Dass es längerfristig noch weiter aufwärts gehen wird, sehen wir als durchaus wahrscheinlich an, denn die Anwendungsmöglichkeiten sind extrem vielseitig und stehen zusammen mit der effektiven Verbreitung in der Arbeitswelt noch ziemlich am Anfang der Entwicklung. Nach der Outperformance dieses Hype-Themas sollten Anleger jedoch über den Tellerrand hinausblicken, denn auch abseits von KI gibt es lohnenswerte Langfristthemen, die noch nicht so heiß gelaufen sind. Die derzeit interessantesten Themen sind für uns die so genannten „3D-Megatrends“: Digitalisierung, Demographie und Dekarbonisierung.
Digitalisierung nimmt weiter Fahrt auf
Aufgrund der zunehmenden Häufigkeit und Schwere von Hackerangriffen sehen wir einen Megatrend mit viel Wachstumspotenzial innerhalb des Überthemas Digitalisierung im Bereich der Cyber-Sicherheit. Dabei spielt die Verbreitung von Onlinediensten mittels Cloud-Computing und der sogenannten „Internet-of-Things”(IoT)-Geräte eine große Rolle. Die internetfähigen Geräte im Haushalt oder in der Freizeit, oftmals über Apps mit dem Handy verbunden, sind oft unzureichend geschützte Einfallstore für Attacken. Weitere Treiber sind die Verschärfung von Vorschriften und Compliance-Anforderungen sowie das stärkere Bewusstsein und die Priorisierung von Cyber-Security durch Unternehmen und Regierungen. Hier steht insbesondere der Schutz der kritischen Infrastruktur im Fokus, etwa die Energieversorgung.
Demographie bleibt ein Dauerbrenner
Der demographische Wandel ist facettenreich und bietet Investoren vielfältige Opportunitäten, beispielsweise durch die zunehmende Nachfrage nach Gesundheits- und Pflegedienstleistungen. Konkret profitieren davon langfristig etwa Betreiber von altersgerechten Wohngemeinschaften, die spezialisierte medizinische Betreuung anbieten. Auch die technologische Weiterentwicklung spüren Patienten sehr direkt – beispielsweise können Diabetespatienten ihren Insulinspiegel schon seit geraumer Zeit mittels eines Sensors am Arm kontinuierlich überwachen.
Vernetzt können sie die Werte sowohl per Handy-App abrufen als auch online über längere Zeiträume analysieren sowie mit ihrem Arzt teilen. Zusätzlich kann eine am Körper getragene Pumpe inklusive elektronischer Steuerung die benötigte Insulinmenge automatisch verabreichen. Und auch die Zukunft bleibt in dieser Hinsicht spannend: Perspektivisch werden weitere Innovationen auf ähnliche Art und Weise das tägliche Leben der Patienten spürbar erleichtern, beispielsweise sollen auch andere Medikamente mittels solcher Pumpen verabreicht werden können. Das Marktpotenzial solcher Anwendungen wäre beträchtlich.
Auch in anderen Bereichen macht die Medizinforschung rasante Fortschritte – getrieben oftmals von kleineren Biotech-Unternehmen. Ein Beispiel ist die schnellere und vereinfachte Früherkennung von Krebs. Dadurch können aufwändige Untersuchungen wie Darmspiegelungen durch simple Selbsttests ersetzt werden, die anschließend in Labors ausgewertet werden. Weiteres Innovationspotenzial hat die Erforschung, Entwicklung und Vermarktung von Zell- und Gentherapien. Statt wie bisher nur die Symptome zu bekämpfen, muss die Krankheitsursache mit diesen neuartigen Methoden im Idealfall nur einmalig behandelt werden.
Dekarbonisierung
Ein Thema, das in den letzten Jahren massiv an Fahrt aufgenommen hat, ist die Energiewende, die mit dem Ausbau erneuerbarer Energien einhergeht. Die Energiekrise in Europa beschleunigt die Transformation noch einmal deutlich. Unterstützt wird dieses Wachstum durch technologische Fortschritte und Kostensenkungen bei Solar- und Windenergie sowie durch die steigende Nachfrage von Verbrauchern und Unternehmen nach sauberer Energie. Relevant sind in diesem Zusammenhang sowohl Energieerzeuger (durch Solar, Wind, Geothermie) als auch die Hersteller von Solarzellen, Brennstoffzellen und Wasserstoffkomponenten. Weitere Anlagemöglichkeiten liegen im Umbau der Infrastruktur und der Wirtschaft – weg von fossilen Brennstoffen. Dies fängt bei Herstellern von Kabeln zur Stromversorgung an und zieht sich durch die gesamte Energieversorgungskette – von Unternehmen in der Batterietechnologie und der Wasserstoffinfrastruktur bis zu Herstellern von elektrisch angetriebenen LKW und Personenwagen.
Vorteile von Wandelanleihen gegenüber den entsprechenden Aktien
Für Anleger bietet eine Abdeckung dieser Themen durch Wandelanleihen statt durch Aktien eine Reihe von Vorteilen: Einerseits befinden sich im Wandelanleihen-Universum überproportional viele solcher spezialisierter Wachstumsunternehmen – diese stellen oftmals Übernahmekandidaten für die Platzhirsche mit Innovationsbedarf dar. Beispielsweise übernehmen Pharmaunternehmen oft kleinere Biotech-Firmen, um ihre Produkt-Pipeline wieder aufzufüllen. Ähnliches passiert im Bereich Software und Cyber-Security.
Die Anlageklasse der Wandelanleihen kann dabei gerade in Bereichen, die typischerweise eine höhere Volatilität aufweisen, ihre Stärken ausspielen. Aufgrund ihres bekannten „automatischen Timings“ sind Investoren über Wandelanleihen sowohl bei steigenden als auch bei fallenden Aktienmärkten vorteilhaft positioniert – die Assetklasse partizipiert einerseits an der Kursteigerung der zugrundeliegenden Aktie, andererseits reagiert sie jedoch nur relativ moderat auf Kursverluste. Wandelanleihen bieten damit ein asymmetrisches Renditeprofil.
Generell bevorzugen wir Unternehmen mit einer starken Wettbewerbsposition, soliden Bilanzen, hohen Gewinnspannen und einer unelastischen Angebots-/Nachfragedynamik, da diese in der Regel besser mit höheren Inputkosten und der weiterhin relativ hohen Inflation umgehen können.
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*) Ute Heyward ist Senior Portfolio Managerin im Wandelanleihen-Team bei Fisch Asset Management in Zürich. Sie verfügt über einen Abschluss in Betriebswirtschaft der Wirtschaftsuniversität Wien und ist Chartered Alternative Investment Analyst (CAIA).