ESG-Kriterien gewinnen bei institutionellen Investoren in Deutschland weiter an Bedeutung. Rund 90% messen nachhaltigen Investments eine hohe oder sehr hohe Bedeutung bei ihren Investitionen bei. Im Vorjahr lag der Wert noch bei etwa 70%. Insbesondere Artikel-8-Fonds stehen hoch im Kurs. Rund 53% wollen bis Ende 2023 darin „sehr wahrscheinlich“ investieren. Das ist ein deutlicher Sprung gegenüber 2021, als knapp 30% der institutionellen Investoren Artikel-8-Fonds präferierten. Wie im Vorjahr sind Investitionen in Artikel-6-Fonds nur für jeden vierten Befragten „sehr wahrscheinlich“ bzw. „eher wahrscheinlich“. Dies sind Ergebnisse der aktuellen Umfrage „Empira Institutional Trends 2022“ von Empira. Befragt wurden mehr als 100 institutionelle Investoren und Family Offices in Deutschland. Die Befragung erfolgte durch das Analysehaus bulwiengesa.
„Die Auswirkungen von ökologischen, sozialen und Governance-Faktoren auf Immobilieninvestments sind inzwischen enorm. Darüber hinaus werden zunehmend Maßnahmen im Bestand umgesetzt“, erklärt Lahcen Knapp, Verwaltungsratspräsident der Empira Group. So wollen rund 88% der Befragten bis Ende 2023 mindestens eine Maßnahme ergreifen, um ESG-Anforderungen gerecht zu werden. 62% der Umfrageteilnehmer möchten ihren CO2-Fußabdruck messen, 48% interne Benchmark- und Scoring-Systeme einsetzen, 45% den Wasserverbrauch und das Abfallvolumen monitoren.
Wollten ca. 13% der befragten Investoren im vergangenen Jahr ihre Immobilieninvestments um 50% deutlich steigern und ca. 23% der Investoren um 25 bis 50%, so hat sich das in der aktuellen Umfrage deutlich geändert. Nur noch 3% planen eine Ausweitung der Investmentvolumina um 50% und ca. 7% um 25 bis 50%. Mehr als 40% planen den Erhalt der vorgesehenen Investmentvolumina und immerhin 37% gaben an, dass sie es noch nicht wissen. Rund elf Prozent wollen die Volumina deutlich um 25 bis 50% reduzieren.
Bei Investments im Kreditfondsbereich verschieben sich die Gewichte. Rund 17% der Befragten planen höhere Investments um 10 bis 25%. Das ist eine deutliche Erhöhung gegenüber dem Vorjahr (4%). Rückläufig mit 2% ist der Anteil, der um 50% mehr investieren möchte (Vorjahr: 7%). Auch der Anteil der Ausweitung der Investmentvolumina um 25 bis 50% ist auf 5% zurückgegangen (Vorjahr: 11%). 35% planen auch hier den Erhalt der vorgesehenen Investmentvolumina und immerhin 38% der Umfrageteilnehmer gaben an, dass sie es noch nicht wissen. Eine Reduktion der Investmentvolumina ist bei Debt-Fonds nur in sehr kleinem Umfang geplant.
Investoren stehen frühem Einstieg in Projektentwicklung aufgeschlossen gegenüber
Recht stabil zeigt sich das Interesse an Investments in Projektentwicklungen für den eigenen Bestand. Das errechnete Projektvolumen stieg von rund 35 Mrd. Euro auf 42 Mrd. Euro. Ausschlaggebend für diese Entwicklung ist der weiterhin hohe Nachfrageüberhang. Wohnimmobilien in deutschen A-Städten werden weiterhin als stabiles und langfristiges Investment von sicherheitsorientierten institutionellen Investoren gesucht. Mit 59% hat deutlich mehr als die Hälfte der Befragten an dieser Investmentstrategie nach wie vor Interesse und steht einem frühen Einstieg in die Projektentwicklung aufgeschlossen gegenüber. Gegenüber der Vorjahreserhebung ist das jedoch ein Rückgang um sieben Prozentpunkte.
Immobilieninvestments in Europa (außerhalb Deutschlands) bis Ende 2023 zu tätigen, plant mehr als die Hälfte der Befragten; immerhin ein Viertel hat das definitiv auf der Agenda. Gegenüber dem Vorjahr, als nur 37% mit „definitiv“ oder „eher ja“ geantwortet hatten, ist das ein Anstieg um immerhin 15 Prozentpunkte.
Positive Tendenz bei US-Investments
Eine positive Tendenz ist bei den Planungen für Immobilieninvestments in den USA zu erkennen. Das haben zu je 14% die Befragten „definitiv“ bzw. „eher ja“ in der Planung. Im Vergleich zum Vorjahr ist das in Summe ein Anstieg um fünf Prozentpunkte. Gegenüber der Vorjahresbefragung ist jedoch auch der Anteil derjenigen deutlich gestiegen (+14 Prozentpunkte), die sich ein Immobilieninvestment in den USA „keinesfalls“ vorstellen können.
Bei der Frage nach dem Einfluss des Inflationsniveaus auf die Investitionsbereitschaft sind die Antworten tendenziell eher in Richtung unverändert bis vermindernd. Für eine kleine Gruppe von 12% steigert das Inflationsniveau gar die Investitionsbereitschaft. Für eine deutlich größere Gruppe von 43% trifft jedoch das Gegenteil zu. Und eine fast ebenso große Gruppe (41%) sieht die Investitionsbereitschaft unverändert.