Rückkehr der Konsumenten: Aufschwung in den Innenstädten
Die Entwicklung in den deutschen Innenstädten deutet auf eine Rückkehr der Konsumenten hin. Im ersten Halbjahr 2024 stieg die Passantenfrequenz im Vergleich zum Vorjahr um 2,5%. Vor allem die großen Einkaufsstraßen wie die Kaufinger Straße in München und die Königstraße in Stuttgart werden stark frequentiert. Unterstützt durch Großereignisse wie die diesjährige Fußball-Europameisterschaft profitieren sie von wachsender Anziehungskraft und neuer Belebung. Diese Entwicklung schürt die Erwartung, dass insbesondere der stationäre Handel neue Impulse und langfristig wieder steigende Umsätze bieten kann.
Stabilisierung im Mietmarkt: Synergieeffekte durch neue Flächennutzungen
Gleichzeitig hat die Pandemie zu einer Verringerung der Einzelhandelsflächen geführt, die neue, sinnvolle Synergien geschaffen hat. Zwischen 2020 und 2023 wurde die Fläche in deutschen Shopping-Centern um etwa ein Prozent bzw. 128.700 Quadratmeter reduziert.
Damit verfügte Deutschland zum Jahresbeginn 2024 immer noch über 12,65 Millionen Quadratmeter an Shopping-Center-Flächen. Die neuen Nutzungen umfassen Angebote wie Büros, Arztpraxen und Fitnessstudios, die bisher in Shopping-Centern häufig gefehlt haben. Durch die Umnutzung werden die verbleibenden Flächen besser genutzt, was sich positiv auf die Mieten auswirkt.
Langsameres Wachstum im Online-Handel als Chance für den stationären Handel
In der Kombination aus mehr Passanten und besseren Shopping-Angeboten verliert der Online-Handel aktuell an Dynamik. Obwohl er während der Pandemie bedeutsame Zuwächse verzeichnen konnte, wuchs der Umsatz im Internet- und Versandhandel nach Angaben des Statistischen Bundesamts in den ersten acht Monaten des laufenden Jahres nur um 0,6%, während der stationäre Einzelhandel mit einem Zuwachs von 2,1% an Boden gewann. Es scheint so, als würden Verbraucher das physische Einkaufserlebnis wieder mehr schätzen. Das bietet dem Einzelhandel eine Gelegenheit, seine Position nachhaltig zu stärken und neue Konzepte zu erproben, die das Interesse der Kunden aufrechterhalten.
Vertrauensschub für Investoren – Handelsimmobilien als attraktive Anlage
Die positive Entwicklung des stationären Handels spiegelt sich im gestiegenen Interesse der Investoren wider. In den ersten drei Quartalen 2024 erreichte das Investmentvolumen für Handelsimmobilien nach Angaben von BNP Paribas Real Estate in Deutschland 4,9 Milliarden Euro – ein Anstieg von 29,6% im Vergleich zum Vorjahreszeitraum.
Fazit: Anpassungsfähigkeit als Schlüssel zum Erfolg
Auch wenn Herausforderungen wie die Konkurrenz aus dem Netz nach wie vor bestehen, zeigt der Handelsimmobilienmarkt deutliche Zeichen der Erholung. Die steigende Nachfrage nach stationären Einkaufserlebnissen, die sich langsam erholenden Mietpreise und das wachsende Vertrauen von Investoren deuten auf eine Trendwende hin. Handelsimmobilien gewinnen wieder an Attraktivität.
Um jedoch diese positive Entwicklung aufrechtzuerhalten, muss der stationäre Handel weiterhin flexibel bleiben und sich den veränderten Bedürfnissen und Erwartungen der Konsumenten anpassen. Innovative Konzepte und ein dynamisches Management werden entscheidend sein, um die Attraktivität des Handelsimmobilienmarkts zu fördern und seine Marktposition weiter zu stärken.
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*) Marco Kramer, Research & Investitionsstrategie, Real I.S. AG