Eine aktuelle Vergleichsanalyse zeigt auf, wie Private-Equity-Gesellschaften eine transformative Kraft für den deutschen Mittelstand darstellen. Die Studie von Munich Strategy untermauert, dass Private-Equity-geführte Unternehmen ein signifikant höheres Wachstum in den Bereichen Umsatz und Gewinn verzeichnen als ihre inhabergeführten Pendants. Diese Unternehmen zeichnen sich durch eine gesteigerte Produktivität und ein stärkeres Mitarbeiterwachstum aus, was sie optimal für zukünftige Expansion positioniert.
Die Analyse legt dar, dass Unternehmen in Private-Equity-Besitz ihre Umsätze zwischen 2018 und 2021 jährlich um durchschnittlich 7,5% steigern konnten, während inhabergeführte Betriebe lediglich einen Zuwachs von 2,3% pro Jahr erzielten. Besonders nach dem Einbruch durch die Covid-19-Pandemie im Jahr 2020 zeigten PE-Portfoliounternehmen eine bemerkenswerte Erholung mit einem Umsatzwachstum von über 15,6% im Folgejahr – im Vergleich zu 7,7% bei inhabergeführten Unternehmen.
Dr. Sebastian Theopold, Partner bei Munich Strategy und federführend in der Studie, erklärt: „Private Equity ist nicht nur Katalysator für finanzielles Wachstum, sondern bringt Unternehmen auch strategisch und operativ voran. So ermöglicht die Branche langfristiges Wachstum und Expansion im Mittelstand.“
Private Equity als Jobmotor
Die Studie basiert auf einer detaillierten Untersuchung von Leistungs- und Strategiedaten von über 800 mittelständischen Unternehmen in Deutschland. Von den Unternehmen des Panels aus verschiedenen Branchen sind dabei 12% Portfoliounternehmen und 88% Inhaberunternehmen. Das Verhältnis entspricht in etwa dem deutschen Mittelstand, in dem ca. 5-12% der Unternehmen in Private-Equity-Hand sind.
Ergänzend zu den quantitativen Daten liefern Interviews mit Unternehmensentscheidern Einblicke in die operative Exzellenz und die Wachstumsorientierung, die Private Equity im Mittelstand fördert.
Weiter zeigt die Studie, dass PE-geführte Unternehmen nicht nur beim Gewinn vor Zinsen, Steuern, Abschreibungen und Amortisation (EBITDA) mit einem Anstieg von 11,8% pro Jahr punkten (Vergleichswert: 6,4%), sondern auch in der Schaffung neuer Arbeitsplätze überlegen sind. Während die Beschäftigtenzahl in inhabergeführten Unternehmen lediglich um 1,3% pro Jahr wuchs, verzeichneten PE-Portfoliounternehmen einen Zuwachs von 8,0% jährlich, wobei auch Übernahmen eine Rolle spielen.
Höhere Produktivität bei PE-Beteiligungen
PE-Portfoliounternehmen erzielen eine höhere Personalproduktivität als inhabergeführte Unternehmen: Letztere generierten im Schnitt 274.000 Euro Umsatz pro Mitarbeiter im Jahr, während PE-Unternehmen pro Kopf 342.000 Euro erwirtschaften (+25%).
Private-Equity-Unternehmen investieren ihre Gewinne häufiger und nehmen höhere Kapitalkosten für zukünftiges Wachstum in Kauf, während inhabergeführte Betriebe oft eine höhere Eigenkapitalquote bevorzugen, um die finanzielle Resilienz zu stärken.
Digitalisierung und Nachhaltigkeit – Mittelstand nicht abgehängt
Im Bereich der Digitalisierung und künstlichen Intelligenz (KI) zeigen familiengeführte Unternehmen leichte Vorteile, wie die Ergebnisse zeigen. Ein Drittel der Unternehmen in beiden Vergleichsgruppen haben bereits große Teile ihrer vormals (teil-)manuellen Prozesse digitalisiert. Weitere 37% der PE-Portfoliounternehmen und 48% der inhabergeführten Unternehmen haben diese Digitalisierungsmaßnahmen zumindest teilweise umgesetzt. Im Einsatz von (autonomer) KI und Machine Learning ergibt sich ein verhalteneres Bild: Zwei Drittel der PE-Portfoliounternehmen nutzen bisher keine KI oder Machine Learning, bei den inhabergeführten Unternehmen ist es nur ein Drittel. Die Studie widerlegt damit das Klischee des technologisch rückständigen Mittelstands und betont die zunehmende Bedeutung von Automatisierung in Zeiten des Fachkräftemangels.
Auch Nachhaltigkeitsstandards werden zunehmend in beiden Unternehmensgruppen verankert: Bei inhabergeführten Unternehmen sind ESG-Themen häufiger Bestandteil der Unternehmensstrategie. Unternehmen in PE-Hand sind dagegen weiter beim Aufbau von ESG-Strukturen. Dies können einzelne Personen im Unternehmen sein, die sich neben ihrer eigentlichen Tätigkeit auch um ESG-Themen kümmern, oder eigens dafür eingestellte ESG-Manager.
„In den vergangenen 15 Jahren ist Private Equity mittelstandserfahrener geworden. Investoren und Mittelständler haben voneinander gelernt und Barrieren wurden abgebaut“, fasst Sebastian Theopold die Ergebnisse der Studie zusammen. „In Zeiten, in denen Banken zurückhaltender geworden sind, hat Private Equity im deutschen Mittelstand eine wichtige Rolle eingenommen.“