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„Unser Ziel ist es, den vielfältigen Anforderungen der Versicherer gerecht zu werden“

Im Asset-Management für Versicherungsunternehmen sind derzeit zwei fundamentale Trends zu beobachten: eine zunehmende Nachfrage nach Anlagelösungen, die ESG-Kriterien (Umwelt, Soziales und gute Unternehmensführung) berücksichtigen, und ein wachsendes Interesse an Private-Debt-Anlagen, die potenziell höhere Erträge bieten. Charles Moussier, EMEA Head of Insurance Investment Solutions bei Invesco, wirft im Gespräch mit IPE D.A.CH Chefredakteur Frank Schnattinger einen Blick auf den mitunter schwierigen Balanceakt zwischen beiden Prioritäten.

Charles Moussier

IPE D.A.CH: Das Management von Versicherungsportfolios hat sich nennenswert weiterentwickelt…
Moussier: Es ist tatsächlich komplexer geworden. Bis vor wenigen Jahren beschränkte sich das Management von Versicherungsportfolios auf die Auswahl traditioneller Anleiheninvestments, vor allem Anleihen aus Industrieländern, mit ergänzenden Allokationen in Aktien und Immobilien. Im heutigen Zinsumfeld müssen Versicherer neue Renditequellen finden, um ihre Fixkosten und Garantiezinsen zu decken und konkurrenzfähig zu bleiben. Die Versicherer müssen ihre Portfolios stärker diversifizieren, sowohl in regionaler Hinsicht als auch in alternative, weniger liquide Anlageklassen. Viele Versicherungsunternehmen verfügen jedoch nicht über die personellen Ressourcen oder die nötige Expertise, um in diese diversifizierenden Assets zu investieren, und überlassen dies daher lieber einem professionellen Asset Manager.

IPE D.A.CH: Was erwarten heutige Versicherungskunden von ihrem Asset Manager?
Moussier: Erstens hat die Gesundheitskrise ganz klar zu einer stärkeren Verschiebung in Richtung verantwortungsvolle Kapitalanlagen geführt. Alle Versicherer haben diesbezüglich inzwischen höhere Ansprüche. Anders als zuvor gilt das mittlerweile nicht mehr nur in Europa, sondern auch in den USA. Die Wahl von Joe Biden kann ein Grund dafür sein. Gleichzeitig höre ich von Versicherern, dass sie auf der Suche nach höheren Renditen vermehrt auch Private-Debt-Anlagen in Betracht ziehen.

IPE D.A.CH: Vor welchen Schwierigkeiten stehen Sie bei der Erfüllung dieser Anforderungen?
Moussier: Es ist wichtig, ihnen zu erklären, dass es nicht immer möglich ist, alle ihre Anforderungen auf einmal zu erfüllen – den Bedarf für höhere Renditen genauso wie den Wunsch, verantwortungsvoll zu investieren. Bei einigen Assets wie Private Debt oder Schwellenländeranleihen ist es schwierig, die ESG-Dimension zu berücksichtigen, weil es nur wenig oder gar keine nicht-finanziellen Informationen gibt. Hinzu kommt das Problem der Illiquidität bestimmter Assets, denen es im Vergleich zum Anlagevolumen der Versicherer naturgemäß an Tiefe fehlt.

IPE D.A.CH: Welche Lösungen empfehlen Sie Ihren Versicherungskunden vor diesem Hintergrund?
Moussier: Unser Ziel ist es, so kundenorientiert wie möglich zu sein, und wir bemühen uns, den Anforderungen und Beschränkungen unserer Versicherungskunden bestmöglich gerecht zu werden. Daher versuchen wir, die stärkere Priorisierung von ESG mit der Suche nach Rendite zu verbinden, durch verantwortungsvolle Anlagelösungen in bestimmten außerbörslichen Randsegmenten. Beispiele sind Real Estate Debt – ein Bereich, in dem Umweltthemen größtenteils berücksichtigt werden –, börsennotierte Infrastrukturwerte oder US-Kommunalanleihen (Anleihen, die von kommunalen Behörden emittiert werden und zur Finanzierung von Grundversorgungseinrichtungen wie Krankenhäusern, Schulen oder Wasserversorgung dienen, Anm. d. Redaktion), wo Invesco über anerkannte Expertise verfügt, sowie halbprivate Märkte. Der Vorteil dieser Segmente ist ihre gute Liquidität, durch die sie die hohen Anlagevolumen der Versicherer absorbieren können. Um unseren Kunden die Möglichkeit zu geben, außerbörslich zu investieren, setzen wir in diesem Bereich zudem auf eine „offene Architektur“. So unterhalten wir Partnerschaften mit Spezialisten für diese privaten Assetklassen, die unser Angebot ergänzen. In diesem Zusammenhang fungieren wir als Plattform, die Versicherer zu ihren Allokationen in außerbörsliche Anlagen berät und ihre Anlagen bündelt, um ihnen Zugang zu breit diversifizierten Fonds mit normalerweise sehr bzw. zu hohen Mindestanlagen zu geben. Dieser Ansatz ermöglicht es uns, allen unseren Kunden ein umfassendes Lösungsangebot bereitzustellen – also auch Kunden, die aufgrund ihrer kleineren Größe bislang keinen Zugang zu bestimmten Marktsegmenten hatten.

IPE D.A.CH: Danke für diese Einblicke.