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„Historisch waren es im Private-Equity-Bereich immer die besten Vintage-Jahre wenn es gekriselt hat“

IPE D.A.CH Chefredakteur Frank Schnattinger sprach mit David Schäfer, Managing Director bei Munich Private Equity Partners über die aktuelle Situation im Private Equity Sektor und Sweetspots in der Assetklasse.

David Schäfer

IPE D.A.CH: Herr Schäfer, wie lief das Jahr 2022 bei Munich Private Equity Partners?
Schäfer: Die Entwicklung bei den Private-Equity-Gesellschaften, in die wir als Dachfondsmanager investiert sind, war per Stand Ende zweites Quartal überraschend stark, gerade wenn man die Korrekturen an den öffentlichen Kapitalmärkten ansieht. Im Fundraising sind wir im Plan und haben die Zielgrößen aufgrund der starken Investorennachfrage in diesem Jahr angehoben. Dabei wird es aber voraussichtlich bleiben, denn insgesamt ist das Fundraising-Umfeld schon schwieriger geworden. Das liegt nicht daran, dass Alternatives bzw. Private Equity als unattraktiv eingeschätzt werden. Vielmehr sind es die Kursrückgänge in anderen Bereichen der Asset Allocation bei Investoren, die über den Denominator Effekt die Position in Alternatives relativ dazu wachsen haben lassen. Entsprechend zurückhaltend ist man aktuell mit weiteren Neuengagements – obwohl viele den Markt gerade jetzt für attraktiv halten, da ein gut diversifiziertes Private-Equity-Portfolio bei erhöhter Volatilität an den öffentlichen Kapitalmärkten wie ein Stabilitätsanker im Gesamtportfolio wirkt.

IPE D.A.CH: Auch wenn noch keine Bewertungszahlen vorliegen, wie schätzen Sie die Preisentwicklung bei Private Equity im zweiten Halbjahr ein?
Schäfer: Bewertungstechnisch wird es sicher auf einen kleinen Dämpfer hinauslaufen, dennoch bin ich trotz des Zinsanstiegs gerade auch für unseren Bereich der Small- und Mid-Cap-Investments positiv für 2023 gestimmt. Etwas anders sieht es bei Transaktionen im Large- und Mega-Cap-Bereich aus, dort sind die Fremdkapitalquoten bzw. der Leverage deutlich höher und die Transaktionen entsprechend teurer geworden. Hier wird sich zeigen, ob im nächsten Jahr die ein oder andere Firma ins Straucheln kommt.

IPE D.A.CH: Wie hat sich Ihr Track-Record bei MPEP in der Corona-Zeit entwickelt?
Schäfer: Wir sind gerade mit den letzten Jahren hochzufrieden. So konnten wir im vergangenen Jahr 45 Transaktionen mit einem durchschnittlichen Exit-Multiple von 4,0x verzeichnen. Die Frequenz ist in den letzten Monaten zwar leicht gesunken, aber interessanterweise präsentiert sich das Preisniveau mit 4,1x im aktuellen Jahr weiterhin auf außergewöhnlich hohem Niveau. Für Nischenplayer mit starken Alleinstellungsmerkmalen wird weiterhin gutes Geld bezahlt.

IPE D.A.CH: Spielen IPOs bei Ihren Investments eine wesentliche Rolle?
Schäfer: Im Small- und Mid-Cap-Bereich sind es überwiegend strategische Investoren, die als Käufer auftreten. Insofern sind wir durchaus in einem Sweetspot unterwegs, da wir kaum an der IPO-Pipeline hängen, in weniger volatile Geschäftsmodelle investieren und gleichzeitig viel Wertschöpfung in den Unternehmen generieren können.

IPE D.A.CH: Wird das Fund-of-Funds-Modell von Investoren weiterhin geschätzt?
Schäfer: Wir sehen im Private-Equity-Bereich gerade aufgrund der Diversifikation in Dachfonds-Lösungen nach wie vor ein großes institutionelles Investoreninteresse, zumal sich das Rendite-Risikoprofil sehen lassen kann.

IPE D.A.CH: Was ist Ihre Empfehlung für PE-Investoren mit Blick auf das neue Jahr?
Schäfer: Historisch waren es im Private-Equity-Bereich immer die besten Vintage-Jahre wenn es gekriselt hat, insofern sollte man durchaus Liquidität bereit halten. Das deckt sich auch mit der Einschätzung unserer Investment-Manager die gerade für Branchen wie Healthcare und Technologie weiterhin sehr optimistisch sind.

IPE D.A.CH: Welche Themen wirken aktuell auf die Branche ein?
Schäfer: Ein Thema bei den Portfoliounternehmen ist sicher die Deglobalisierung. Lokale Optionen werden in der Wirtschaft wieder vielfach favorisiert. Auf der anderen Seite sind es Themen wie ESG die deutlich präsenter sind als noch vor einigen Jahren. Gerade für uns als Dachfondsmanager ist die Informationsgewinnung noch vielfach eine Sisyphusarbeit aber die Entwicklung geht auch hier in die richtige Richtung. Etwas leichter ist es bereits für Investments in Europa, die USA hängen da noch etwas hinterher.

IPE D.A.CH: Apropos USA, hat sich hier das Investoreninteresse aufgrund der geopolitischen Lage stärker in die Vereinigten Staaten verschoben?
Schäfer: Man könnte es vermuten, aber wir sehen die Tendenz nicht. Private Equity ist ein sehr langfristiges Geschäft, Investoren bringen einen langfristigen Anlagehorizont mit. Wir bieten unseren Kunden ein flexibles System an, die Wirtschaftsregionen USA bzw. Europa mit entsprechenden Zielfonds abzudecken, aber die klare Mehrheit entscheidet sich für eine 50:50 Allokation. Im Übrigen ist langfristig auch keine Outperformance einer der Regionen zu erkennen.

IPE D.A.CH: Wie stark profitieren Sie als etablierter FoF-Manager von gewachsenen Beziehungen zu den Fondsmanagern?
Schäfer: Wir profitieren natürlich stark von unseren langjährigen Beziehungen. In viele Zielfonds sind wir bereits in der dritten Generation investiert, das schafft Vertrauen, zumal die Fonds aus den unterschiedlichen Marktphasen unheimlich viel Know-how und Erfahrungswerte sammeln konnten. Die Nachfrage nach etablierten Managern ist in unserem Segment der Mid-Caps in jedem Fall deutlich gestiegen.

IPE D.A.CH: Was wünschen Sie sich für 2023?
Schäfer: Zunächst einmal eine geopolitische Entspannung. Ich hoffe sehr, dass die Dinge hier in eine andere Richtung laufen als im Jahr 2022. Ansonsten bietet die derzeitige Volatilität auch in unseren Segmenten natürlich interessante Anlagechancen.

IPE D.A.CH: Besten Dank für diese Einblicke.