Scott L. Utzinger, Partner und Chief Operating Officer (COO) von Crawford Fund Management, beschreibt bei einem Hintergrundgespräch in München die Investmentidee der Strategie dabei wie folgt: „Auf der Long-Seite setzten wir auf Unternehmen, die Jahr für Jahr einen stabilen bis wachsenden Cashflow erwirtschaften. Sehr gute Erfahrungen haben wir dabei insbesondere bei Eigentümer-geführten Gesellschaften gemacht, die nicht von einer breiten Masse an Börsenanalysten getrackt werden.“ Als Sweetspot habe sich dabei insbesondere der Bereich der Mid-Caps und größeren Small-Caps herausgestellt, hier sei ein breites Spektrum an möglichen Investments zu finden.
Insgesamt kommt allerdings nur rund 10-15% des Aktienuniversums nach Aussage von Utzinger unter diesen Kriterien für ein mögliches Investment auf der Long-Seite in Frage. Dieser breite Ausschluss ermögliche es dem kleinen Team trotzdem ein exzellentes Research zu den relevanten Titeln zu liefern.
Auf bestimmte Industrien bzw. Sektoren ist man dabei nicht explizit fokussiert. „Wir haben ein gewisses Exposure in Consumer Titeln sowie Financials, aber das ist nicht Sektor-getrieben“, so Utzinger. Entsprechen werden gegebene Caps zu einzelnen Sektoren im Prinzip auch nie erreicht. „Wir mussten hier noch nicht gegensteuern.“
Die Short-Investments konzentrieren sich dagegen laut Utzinger auf „junge Unternehmen sowie Gesellschaften mit einem hohen Leverage auf das Eigenkapital“. Oft stehe man hier beim Einstieg entgegen der gängigen Markteinschätzung, sei also als Contrarian unterwegs. Auch eine größere Position eines Private Equity- oder Venture Capital-Unternehmens können für den Aufbau eines Short-Position sprechen. „Hier kommt es oftmals zu größeren Verkäufen an der Börse und damit Druck auf den Kurs.“
Auch IPOs seien gerade auf der Short-Seite interessant. 20% aller Börsengänge scheitern in den ersten fünf Jahren nach der Erstnotiz, gibt Utzinger zu bedenken. Ausschließlich die Bewertung eines Unternehmens sei dagegen nie ein Grund für eine Short-Position: „Wir halten Nvidia möglicherweise für extrem teuer, aber es ist ein exzellentes Unternehmen. Hier würden wir nie eine Short-Position aufbauen.“
Die Short-Seite des Portfolios wird bei Crawford mittels Put-Optionen umgesetzt. „Wir kaufen dabei Put-Optionen auf konkrete Titel, keine Index-Papiere“, so Utzinger. Dies ermögliche eine bessere Risikokontrolle und vermeide eine Diversifikation an einer Stelle wo sie gar nicht gewünscht sei.
Meistens hätten die Put-Optionen ein Volumen von 10-15 Basispunkten des Portfoliowertes, in seltenen Fällen bis zu 50 Basispunkten. Insgesamt seien je nach Marktlage rund 3-7% des Portfolios in Puts investiert, die seiner Ansicht nach noch einen großen Vorteil gegenüber „klassischen Short-Positionen“ bietet: „Der Put läuft aus dem Geld, bei einer Short-Position dagegen beschäftigen Sie sich nach einem schlechten Tag auf neue damit, wie sie verfahren wollen. Diese Energie verwenden wir lieber für andere Titel.“
Insgesamt konnte der Investmentmanager dabei äußerst überzeugende Resultate erzielen. „Über 15 Jahre liegen wir durchschnittlich zweistellig im Plus“, so Utzinger. „Das Longbook konnte jährlich rund 13% zulegen, das Shortbuch mit den Puts hat und knapp 0,8% p.a. gekostet.“ Diese Zahlen bestätigen sich auch im aktuellen Jahr: „Wir liegen im Longbook bislang mit 13% vorne und mit einem Prozent auf der Short-Seite hinten.“
Dass die Strategie gerade für institutionelle Adressen mit einem gewissen Sicherheitsbedürfnis funktioniert zeigte auch folgende Statistik: In 14 der vergangenen 15 Jahre konnte die Strategie positiv abschließen und in den zehn schlechtesten Börsenmonaten seit Auflegung konnten die Kursverluste gegenüber dem breiten Markt deutlich reduziert werden. „Im Februar 2020 konnten wir beispielsweise mit -1,7% gegenüber dem breiten Markt mit -8,1% abschließen. Im März 2020 lagen wir sogar 1,1% vorne, während der Markt um 12.8% nachgab“, berichtet Utzinger.
Die Zahlen zeigen, dass in normalen Zeiten ausreichen Marktbeta vereinnahmt werden kann, während in Stresszeiten das Marktbeta gegen null geht. „Eine Timing-Kunst des Portfoliomanagement sei daher gar nicht gefragt“, so Utzinger. Die Investoren seien mit der Downside-Protection in jedem Fall sehr zufrieden.
Ganz wichtig ist Utzinger auch, abschließend auf die gleichgerichteten Interessen hinzuweisen: „Wir als Eigentümer und Management sind ebenfalls substanziell investiert, nur mit einem entsprechenden „Skin in the Game“ sind wir gegenüber den institutionellen Anlegern nach unserer Ansicht nach 100% glaubhaft. Das unterscheidet uns – abgesehen von der Performance – von vielen Wettbewerbern.“