind hier in der Tat sehr konsequent. Auch das Collateral wird nur in EWR-Staatsanleihen investiert, die höchsten Nachhaltigkeitsstandards genügen.

IPE D.A.CH: Wie sieht dann die Einbindung der „klassischen“ Bewertungsmaßstäbe in die Strategie aus?
Kaiser: Wir ranken hier die 15 Rohstoffe nach den Faktoren Value und Sentiment. Hinter dem Faktor Value steht die erwartete Rollrendite nach der wir ranken. Beim Sentiment schauen wir auf die Einjahresperformance der Rohstoffe und ranken die 15 Rohstoffe ebenfalls entsprechend. Diese Rankings kombinieren wir zu einem Gesamtranking und wählen dort die 10 besten Rohstoffe aus.

IPE D.A.CH: Welche Futures nutzen Sie dann?
Kaiser: Wir nehmen hier noch eine Rolloptimierung vor und nehmen nicht – wie es oftmals umgesetzt wird – die Futures mit der jeweils kürzesten Laufzeit, sondern schauen uns alle Futures bis zu einem Jahr Laufzeit an und setzen dann auf den mit der höchsten erwarteten Rollrendite.

IPE D.A.CH: Welchen Impact hat dann das von Ihnen angesprochene Ranking auf die Gewichtung im Portfolio?
Kaiser: Der nachhaltigste Rohstoff wird nun am höchsten gewichtet. Wir haben eine Gewichtung von 14,5% bis 5,5%. Hiernach wird in Prozentschritten abgestuft.

IPE D.A.CH: Wie oft wird das Portfolio rebalanciert?
Kaiser: Bei den Nachhaltigkeitskriterien haben wir einen Zyklus von zwei bis drei Jahren angesetzt, hier ändert sich kurzfristig wenig. Das Portfolio auf Basis von Value und Sentiment rebalancieren wir auf monatlicher Basis.

IPE D.A.CH: Wo sehen Sie aktuell die Bedeutung von Rohstoffen im institutionellen Portfolio?
Ploner: Rohstoffe konnten über die letzten 50 Jahre aktienähnliche Renditen bei einer diversifizierenden Wirkung auf das Portfolio erzielen. Die letzten Jahre waren dagegen in der Tat – wie schon angesprochen – nicht befriedigend, insofern besteht hier einiges an Aufholpotenzial. Zusammen mit unserem Nachhaltigkeitsfilter sehe ich hier einen interessanten Investmentcase für institutionelle Anleger.

IPE D.A.CH: Besten Dank für diese Einblicke!