Auch wenn es einige Herausforderungen für die chinesische Wirtschaft wie die Immobilienkrise gibt, denken wir, dass die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt für 2025 und darüber hinaus gut aufgestellt ist. Durch eine aktive und durchdachte strategische Allokation in chinesische Aktien können auch Anleger vom Wachstumspotenzial bestimmter Sektoren profitieren.
Chinesische Wirtschaft wächst nach Plan
Das chinesische Bruttoinlandsprodukt ist im vierten Quartal 2024 um 5,4% im Vergleich zum Vorjahr gewachsen und hat damit die Analystenprognosen übertroffen. Im Gesamtjahr 2024 ist die chinesische Wirtschaft nach offiziellen Angaben um 5% gewachsen und hat damit die Zielvorgaben der chinesischen Regierung erfüllt. Der Shanghai Composite Index konnte im vergangenen Jahr trotz einer volatilen Entwicklung mit einem Plus von 12,67% signifikant zulegen. Dabei ist das Wachstum vor allem auf die Kursrallye ab Mitte September 2024 zurückzuführen. Diese wiederum wurde durch die Ankündigung eines umfassenden Konjunkturpaketes durch die chinesische Regierung angetrieben. Einen Paradigmenwechsel stellt auch die im Dezember 2024 angekündigte Lockerung der Geldpolitik dar: Das Politbüro stellte eine „angemessen lockere“ Geldpolitik anstatt wie bisher eine „umsichtige“ Geldpolitik in Aussicht. Darüber hinaus wurde verkündet, dass der Konsum energisch angekurbelt und die Binnennachfrage in alle Richtungen ausgeweitet werden soll.
Staatliche Konjunkturmaßnahmen stimulieren Markt
In diesem Jahr könnten die angekündigten Konjunkturmaßnahmen volle Wirkung entfalten. Da die Ersparnisse der privaten Haushalte auf über 6 Billionen US-Dollar geschätzt werden, besteht das Potenzial, dass die Verbraucherausgaben und Investitionen das BIP-Wachstum über das jährliche Ziel der Regierung von 5% hinaus antreiben. Auch wenn die Besorgnis über einen sich weiter verschärfenden Handelskrieg mit den USA und der EU anhält werden die staatlichen Konjunkturmaßnahmen sehr gezielt sein und sich auf die Wiederherstellung des Gleichgewichts im Handel und an den Aktienmärkten konzentrieren. Mit den zunehmend diversifizierten Handelsbeziehungen Chinas und der geringeren Abhängigkeit von den USA werden weitere Handelsrisiken wahrscheinlich reduziert werden. Denn die chinesischen Behörden werden alle erforderlichen Maßnahmen ergreifen, auch wenn dies schrittweise erfolgt, um die Märkte und das Verbrauchervertrauen zu stützen.
Reduziertes Risiko durch Diversifizierung der Handelspartner
Die Neue Seidenstraßen-Initiative (engl. Belt and Road Initiative) ist Ausdruck der diversifizierten Handelsbeziehungen. Seit dem Launch des Großprojekts Neue Seidenstraße im Jahr 2013 unter der Federführung des chinesischen Staatspräsidenten Xi Jinping lag der Fokus auf eine Verbesserung der globalen und regionalen Vernetzung durch die Modernisierung der Infrastruktur, die Förderung internationaler Investments und des Handels und die Vertiefung des kulturellen Austauschs. Mehr als ein Jahrzehnt seit dem Start hat sich der Schwerpunkt von Großprojekten zu kleineren und nachhaltig ausgerichteten Infrastruktur-Projekten verlagert. Diese sollen auch mit einem geringeren finanziellen Investitionsrisiko verbunden sein. Die Neue Seidenstraße hat zu verbesserten globalen Handels- und Investmentbeziehungen geführt, wie zum Beispiel zu aufstrebenden asiatischen Volkswirtschaften wie Vietnam oder Indonesien.
Hightech als Wachstumstreiber
Chinas nimmt bereits eine weltweite Führungsrolle in vielen ausschlaggebenden Produktionsbereichen ein. Dazu zählen Hightech-Produktionssektoren wie E-Mobility, der Batteriesektor und Halbleiter. Auf China entfallen inzwischen 68% der weltweiten Produktion von Elektrofahrzeugen, 86% der Solarmodulproduktion und 74% der Produktion von Lithium-Ionen-Batterien. Im Jahr 2024 stieg die Wertschöpfung im Bereich Hightech um rund 9%, die Investitionen in den Hightech-Sektor wuchsen um 8%. Diese Entwicklung ist Ausdruck für die veränderten Wachstumstreiber und -agenda der chinesischen Regierung: Weg von einer aggressiven Wirtschaftsexpansion gestützt durch die Immobilienbranche und die Exportwirtschaft hin zu einem nachhaltig konstanten Wirtschaftswachstum auf Basis von qualitativ hochwertiger Produktion.
Auch wenn China noch einige Hausaufgaben zu erledigen hat, um seine strukturellen Probleme in den Griff zu kriegen, bietet der chinesische Aktienmarkt interessante Einstiegsmöglichkeiten. Die Bewertungen chinesischer Aktien sind aktuell so niedrig wie seit einem Jahrzehnt nicht mehr. Ein aktiver Asset Management-Ansatz kann dazu beitragen, in diesem weiterhin hochkomplexen Markt erfolgreich zu navigieren und Branchen und Aktien mit hohem Wachstumspotenzial zu identifizieren.
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*) Shasha Li Mafli, Fondsmanagerin des Strategic Rising Asia Fund bei Eric Sturdza Investments