IPE Institutional Investment: Herr Bentlage, lassen Sie uns Top-down beginnen. Wie würden Sie das Gesamtbild für Verwahrstellen in Deutschland in kurzen Worten umschreiben?
Bentlage: Der Verwahrstellenmarkt konnte in den vergangenen Jahren stetig zulegen, wir sprechen hier über Raten von 5-10% p.a. Rückenwind hat sicher auch die Gesetzgebung verschafft, hier ist namentlich das KAGB zu nennen, das im geschlossenen Bereich ab einer gewissen Größe eine Verwahrstelle vorschreibt. Dies hat im Übrigen dem Marktsegment der geschlossenen Fonds die Chance eröffnet, dass diesen mit deutlich mehr Vertrauen am Markt – auch von institutionellen Anlegern – begegnet wird.
IPE Institutional Investment: Täuscht mein Eindruck, dass sich das Thema geschlossene Fonds, welche sich ja vor allem mit dem Anlagethema Real Assets beschäftigen, auf einzelne Verwahrstellen konzentriert?
Bentlage: Ich gebe Ihnen da durchaus Recht. Neben einigen anderen Anbietern sehe ich unser Haus volumenstechnisch ganz klar vorne im Markt. Für Anbieter kann das Segment der Real Assets grundsätzlich interessant sein, da hier kein Bankstatus vorgeschrieben ist, um als Verwahrstelle aktiv zu sein. Theoretisch könnte das auch ein Wirtschaftsprüfer machen. Die großen Adressen im Segment der Real Assets-Anbieter konzentrieren sich allerdings in der Tat auf eine Handvoll von Verwahrstellen.
IPE Institutional Investment: Hauck & Aufhäuser selbst ist allerdings noch immer eher als Verwahrstelle für Vermögensverwalter bekannt, bleibt das weiter die zentrale Klientel im Servicing?
Bentlage: Wir haben in dem Bereich eine 45-jährige Tradition und ein entsprechendes Standing in der Branche, insofern sind wir hier weiterhin erster Ansprechpartner für Vermögensverwalter im Fondsgeschäft und wollen dies natürlich auch weiterhin bleiben.
IPE Institutional Investment: Dennoch stehen institutionelle Adressen inzwischen ebenfalls stärker im Fokus?
Bentlage: Richtig, neben der verstärkten Bearbeitung des Real Assets-Marktes sind wird seit 2012/2013 auch dabei, dieses Konzept der Betreuung, das uns bei Vermögensverwaltern zum Erfolg geführt hat, stärker in den institutionellen Markt zu tragen.
IPE Institutional Investment: Ging beziehungsweise geht es damit immer stärker in die Richtung eines ganzheitlichen Ansatzes?
Bentlage: Ich sehe uns inzwischen durchaus so aufgestellt. Das zeigt sich auch darin, dass wir neben den Global Custodians eine der Verwahrstellen sind, die die meisten Asset Manager – über 100 an der Zahl – angebunden hat. Entsprechend selbstbewusst dürfen wir auch am Markt auftreten und haben 2014/2015 auch angefangen kleinere Verwahrstellen zu übernehmen.
IPE Institutional Investment: Wie schlägt sich dies in den Zahlen nieder?
Bentlage: Wir konnten bei den Assets im vergangenen Jahr wieder um rund 10 Mrd. Euro zulegen und sehen, dass wir zunehmend auch bei den großen Ausschreibungen mit dabei sind. Zwei unserer neuen Mandate im vergangenen Jahr waren in der Größenordnung von 600 Mio. Euro bzw. 1 Mrd. Euro. Auch in diesem Jahr rechnen wir mit einem Wachstum in der Größenordnung des Vorjahres und können dann ein Volumen von 50 Mrd. Euro vorweisen.
IPE Institutional Investment: In welcher Kundengruppe sehen Sie aktuell das stärkste Interesse?
Bentlage: Derzeit sind es insbesondere mittelgroße Asset Manager die uns selektieren. Gerade hier merkt der Kunde, dass er nicht nur eine Nummer bei einem großen Anbieter ist, sondern schätzt unseren persönlichen Service. Bei den Assets wächst derzeit in der Tat der Bereich Real Assets dynamischer als das Wertpapiergeschäft. Treiber sind hier die Investoren, die im Niedrigzinsumfeld nach langfristigen und stabilen Ausschüttungen suchen.
IPE Institutional Investment: Apropos langfristig – hält der Trend zu Real Assets langfristig an?
Bentlage: Ich bin mir ziemlich sicher. Zum einen dürfte sich die Zinslage kurz- bis mittelfristig kaum ändern. Zum anderen sprechen wir hier über sehr langfristige Prozesse, die notwendig sind, die Asset Allokation hier entsprechend anzupassen. Eine Immobilie oder einen Windpark kaufen sie nicht mit einem Knopfdruck wie ein Wertpapier. Der Trend hin zu Real Assets wird uns auch als Verwahrstelle noch lange erhalten blieben, ich sehe hier noch großes Wachstumspotenzial.
IPE Institutional Investment: Anderes Thema – wie weit sind die Verwahrstellen mittlerweile in der Vertriebsunterstützung für Vermögensverwalter bzw. Investment Manager tätig?
Bentlage: Den Wunsch gab es seitens der Kunden schon immer, entsprechend sind wir auch aufgestellt, um hier unterstützend agieren zu können. Verändert hat sich eher das „wie“. Ein „Webinar“ für Kunden gab es beispielsweise vor fünf Jahren noch nicht, heute machen wir das.
IPE Institutional Investment: Stichwort Konzentration im Markt – wie sehen Sie hier den aktuellen Status?
Bentlage: Bislang ist im Verwahrstellenbereich wenig passiert, wir sprechen immerhin noch von 45 Verwahrstellen im deutschen Markt. Ich glaube hier nicht an eine echte Konsolidierung, ganz analog zum KVG-Sektor. Für uns war und ist wichtig, beim Volumen weiter zuzulegen, da von der regulatorischen Seite weitere Kosten auf uns zukommen, die nur mit einer gewissen Größe geschultert werden können. Vor fünf Jahren, bei 10 Mrd. Euro unter Verwahrung, wäre uns das sehr schwer gefallen. Wir wollen mittelfristig ganz klar unter die Top 10.
IPE Institutional Investment: Kosten sind die eine, Erlöse die andere Seite. Wie sehen Sie die „Preisentwicklung“ am Markt?
Bentlage: Der Margendruck ist wie auch auf der KVG-Seite gegeben, ganz klar. Wir haben allerdings für uns Untergrenzen definiert, bei denen wir uns von einer Ausschreibung distanzieren. Es muss sich am Ende des Tages für alle Beteiligten rechnen. Alles andere würde auch unseren Anspruch als Qualitätsanbieter konterkarieren.
IPE Institutional Investment: Vielen Dank für die Einblicke!