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„Die Zentralbank hat sich noch mehr Freiraum verschafft, um das Ende der ultra-expansiven Geldpolitik weiter in die Zukunft zu verschieben“

Welche Rolle spielen Renteninvestments in Zukunft? IPE D.A.CH Chefredakteur Frank Schnattinger sprach mit Florian Kuhn, Senior-Portfoliomanager von QC Partners, über die Aussichten von Zinspapieren und mögliche Alternativen für institutionelle Anleger.

Florian Kuhn

IPE D.A.CH: Herr Kuhn, in der ersten Jahreshälfte schien es phasenweise so, als würden Zinspapiere aufgrund steigender Renditen für Anleger wieder attraktiver. Nun hatten wir zuletzt eine regelrechte Kursrally am Anleihenmarkt mit wieder sinkenden Zinsen. Wie schätzen Sie die Entwicklungen ein?
Kuhn: Für Investoren stellt sich doch die Frage, erhalte ich mehr Geld zurück, als ich verleihe? Dies ist für deutsche Bundesanleihen aktuell nicht der Fall. Wer dem deutschen Staat für 10 Jahre Geld leiht, verliert zur Zeit nominal etwas mehr als 4,5% bis zur Fälligkeit. Selbst bei einer Laufzeit von 30 Jahren ist nicht mehr als eine „Nullrendite“ zu erwirtschaften.

IPE D.A.CH: Gehen die Argumente für deutsche Staatsanleihen aus?
Kuhn: Bunds hatten in der Vergangenheit in institutionellen Portfolien eine wichtige Funktion zur Streuung und Risikoabsicherung aufgrund ihrer Wertbeständigkeit als „sicherer Hafen“. Zudem sorgten sie für stabile und kalkulierbare Erträge. Diese Eigenschaften werden auch in Zukunft gefragt sein. Allerdings haben sich einige Umfeldfaktoren geändert und es ist fraglich, ob sie alle diese Erwartungen weiter werden erfüllen können. Das sollten Anleger im Blick haben.

IPE D.A.CH: Was meinen sie damit genau?
Kuhn: Es dürfte schwieriger werden, sowohl den Diversifikations- und Schutzaspekt als auch positive Erträge über Staatsanleihen oder ihnen ähnliche Substitute abzudecken. Den Hauptgrund sehe ich darin, dass Anstiege der Renditen bei Anleihen höchster Bonität in Europa stark begrenzt sind, vor allem am kurzen Laufzeitende. Mit der aktuellen Strategieanpassung der EZB und dem neuen Inflationsziel, welches ein vorübergehendes Überschreiten der 2-Prozent-Marke länger toleriert, verschafft sich die Zentralbank nochmals mehr Freiraum, um das Ende der ultra-expansiven Geldpolitik weiter in die Zukunft zu verschieben.

IPE D.A.CH: Auch wirken die Fortführung der verschiedenen Assetkaufprogramme durch die EZB natürlich unterstützend auf das anhaltende Niedrigzinsumfeld ein – etwa die Verlängerung von PEPP bis März 2023. Warum sind institutionelle Investoren dennoch weiterhin auf Rentenpapiere angewiesen?
Kuhn: Nehmen wir Pensionsinvestoren und Lebensversicherer mit den aktuellen Herausforderungen hinsichtlich Rechnungs- und Garantiezins. Diese Großanleger müssen bestimmte Risikobudget- und Liquiditätsvorgaben entlang der Anlageverordnung und Solvency II erfüllen. Bausteine zu finden, die sich im Portfolio als Ersatz für klassische Staatspapiere aus den Euro-Kernländern qualifizieren, fällt oftmals nicht leicht.

IPE D.A.CH: Welche Alternativen kämen denn da in Frage?
Kuhn: Naheliegend wäre ja, innerhalb der Eurozone zu bleiben und in Titel der Peripherie umzuschichten. Allerdings haben sich die Risikoaufschläge gegenüber deutschen Bundesanleihen eingeengt und befinden sich nahe ihrer historischen Tiefststände. Lediglich die hoch verschuldeten Länder Italien und Griechenland bieten hier überhaupt eine nominale Verzinsung von mehr als 0,5% auf 10-jährigen Anleihen. Angesichts einer Kerninflation in der Eurozone von aktuell 0,9% rentieren diese Anleihen real allerdings auch negativ.

IPE D.A.CH: Aber es kommen doch noch andere Gestaltungsmöglichkeiten in Betracht?
Kuhn: Das Problem ist: Einige mögen zwar Dekorrelation bieten, eignen sich jedoch aufgrund ihrer Illiquidität oder Risikoklasse nicht. Mal abgesehen davon, dass die Quote bei vielen Institutionellen stark ausgereizt ist, trifft dies etwa auf Immobilieninvestments zu. Aber auch mit Abschlägen auf Unternehmensanleihen oder High Yield.

IPE D.A.CH: Und Edelmetalle ...?
Kuhn: … sind meines Erachtens keine Kompensation für festverzinsliche Papiere. Beide erfüllen in einem institutionellen Portfolio ganz einfach unterschiedliche Funktionen.

IPE D.A.CH: Welchen Bedarf registrieren Sie in Ihren Gesprächen mit Investoren entlang dieser Fragestellungen und wie reagieren Sie bei QC Partners darauf?
Kuhn: Ein wichtiger Teil unserer DNA sind seit jeher Konzepte, die unabhängig vom aktuellen Markt- und Zinsumfeld möglichst verlässliche Renditen erwirtschaften. Auf die aktuell starke Nachfrage von Investorenseite haben wir reagiert und bereits in einigen Spezialfondmandaten sowie in dem unlängst gestarteten Publikumsfonds QCP BondIncome eine Strategie initiiert, um die Lücke zu schließen, die Anlegern durch den partiellen Funktionsverlust von Anleihen entstanden ist.

IPE D.A.CH: Sie investieren dafür, quasi „indirekt“, über Optionen in Renten. Können sie abschließend kurz erwähnen, warum Sie dies im derzeitigen Marktumfeld für zielführender halten als ein Direktinvestment?
Kuhn: Es geht darum, die Vorteile von Staatsanleihen – risikoreduzierende Charakteristiken und Ertrag – zurück ins Portfolio zu holen. Ziel ist eine durchschnittliche Zielrendite von 1-2% pro Jahr mittels kontinuierlicher Vereinnahmung von Optionsprämien. Sowie gleichsam das Portfolio zu stabilisieren, Eigenkapital zu schonen und Drawdown-Risiken systematisch abzusichern. Zudem weist die Strategie vorteilhafte Korrelationen zu anderen Assetklassen auf.

IPE D.A.CH: Vielen Dank für das Gespräch, Herr Kuhn.