Höhere Kosten für ESG-Produkte und Zusatzkosten für externe Expertise sind die Hauptkritikpunkte, die Schweizer Pensionskassen anführen, wenn man sie zu nachhaltigen Investments befragt.
Für den jüngsten „Risiko Check-Up“ zur zweiten Säule, die die Schweizer Beraterfirma Complementa regelmäßig durchführt, nahmen 97 Pensionskassen mit insgesamt 183 Mrd. Schweizer Franken verwalteten Vermögen an einer Spezialbefragung zu nachhaltigen Anlagen teil.
Bei der Frage nach Gründen, die gegen Investitionen in nachhaltige Anlagen sprechen, stimmten 60% der Aussage zu, dass die Kosten von Spezialprodukten ein Faktor sind und weitere 57% nannten die zusätzlich anfallenden Kosten für Experten.
Die Hauptgründe gegen solche Investitionen waren jedoch die „Beliebigkeit der Zielsetzung“ bei ESG (75%) und die „Fehlende Messbarkeit der Nachhaltigkeit“ (72%).
Nur 35% stimmten zu, dass schlechtere Performance ein Grund sein könnte, ESG nicht ins Portfolio miteinzubeziehen.
Dagegen glaubt mehr als die Hälfte der Pensionskassen, dass ESG helfen kann, langfristig eine höhere Performance zu erzielen und das Investmentrisiko zu verringern.
80% der Fokusgruppe sieht Nachhaltigkeit nicht als kurzfristigen Trend.
„Da gerade kleinere Pensionskassen oft knapp mit Ressourcen ausgestattet sind, überrascht, dass die Mehrheit (rund 80%) der Pensionskassen der Meinung ist, dass Nachhaltigkeit ebenfalls für kleinere Pensionskassen zu einem Thema wird“, so die Studienautoren.
Die Umfrage bestätigt Recherchen der „Swiss Sustainable Finance“ (SSF) die einen deutlichen Anstieg an nachhaltigen Investments im Schweizer Markt festgestellt hatte.
In der Complementa-Studie stimmten 80% der teilnehmenden Pensionskassen zu, dass es Sinn macht, ESG-Kriterien anzuwenden, um sowohl der Gesellschaft als auch der Umwelt etwas Gutes zu tun.
Auf die Frage, welche der drei Faktoren in ESG der wichtigste sei, erhielt „Governance“ die höchste Note, gefolgt von „Umwelt“ und „Soziales“.
Die Mehrheit der befragten Pensionskasse hat nachhaltige Investitionen als Einzelprodukte in ihrem Portfolio.
Über die nächsten Jahre wollen viele Pensionskassen den Anteil nachhaltiger Anlagen entweder erhöhen, oder damit beginnen, ESG zu recherchieren.
Die Teilnehmer stimmten zu, dass es zu ihrer treuhänderischen Pflicht als Teil des Gesetzes zu Pensionskassen (BVG) gehöre, Nachhaltigkeit anzudenken.
Allerdings sehen sie es nicht als gesetzliche Pflicht auch unbedingt nach ESG-Kriterien zu investieren.
Unterdessen hat die deutsch DVFA einen Leitfaden zur leichteren Zuordnung unterschiedlicher nachhaltiger Investmentansätze herausgegeben.
„In Anbetracht der Arbeiten der Technical Expert Group on Sustainable Finance der Europäischen Kommission an einer grundlegenden Taxonomie, die ein elementarer Bestandteil des EU Action Plan sind, versteht sich die Klassifizierung als Beitrag zur Debatte um eine sinnvolle und praktikable Kategorisierung nachhaltiger Anlagen”, erklärte die DVFA in einer Aussendung.
Der Leitfaden wurde von Prof. Dr. Dirk Söhnholz von der Universität Leipzig sowie Geschäftsführer der Diversifikator AG und Ralf Frank, Generalsekretär der DVFA, herausgegeben.
Er enthält u.a. Definitionen zu diversen Investmentansätzen von Ausschlusskriterien bis zu Best-In-Class sowie eine Liste von möglichen nachhaltigen Anlagen für jede Assetklasse.
Der Leitfaden kann HIER heruntergeladen werden.