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ESG: Tu Gutes und rede nicht darüber

Ab diesem Jahr werden Schweizer Pensionskassen standardisiert zu ESG berichten – wenn sie denn wollen.

Es ist nicht so, dass Schweizer Pensionskassen nicht an Investitionen nach ESG-Kriterien glauben. Viele haben tiefgehend integrierte Strategien, gerade für die großen Vorsorgeeinrichtungen ist es selbstverständlich Umwelt- und Sozialgedanken einzubinden. Und die Stimmrechtsausübung hat in der Schweiz ohnehin schon eine sehr lange Tradition, nicht zuletzt via Vertretungsinstitutionen wie der Ethos-Stiftung.

Aber auch die vom vps-Verlag organisierte Fachmesse Zweite Säule in Zürich zeigte wieder, dass nur wenige Pensionskassen ihre ESG-Strategie an die große Glocke hängen wollen. In ein paar Panels fand das Thema kursorische Erwähnung. Die einzig dezidierte Nachhaltigkeitsdiskussionsrunde bestand praktisch ausschließlich aus Vertretern von Investmentfirmen.

Ein Branchenvertreter, der die Wichtigkeit von ESG nicht in Frage stellen will, zweifelte dennoch an der Sinnhaftigkeit für die zweite Säule: „Es ist fraglich, ob wir mit unseren Investitionen gegen Klimawandel genug helfen können“, sagte Marco Bagutti von der AEIS Auffangeinrichtung BVK, die u.a. Pensionskassen übernimmt, wenn sie nicht genug Deckungskapital aufweisen. Darüber hinaus ist für ihn „Greenwashing ein großes Thema”.

„Datenlos“ zusehen
Um das ESG-Reporting etwas zu standardisieren und vor allem auch um kleinere Kassen ins Thema einzuführen, hat der Schweizer Pensionskassenverband Asip Anfang des Jahres einen Leitfaden herausgegeben. Alle Pensionskassen werden angehalten, ab 2023 nach diesem über ihre Nachhaltigkeitsanlagen zu berichten. (Link zum Leitfaden).

Das Schweizer Beratungsunternehmen PPCmetrics hat sich nun die Vorgaben genauer angesehen und festgestellt, dass es in einigen Fällen vielleicht noch nicht ausreichend Datenmaterial gibt, um in der geforderten Tiefe zu berichten.

Auch in Österreich hatten vor kurzem Vertreter der Vorsorgeindustrie mangelnde Datenlagen im ESG-Bereich bemängelt.

Allerdings geht PPCmetrics davon aus, dass „im Rahmen der Selbstregulierung der Branchenverbände (beispielsweise AMAS und KGAST für Schweizer Immobilien) sowie der Empfehlung des Bundesrats zur Implementierung der Swiss Climate Scores zu erwarten ist, dass in den nächsten Jahren alle Kennzahlen standardmäßig erhältlich sein werden”. Diese Annahme hatte auch der Asip bei der Herausgabe des Leitfadens vertreten.

Apropos Selbstregulierung: Von gesetzlich aufoktroyierten ESG-Reportings hält man in der Schweiz sehr wenig – weder für die Pensionskassen, noch für andere Branche.

So ist auch der Leitfaden des Asip freiwillig ab 2023 anzuwenden. Besonders für Sammeleinrichtungen, die am Markt mit Mitweberbern konkurrieren, kann die Anwendung damit aber quasi zum „Muss“ werden.

Bezüglich Arbeitsaufwand und kleinere Kassen hielt PPCmetrics in der Analyse fest, dass „eine pragmatische Erhebung der Kennzahlen bei den Vermögensverwaltern mittels Fragebogen sowie eine Umsetzung der Basis-Berichterstattung auf ein bis zwei Seiten einen gangbaren Weg darstellt, um aufzuzeigen, dass sich Pensionskassen und die von ihnen mandatierten Vermögensverwalter mit der nachhaltigen Vermögensbewirtschaftung auseinandersetzen.”