Foundation | Welcome

Menu


Gastbeitrag: Listed Private Equity profitiert gleich von mehreren Treibern

Trotz sehr solider Performance bleiben viele Beteiligungsgesellschaften und einige alternative Asset Manager attraktiv bewertet. Zusätzlich tragen weitere Faktoren dazu bei, die Perspektiven in diesem Segment zu begünstigen.

Benjamin Lorenz

Nach einem starken letzten Jahr konnte das Segment Listed Private Equity auch in den ersten Monaten 2024 überzeugen. Bereits 2023 lag die Performance des entsprechenden Branchenbarometers LPX 50 mit 38,4% noch deutlich vor den ebenfalls beachtlichen Zuwächsen breiter Aktienindizes wie dem S&P 500 (24,2%) oder dem Dax (20,3%). Auch langfristig überzeugt die Wertentwicklung: Seit dem Start der Listed Private Equity-Strategie von Partners Group in 2001 schneiden sowohl der LPX 50 als auch die Strategie selbst signifikant besser ab als der breite Markt.

Doch was genau ist unter Listed Private Equity überhaupt zu verstehen? Hier stehen primär börsennotierte Beteiligungsgesellschaften und alternative Asset Manager im Vordergrund, die sich auf die Privatmärkte spezialisiert haben. Sie verfolgen einen aktiven Private-Equity-Ansatz, bei dem nicht-börsennotierte Unternehmen erworben, in der Folge durch Wertsteigerungsmaßnahmen wie Add-on-Akquisitionen oder internationale Expansion in ihrem Wert gesteigert und zu einem späteren Zeitpunkt wieder veräußert werden. Diesen beiden Untersegmenten ist gemein, dass sie trotz der langfristig starken Performance, die sich gerade in jüngster Zeit wieder gezeigt hat, weiterhin attraktiv bewertet sind. Das gilt insbesondere im Vergleich zum breiten Aktienmarkt.

Der S&P 500 hat sich in letzter Zeit ähnlich stark entwickelt wie Listed Private Equity. Allerdings unterscheiden sich die Bewertungsniveaus zunehmend. Basierend auf den erwarteten Kurs-Gewinn-Verhältnissen wird der S&P 500 derzeit mit einem Aufschlag von fast einer Standardabweichung über seinem langfristigen Durchschnitt gehandelt. Dies deutet auf eine hohe Bewertung des Index hin. Viele Beteiligungsgesellschaften dagegen handeln an der Börse weiterhin zu überdurchschnittlich hohen Abschlägen zum inneren Wert ihrer Beteiligungen, dem sogenannten Net Asset Value (NAV). Der Börsenkurs liegt also deutlich unter dem Wert des zugrunde liegenden Portfolios. Das gesamte Segment handelt aktuell zu einem Abschlag von über 30% verglichen mit einem langfristigen Durchschnitt von rund 16%. Schon eine Normalisierung der Abschläge zu langfristigen Durchschnitten bietet zusätzliches Kurspotenzial.

Hinzu kommen Aktienrückkaufprogramme: Mehrere Vehikel haben eben solche lanciert, wodurch der NAV pro Aktie unmittelbar gesteigert wird. In einem besonders attraktiven Fall werden bis zu 40% des aktuellen Marktwertes einer Beteiligungsgesellschaft über Aktienrückkäufe sowie Dividenden an Investoren zurückgeben.

Positive Trends zeichnen sich aber auch mit Blick auf alternative Asset Manager ab: So könnten mehrere dieser Manager im Laufe des Jahres 2024 in den S&P 500 aufgenommen werden. Das steigert zwangsläufig die Nachfrage nach ihren Aktien – insbesondere von Seiten passiver Investoren, die den Index nachbilden.

Darüber hinaus expandieren in den USA immer mehr alternative Asset Manager ins Versicherungsgeschäft, insbesondere Annuitäten. Sie erhalten die Versicherungsprämien und legen diese in ihre eigenen Strategien an, vorzugsweise in Private Debt, also der privaten Kreditvergabe. Verglichen mit traditionellen Anleihen, in die Versicherungen historisch stark investiert haben, erwirtschaften Private-Debt-Strategien höhere Renditen, was eine Win-win-Situation schafft. Eine anhaltende Expansion in diesem Segment stellt einen weiteren Werttreiber dar.

Diese Private-Debt-Strategien bleiben auch bei anderen Investoren beliebt. Investiert wird hier in Instrumente mit variablem Zinssatz. Solange die Zinsen hoch bleiben, werfen diese Strategien hohe Renditen ab und stellen für die alternativen Asset Manager eine attraktive Wachstumsmöglichkeit dar.

Ohnehin ist das gesamte Segment der Privatmärkte dynamisch gewachsen. Investoren haben ihre Allokationen in den vergangenen Jahren erhöht und werden dies jüngsten Umfragen zufolge auch weiterhin tun.

Ein wichtiger Grund dafür ist, dass die Manager ihre Produktpalette erweitert haben und jetzt Strategien für verschiedene Wirtschaftsphasen anbieten können. Dies wurde gerade in jüngster Vergangenheit deutlich. Während der Niedrigzinsphase waren wachstumsorientierte Anlageklassen wie Private Equity oder Growth Equity stark gefragt. Als die Inflation in den Vordergrund rückte, wurde Infrastruktur zu einem hochinteressanten Thema, und als jüngst die Zinsen gestiegen sind, wurden verstärkt Privat-Debt-Produkte nachgefragt.

Ein weiterer Wachstumsmotor für die Manager ist die Erschließung neuer Vertriebskanäle. So rückt zunehmend auch die Private-Wealth-Klientel in den Fokus. Dieses Segment wurde in der Vergangenheit weniger beachtet, weist jedoch ein beträchtliches Wachstumspotenzial auf. Manager lancieren neue Produkte, um diese Investorengruppe anzusprechen, stellen entsprechendes Personal im Vertrieb ein und erwarten hohe Kapitalzugänge.

Neben diesen sektorspezifischen Argumenten spricht aktuell auch die Gesamtlage von Konjunktur und Kapitalmärkten weiterhin für die Anlageklasse Listed Private Equity. Insbesondere die Aussicht auf erste Zinssenkungen sollte sich günstig auf das Segment auswirken. Denn fallende Zinsen schaffen nicht nur optimale Bedingungen für die Finanzierung von Private-Equity-Deals und wirken sich so positiv auf die Renditen aus; sie wirken sich zudem in aller Regel auch positiv auf die Stimmung am gesamten Aktienmarkt aus.

Und diese bleibt bei allen Argumenten ein wichtiger Faktor für die Performance von Listed Private Equity. Das Segment weist ein erhöhtes Rendite-, aber eben auch Risikoprofil auf. Da es sich um börsennotierte Unternehmen handelt, sind sie dem allgemeinen Börsensentiment ausgesetzt. Sollten sich die Märkte negativ entwickeln, so werden sich das Listed-Private-Equity-Segment und darauf spezialisierte Fonds dieser Entwicklung nicht entziehen können. Anleger sollten daher idealerweise einen mittel- bis langfristigen Investitionshorizont haben. Denn wie eingangs erwähnt, bietet das Segment gerade über längere Zeiträume attraktive Renditen.

---
*) Benjamin Lorenz, Portfolio Manager, Partners Group (Zug, Schweiz)