Insgesamt sammelten Spezialfonds im zweiten Quartal 2024 knapp 11 Mrd. Euro netto ein – bei gleichzeitiger Dotierung von frischer Liquidität in Höhe von 35,7 Mrd. Euro. Damit reiht sich das zweite Quartal 2024 als mittelmäßiges und mageres Quartal hinsichtlich der Cashflows in die langfristige Historie ein. Das „Drama“ des Nettoneugeschäfts bei Altersvorsorgeeinrichtungen bleibe dabei auch im zweiten Quartal bestehen, so Kommalpha.
So verzeichnete die größte Investorengruppe im Spezialfondsmarkt in allen drei Berichtsmonaten ein negatives Nettomittelaufkommen, welches sich auf knapp über 3 Mrd. Euro im zweiten Quartal aufsummiert. Sozialversicherungen und öffentliche/kirchliche Zusatzversorgungseinrichtungen als zahlenmäßig kleinstes Investorensegment stechen dagegen in Sachen Nettoneugeschäft im zweiten Quartal positiv hervor. Ihre Spezialfondsmandate sammelten 7,5 Mrd. Euro netto ein.
Im laufenden Jahr sieht es damit dramatisch hinsichtlich der Nettoflows von Altersvorsorgeeinrichtungen aus. Sie weisen per Ende Juni 2024 Nettomittelabflüsse aus Spezialfonds in Höhe von 2,5 Mrd. Euro auf. Damit unterschreiten sie ihren bereits seinerzeit historisch schlechten Vergleichswert per Ende Juni 2023 um 571 Mio. Euro. Das, so Kommalpha, sei im negativen Sinne extrem bemerkenswert und scheine kein temporärer Effekt mehr zu sein.
„Die Gründe finden sich in erhöhter Attraktivität von Direktanlagen, Verwendung außerhalb des Spezialfondsmantels sowie betrieblichen Zwecken insbesondere im Hinblick auf die Demografie. Kernaspekt ist, ob die demografische Zeitbombe bereits gezündet hat und die große Auszahlungsphase begonnen hat“, kommentiert Clemens Schuerhoff, Vorstand bei Kommalpha.
Interessanterweise weisen Altersvorsorgeeinrichtungen per Ende Juni 2024 mit 12,6 Mrd. Euro Zuflüssen an frischer Liquidität den höchsten Wert aller betrachteten Investorensegmente auf. Insofern sind Altersvorsorgeeinrichtungen die mit Abstand dynamischste Kundengruppe im Hinblick auf Anteilsscheingeschäfte, Reallokationen und leider auch Liquiditätsentzug. Sozialversicherungen & kirchliche/öffentliche Zusatzversorgungseinrichtungen sind auch im laufenden Jahr das treibende Kundensegment im Spezialfondsmarkt. Sie weisen per Ende Juni 2024 mit 9,7 Mrd. Euro nicht nur das höchste Nettomittelaufkommen von allen Investorengruppen auf, sondern übertreffen ihr Vergleichsergebnis per Ende Juni 2023 um satte 7,4 Mrd. Euro.
Das gesamte Nettomittelaufkommen aller Investorenkategorien in Spezialfonds liegt per Juni 2024 bei 20 Mrd. Euro und damit rund 1 Mrd. Euro über dem Vergleichswert aus 2023. Das ist erfreulich, allerdings erfolgt der Vergleich des laufenden Jahres mit dem hinsichtlich des Nettomittelaufkommens bereits schwachen Jahr 2023. Das Niveau des Nettoneugeschäfts hat sich somit in den letzten beiden Jahren deutlich vermindert und diese Tendenz fällt ziemlich genau auf den Zeitpunkt der Zinswende. Logische Schlussfolgerung lautet daher, dass die rasant gestiegenen Zinsen nicht förderlich für das Nettoneugeschäft von Spezialfonds waren.
„Insgesamt schätzen wir, dass die in den letzten beiden Jahren dämpfenden Faktoren für das Nettoneugeschäft von Spezialfonds stagnieren bzw. zurückgehen und somit der Boden wieder fruchtbarer wird für zukünftige Nettoflows in Spezialfonds“, lautet die Einschätzung von Schuerhoff.
Bei linearer Fortschreibung würde das Nettomittelaufkommen des Jahres 2024 bei rund 40 Mrd. Euro liegen. "Wir prognostizieren allerdings ein besseres Ergebnis für das Jahr 2024 und nennen an dieser Stelle ein Nettomittelaufkommen von 55 Mrd. Euro als realistischen Wert für 2024“, gibt sich Schuerhoff optimistisch.
Background der Erhebung
Das Beratungsunternehmen Kommalpha hat mit der Publikation „Spezialfondsmarkt Quarterly“ ein Format entwickelt, welches die Netto- und Bruttocashflows sowie ausgewählte Strukturmerkmale des deutschen Spezialfondsmarktes pro Quartal tiefgehend analysiert. Dies erfolgt auf Basis von Daten der Deutschen Bundesbank. Die frisch veröffentlichte Ausgabe 16 basiert auf dem Datenstichtag 30. Juni 2024.