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Kommentar: Infrastructure Equity – trotz Inflation, Zinsen und Rezessionssorgen keine massive Neubewertung zu erwarten

Der Infrastruktur-Markt wird von aktuellen Entwicklungen wie Inflation, steigenden Zinsen und schwachem Wachstum weitaus weniger stark belastet als andere Anlageklassen. Daher ist aktuell nicht mit einer massiven Neubewertung der Assets zu rechnen. Vielmehr zeigt sich auch in dieser Krise die Resilienz ausgewogener, aktiv gemanagter Infrastruktur-Portfolios. Den besten Schutz bieten regulierte Assets. Denn diese sind in der Regel unabhängig von Konjunktur und Wirtschaftswachstum und bekommen steigende Kosten vergütet, auch wenn höhere Diskontierungssätze berücksichtigt werden müssen.

Dominik Damaschke

Manuela Rath

Wie bewähren sich Infrastruktur-Investments in einem krisengeprägten Umfeld? Für Investoren ist diese Frage aktuell von besonderer Relevanz, da ungewöhnlich viele Belastungsfaktoren zusammenkommen. Die Auswirkungen des Ukraine-Kriegs, die Energiemarktkrise, die Folgen des Klimawandels und der wachsende Handlungsdruck – dies alles hat massive Auswirkungen auf Inflation und Geldpolitik, auf das Wirtschaftswachstum sowie auf die Bewertungen von Kapitalanlagen im Allgemeinen.

Ein besonderes Augenmerk gilt der Inflations- und Zinsentwicklung. Neben dem enormen Anstieg der Energiekosten wirken die noch immer andauernden Lieferkettenprobleme inflationstreibend, weil Import- und Produzentenpreise steigen. Hinzu kommen Lohn- und Tarifanpassungen sowie Rentenerhöhungen. Eine schwierige Mischung, deren negative Wirkung die Notenbanken mit deutlichen Zinsschritten eindämmen wollen.

Preissetzungsmacht ist entscheidend
Wie Infrastruktur-Assets auf die höheren Zinsen reagieren, ist sehr unterschiedlich und hängt nicht zuletzt vom Grad der Fremdfinanzierung ab. Dabei kommt es auf die Kapitalstruktur und die Duration der Fremdkapital-Instrumente an, die bei den jeweiligen Projekten eingesetzt sind. Ein weiterer entscheidender Punkt ist die Preissetzungsmacht. Nicht alle Unternehmen können steigende Kreditzinsen und weitere Kosten an ihre Kunden durchreichen. Monopolisten oder Assets mit starker Marktposition sind hier klar im Vorteil, und auch kontrahierte sowie regulierte Assets können Schutz bieten.

Wie die globale Wirtschaft die Krisenfaktoren bewältigen kann, wird aktuell vielfach diskutiert. Viele Volkswirtschaften werden im vierten Quartal dieses Jahres oder im ersten Quartal 2023 in eine Rezession eintreten. Fakt ist, dass zu den gestiegenen Finanzierungskosten und dem enormen Energiepreisanstieg eine inflationsbedingte Konsumzurückhaltung kommt. Das Konsumklima in Deutschland ist so schlecht wie nie seit Beginn der Aufzeichnung, gemessen am GfK Konsumklimaindex. Lieferengpässe und Personalknappheit wirken zusätzlich belastend und drücken auf die Stimmung der Unternehmen: Der ifo-Index für die Geschäftserwartungen in Deutschland ist wieder fast auf seinem Tief vom Frühjahr 2020 angelangt, als die Corona-Pandemie sich in Europa verbreitete.

Regulierte Assets bieten Schutz
Auch Infrastrukturunternehmen, die ihre Umsätze am Markt erzielen müssen, sind mehr oder minder vom aktuell schwierigen Umfeld betroffen. Dies gilt selbst für monopolistische Assets, wenngleich eine starke Marktposition in der Regel hilft. Bei konzessionsbasierten oder langfristig kontrahierten Assets gilt es genau zu prüfen: Wo ein größeres Volumen- oder Verkehrsrisiko besteht, sind die negativen Folgen eher spürbar. Verfügbarkeitskonzessionen sind dagegen in der Regel nicht betroffen. Den besten Schutz bieten regulierte Assets. Denn diese sind in der Regel unabhängig von Konjunktur und Wirtschaftswachstum und bekommen steigende Kosten vergütet.

Die Frage nach der Bewertung eines Assets spielt auch für langfristig orientierte Infrastruktur-Investoren eine große Rolle. Zentrale Einflussgrößen für den Wert eines Assets sind Cash-Flows und Diskontsatz, also das Zusammenspiel von risikofreiem Zins und der Marktprämie. Analysen zeigen, dass sich ein höherer Diskontsatz auf Unternehmen mit höheren Risikoprofilen isoliert betrachtet geringer auswirkt als auf Unternehmen mit niedrigeren Risikoprofilen.

Risikoärmere Investments sind besonders robust
Eine ganzheitliche Analyse der verschiedenen Einflussfaktoren – sprich Inflation, Zinsen und Wachstum – in ihrem Zusammenspiel zeigt dagegen: Die Resilienz von Infrastruktur-Unternehmen mit niedrigeren Risikoprofilen ist höher. Das heißt, im aktuellen Umfeld bieten Unternehmen mit weniger Risiko, wie regulierte Versorger oder Straßenbetreiber, deutlich mehr Wertstabilität und Sicherheit. Angesichts dessen gilt es, einzelne Assets hinsichtlich der Wirkung hoher Inflation und Zinsen sowie schwachen Wachstums individuell zu betrachten. Dabei spielen neben der grundsätzlichen Ausrichtung auch spezifische Besonderheiten wie Marktstellung, Umsatzverteilung und Kapitalstruktur eine entscheidende Rolle.

Unter dem Strich sind Infrastruktur-Investments zwar nicht immun gegen exogene Effekte, aber sie bieten einen relativ guten Schutz. Die Resilienz dieser Anlageklasse zeigte sich auch in vorherigen schweren Krisen wie nach dem Lehmann-Zusammenbruch oder im Zuge der Corona-Pandemie. Entscheidend für den Anlageerfolg ist eine aktiv gemanagte Investitionsstrategie, welche die Analyse langfristiger Trends, eine breite Diversifizierung, ein ausbalanciertes Risiko-Controlling sowie ein professionelles Vertragsmanagement umfasst.

Rückenwind kommt aus verschiedenen Bereichen
In Anbetracht des beschriebenen Umfeldes ist nicht mit einer massiven Neubewertung von Infrastruktur-Assets zu rechnen. Zwar ist ein leichter Rückgang der Bewertungen zu erkennen, und Business-Pläne sind aktuell konservativer. Aber spätestens ein nachlassender Inflationsdruck, der sich ab 2024 bemerkbar machen dürfte, und eine damit einhergehende abflachende Zinskurve sollten Neuinvestitionen wieder attraktiv machen. Dies bietet mehr Potenzial für Outperformance und ermöglicht höhere Renditen.

Rückenwind für Infrastruktur-Investitionen wird es in den kommenden Jahren aus verschiedenen Bereichen geben: Der enorme Investitionsbedarf in die Energiewende, in digitale Infrastruktur und in nachhaltigen Transport erfordert viel Kapital. Dies bietet Investoren die Möglichkeit, sich aktiv am nachhaltigen Wandel zu beteiligen. Angesichts dessen geht das Analysehaus Preqin in einer aktuellen Studie davon aus, dass das verwaltete Vermögen in Infrastruktur-Assets in den nächsten fünf Jahren global betrachtet um 13% wächst, in Europa sogar um 18%.

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*) Dominik Damaschke, Head of Infrastructure Equity, und Manuela Rath, Senior Investment Managerin, MEAG