IPE D.A.CH: Herr Aslan, warum sind die Emerging Markets der „Place to be“ für institutionelle Anleger?
Aslan: Ich möchte hier zwei wichtige Zahlen nennen. Bis zum Jahr 2030 erwartet man, dass sieben der zehn größten Volkswirtschaften heutige Emerging Markets sein werden. Bis zum Jahr 2025 erreichen in den Emerging Markets über eine Milliarde Menschen den Lebensstandard, den wir gemeinhin als „Mittelklasse“ bezeichnen. Wenn wir uns das entsprechende Potenzial dieser künftig deutlich mehr konsumierenden und investierenden Bevölkerungsschicht anschauen, so stehen vielen Unternehmen in den Emerging Markets langfristig goldene Zeiten bevor.
IPE D.A.CH: 2018 war dagegen alles andere als ein einfaches Jahr für Investoren…
Aslan: In der Tat war das vergangene Jahr von insbesondere zwei negativen Konstellationen geprägt – dem Handelskonflikt zwischen den USA und China sowie der Zinspolitik der US-Notenbank. Dies bewirkte die größte Dislocation in einigen Segmenten von Emerging Markets Equities, die wir seit den späten 90iger Jahren während der Asienkrise sehen. Jedoch, der Ausblick und die Zinspolitik der US-Fed hat sich ja zuletzt deutlich verändert und auch den Handelskonflikt sehen wir mittlerweile deutlich entspannter. Beides Fakten, die den Emerging Markets bereits im laufenden Quartal gut tun werden.
IPE D.A.CH: Viele Investoren decken EM-Aktien nach wie vor passiv ab. Keine gute Idee?
Aslan: Tatsächlich haben sie am Ende eine erhebliche Allocation in Large/Mega-Caps, die stark von den Einnahmen aus dem Ausland und der damit verbundenen Volatilität abhängt. Diese passiven Anlagen sind nicht unbedingt ein angemessenes Abbild der Wirtschaftsstruktur der Schwellenländer und es mangelt ihnen definitiv an Diversifikation.
IPE D.A.CH: Könnten Sie dies noch etwas genauer erläutern?
Aslan: Im meist zugrunde liegenden MSCI Emerging Markets Index stellen allein die fünf größten Aktien rund 19% der gesamten Marktkapitalisierung. Dazu wird die Sektoren- und Länderdiversifikation über ETFs in den allermeisten Fällen ebenfalls nur sehr unzureichend abgebildet. Es mag in vielen entwickelten Märkten durchaus sinnvoll sein, nahe der Benchmark zu investieren, in den Emerging Markets ist es definitiv nicht der Fall.
IPE D.A.CH: Sie selbst sind beim Blick auf Ihre Fondsdaten breit diversifiziert, insbesondere auch im Mid- und Small-Cap-Bereich…
Aslan: Wir sehen in der Tat den großen Mehrwert eines All-Cap-Ansatzes. Das Mid- und Small-Cap-Segment bietet große Ineffizienzen, die wir für unseren Fonds nutzen. Dies ermöglicht es uns, eine breite Diversifikation auf Länder-, Branchen- und Positionsebene zu erreichen und insbesondere die oben genannten Effekte zu nutzen, die mit der zunehmenden Mittelschicht der Verbraucher verbunden sind. Darüber hinaus übertrafen Large Caps die Mid- und Small Caps innerhalb eines Dreijahresfensters um rund 30%. Wir glauben, dass sich diese Übertreibung mit der Zeit korrigieren wird, also eine Abkehr vom globalen Ansatz der Large Caps in den Schwellenländern hin zu lokal vernetzten Mid- und Small-Caps.
IPE D.A.CH: Wie stehen Sie zum Thema künstliche Intelligenz (KI) in der Investmententscheidung?
Aslan: Wir sehen AI als ein großartiges zusätzliches Instrument, um unkorrelierte Überschussrenditen zu generieren. KI ermöglicht es uns, überzeugende Alpha-Generierungsmöglichkeiten zu finden, die wir aufgrund der Vorurteile, die wir in unseren Value-, Low-Risk- oder Momentum-Strategien hatten, verpasst haben. Seit 2016 arbeiten wir mit Deep Learning, um neue Datenmengen und bestehende fundamentale Faktoren in unserem Anlageprozess zu testen und zu kombinieren. Vor der Einführung unserer Plattform für maschinelles Lernen konnten nur Aktien ausgewählt werden, die aus etwa zehn verschiedenen Blickwinkeln betrachtet wurden. Jetzt kann das Unternehmen Hunderte von Faktoren bei der Aktienauswahl kombinieren.
IPE D.A.CH: Besten Dank für die Ein- und Ausblicke.