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„Beim Thema Infrastruktur in den Emerging Markets sind wir noch sehr zurückhaltend”

IPE Institutional Investment-Chefredakteur Frank Schnattinger sprach mit Dr. Michel Degosciu, Gründungspartner der LPX Group, über die aktuellen Trends im Private Equity-Sektor und das Interesse von institutionellen Investoren an Infrastruktur-Themen.

Dr. Michel Degosciu

 

IPE Institutional Investment: Herr Dr. Degosciu, wie sehen Sie aktuell die Stimmung im Private Equity-Sektor?
Dr. Degosciu: Wir merken in unserer Arbeit schon, dass sich Investoren wieder deutlich mehr mit den „Satelliten“ in der Anlage wie z.B. Private Equity beschäftigen. Hintergrund ist sicher vor allem, dass sie im aktuellen Niedrigzinsumfeld eine sehr lohnende Alternative darstellen.

IPE Institutional Investment: Sie sind seit einiger Zeit auch mit dem Thema „Listed Infrastructure“ am Markt präsent – gibt es beim Thema Infrastruktur sogar eine Art Sonderkonjunktur? Das Thema ist schließlich derzeit in aller Munde…
Dr. Degosciu: Grundsätzlich ja, allerdings schauen Investoren mittlerweile auch genauer hin. Hochinteressant sind sicher Themen bzw. Aktien mit stabilen langfristigen Erträgen. Betreiber von Mautstrecken sind hier ein typisches Beispiel für Basis-Infrastrukturinvestments. Insgesamt muss man als Anleger aber sehr genau abwägen, da verschiedene Anbieter das Thema auch wesentlich breiter definieren.

IPE Institutional Investment: Regelmäßige Ausschüttungen sind ebenfalls ein oftmals genannter Punkt hinter Entscheidungen für Infrastruktur-Investments. Wie sehen Sie dies?
Dr. Degosciu: Der Bereich zählt hier sicher noch immer zu den Vorreitern. Sowohl Infrastruktur- als auch Private Equity sind Anlageklassen, die über die nächsten Jahre signifikante Ausschüttungsrenditen erreichen werden.

IPE Institutional Investment: Hat das gestiegene Interesse schon zu einer Überhitzung im Markt geführt?
Dr. Degosciu: Für den klassischen Private Equity-Markt, insbesondere den Buy-out-Sektor, sehe ich überhaupt keine Tendenzen in Sachen Übertreibung. Teilweise haben hier die Bewertungen sogar noch Luft nach oben. Etwas anders gelagert ist die Sache bei Debt-Funds, hier würde ich angesichts der massiven Mittelzuflüsse etwas Vorsicht walten lassen. Man muss zumindest genauer hinsehen…

IPE Institutional Investment: Was ist für Sie im dann im Private Equity Markt als Käufer gerade interessant?
Dr. Degosciu: Hinsichtlich Industriesektoren sehe ich keinen Fokus, da kommt es auf das einzelne Investment an. Auf der Strategieseite ganz klar Equity, also die Eigenkapitalfinanzierung. Dass wir beim Thema Debt eher zurückhaltend agieren, hatte ich ja schon angeführt.

IPE Institutional Investment: Lassen Sie uns nochmals konkreter auf das Thema Infrastruktur eingehen. Wie sieht Ihr Fondskonzept aus?
Dr. Degosciu: Durch die Nähe zum Thema Private Equity schauen wir uns das Thema Infrastruktur bereits seit vielen Jahren an. Wir haben uns aber auch bewusst Zeit gelassen um mit einem klaren und durchaus auch einzigartigen Konzept auf die Investoren zugehen zu können. Einzigartig ist dabei meines Wissens unser Teamwork mit der Schweizer Globalance als Spezialist in Sachen Sustainability. Dabei setzen wir bei den Investments sehr stark auf Werte der klassischen Basisinfrastruktur wie Flughäfen, Mautstrecken oder auch Kommunikation. Hier beispielsweise in Betreiber von Sendemasten für Mobilfunk.

IPE Institutional Investment: Was steht bei Ihnen eher auf Untergewichtung?
Dr. Degosciu: Das Thema Infrastruktur in Emerging Markets beispielsweise. Hier haben sie vielfach noch sehr stark mit dem Thema Korruption zu kämpfen, was über unsere Nachhaltigkeitsfilter dann sehr schnell zu einer Untergewichtung bzw. einem Ausschluss führt. Dies hat uns im Sommer auch vor den Kursverlusten der Märkte bewahrt.

IPE Institutional Investment: Wie viele Investmentmöglichkeiten bietet der börsengehandelte Bereich in dieser Kombination?
Dr. Degosciu: Wir sprechen hier an den Börsen von einem sehr breiten Angebot, deutlich mehr als wenn Sie im geschlossenen Bereich nach einzelnen Deals suchen. Das Thema der erneuerbaren Energien wie Solarparks würden wir dabei nach unserer Definition nicht als Infrastruktur sehen. Für uns sind das klassische Stromproduzenten. Sie haben hier als Investor zwar auch planbare Cash-Flows, aber der Staat kann ihnen da auch schnell einen Strich durch die Rechnung machen.

IPE Institutional Investment: Wie ist das Investoreninteresse an der Kombination Infrastruktur und Sustainability?
Dr. Degosciu: Das Feedback ist sehr gut, gerade die Kombination mit einem Sustainability-Filter macht es für viele Anleger sehr interessant. Fairerweise muss man natürlich festhalten, dass der Fonds erst knapp ein halbes Jahr am Start ist und wir den echten Lackmustest erst im Lauf des nächsten Jahres sehen werden.

IPE Institutional Investment: Wie würden Sie die Aussichten in der Assetklasse langfristig taxieren?
Dr. Degosciu: Ähnlich wie im Private Equity-Bereich sehe ich 10-15% aus dem fundamentalen Geschäft p.a. als realistisch. Dies kann als Performance über die Schwankungen an den Börsen in einzelnen Jahren sicher ganz anders aussehen, aber langfristig ist das sicher ein plausibles Szenario.

IPE Institutional Investment: Herr Dr. Degosciu, vielen Dank für diese Einblicke.