IPE D.A.CH: Schweizer Ventures verbindet aufgrund seiner langjährigen Erfolgsgeschichte die Werte eines Family Office mit dem Pioniergeist von Gründern und dem eigenen Track Record als institutioneller Investor mit zusammen über 2 Mrd. Euro Assets under Management Wie ist es zur Gründung von Kingstone Schweizer Ventures (KSV) gekommen?
Ertan: Philipp, sein Bruder Tim und ich sind passionierte Venture Capitalists. Kennengelernt haben wir uns aber im Rahmen von gemeinsamen Projekten in der Immobilienbranche, wo wir seit Jahrzehnten tätig sind. Seit 2017 bin ich als Impact-Investor mit diversen Beteiligungen an Klimaunternehmen aktiv. Über meine Gesellschaft Schweizer Kapital habe ich erfolgreich den Global Impact Fonds lanciert. Mit der Zeit haben die Anfragen von institutionellen Investoren zugenommen, was uns schlussendlich dazu bewogen hat, unser Know-how über die KSV einer breiteren Gruppe an Investoren zur Verfügung zu stellen. Und mit Alexander Hoffmann als Geschäftsführer haben wir einen Experten mit viel Impact-Erfahrung gefunden.
Schomberg: Wie Umut bereits erklärt hat, sind unsere Wurzeln im Real Estate Business, in dem wir als Familie seit über 40 Jahren aktiv sind. Wir haben aber schon früh angefangen, unseren Investment-Horizont zu erweitern und in Start-ups zu investieren. Anfangs in Proptech, dann Medtech und Spacetech. Wir bündeln jetzt unseren unternehmerischen Geist und konzentrieren uns auf echte Impact-Lösungen.
IPE D.A.CH: Was macht ihr neues Venture so einzigartig?
Schomberg: Ich sehe uns nicht als ein x-beliebiger Venture-Capitalist, einfach auch aus dem Grund, dass wir beide erfahrene Unternehmer und Gründer sind und eben nicht nur reine Finanzinvestoren. Wir kennen die Pain Points der Start-ups und können uns in deren Gründer hineinversetzen und sie nicht nur mit Kapital unterstützen.
Ertan: Ganz genau Das macht einen riesigen Unterschied, wenn sie als Unternehmer gegenüber den Start-ups auftreten. Mich treibt eine intrinsische Motivation, etwas gegen den Klimawandel zu unternehmen. Alle großen Geschäftsmodelle sind aus ebenso großen Problemen entstanden. Wir sind sozusagen echte Überzeugungstäter, die sich jetzt um disruptive Ansätze gegen den Klimawandel kümmern.
IPE D.A.CH: Welche Anforderungen stellen Sie an die Unternehmen, in die Sie investieren werden?
Ertan: Der Fokus liegt auf Greentech, denn Global Warming ist nur durch Technologie lösbar. Technologisch gesehen kommen für uns nur echte Gamechanger in Frage. Dabei werden wir auch klar den Wirkungsgrad der Investments messen. Am Ende ist die Frage, wie viel CO2 kann eingespart werden. Diese Reports stellen wir dann auch unseren Investoren zur Verfügung.
IPE D.A.CH: Wie beurteilen Sie in der Breite die Nachhaltigkeitsansätze der Investoren und deren Umgang mit ESG-Aspekten?
Schomberg: Die Lage verändert sich derzeit sehr dynamisch. Auf der Real Estate-Seite gibt es praktisch kein Investorengespräch mehr, wo das Thema nicht auf der Agenda steht. Der Druck nimmt von allen Seiten zu, was einen unglaublichen Wandel herbeiführen wird. Als Investor müssen sie aber schauen, dass es bei den Portfolio-Unternehmen nicht nur bei Lippenbekenntnissen bleibt und diese wirklich einen positiven Impact aufweisen.
IPE D.A.CH: Erlauben Sie mir eine etwas ketzerische Frage im Umgang mit ESG. Ist das S und das G wegen Umweltaspekten unter den Tisch gefallen?
Ertan: Wir konzentrieren uns mit dem Fonds ganz klar auf disruptive Technologie, die einen weitreichenden Impact auf das Klima haben. Auf der anderen Seite sind Governments Aspekte doch eine uralte Tugend und damit integraler Bestandteil jeder Investmentstrategie Schlussendlich haben Investments in Climatetech einen riesigen Hebel im Sozialbereich, wann man an die Arbeitsplätze vor Ort denkt, die damit geschaffen werden, oder die generelle Verbesserung des Lebensumfelds, wenn bestimmte Regionen bewohnbar bleiben oder ganze Erdteilte renaturiert werden.
IPE D.A.CH: Wie sehen Sie aktuell die Rolle der Politik? Was und wer muss sich hier konkret bewegen?
Schomberg: Es passiert viel auf der regulatorischen Ebene, was grundsätzlich positiv ist. Was mich als Investor aber stört, ist das Fehlen einheitlicher EU-weiten Regeln. Wenn wir im globalen Kontext gegenüber den USA und China bestehen wollen, dann bringt ein Alleingang Deutschlands wenig.
Ertan: Richtig! Europa darf den Zug nicht verpassen. Im Tech-Sektor mussten wir das Feld den USA und China überlassen – Stichwort Brain Drain. Das darf uns im Bereich Umwelttechnologie nicht passieren, wo speziell Deutschland stark aufgestellt ist. Das ist ein riesiger Jobmotor.
IPE D.A.CH: Wie steht es um den Venture-Capital-Standort Deutschland? Können wir mit den großen US-Playern mithalten?
Schomberg: Wir haben genügend qualifizierte Gründer, vor allem weil Climate Tech sehr Engineering-getrieben ist. Eine der Stärken unserer Unis. Jetzt liegt es an den Investoren entsprechendes Comittment zu zeigen. Da geht schon einiges, aber im Vergleich zu den USA sind wir noch weit zurück. Auch die Politik ist gefragt, dem Risikokapital eine andere Stellung geben. So schaffen wir vielleicht ein zweites Silicon Valley.
Ertan: Die Politik stellt schon heute Fördergelder zur Verfügung, was absolut zu befürworten ist. Aber um an die Gelder zu kommen, müssen selbst bestens aufgestellte Start-ups einen enormen Aufwand betreiben. Hier müssen die Hürden gesenkt werden.
IPE D.A.CH: Wie sieht ihr Fahrplan beim Fundraising aus?
Schomberg: Wir sind daran, den Venture Capital Fonds zu lancieren. Die Investments werden sich auf Europa konzentrieren mit Fokus auf Series A-Investments im Impact-Bereich.
Ertan: Wir haben bereits eine Long-List von Unternehmen, die wir uns vorstellen können. Zusammen mit unserem Geschäftsführer Alexander Hoffmann, werden wir ein Portfolio an Climate Tech-Unternehmen kreieren, das sich vom Rest des Marktes klar differenziert. Aber mehr dazu, sobald wir live gehen.
IPE D.A.CH: Besten Dank für diese Einblicke.