Diese Zahlen berücksichtigen auch erstmals die am 10. März in Kraft getretene EU-Offenlegungsverordnung. Sie harmonisiert Vorschriften für die Einordnung nachhaltiger Fonds. Als nachhaltig gelten seitdem ausschließlich Fonds mit Nachhaltigkeitsstrategie (Artikel-8-Fonds) und Impact-Fonds (Artikel-9-Fonds).
Vor dem Inkrafttreten der Offenlegungsverordnung grenzte der BVI nachhaltige Fonds auf Grundlage der Vorgaben seiner Wohlverhaltensregeln ab. Danach durften sich Fonds nur dann als „ökologisch“, „sozial“, „ethisch“ oder ähnliches bezeichnen, wenn ihre Anlagepolitik festgelegten, in den Fondsdokumenten – zum Beispiel im Verkaufsprospekt – dargelegten Strategien folgt.
Die Zahlen legen laut Auskunft des BVI nahe, dass offenbar viele Fondsgesellschaften die neuen EU-Vorgaben zum Anlass genommen haben, um bisher konventionelle Produkte auf nachhaltige Anlagestrategien umzustellen und anschließend an den BVI zu melden. Die Zahl der gemeldeten nachhaltigen Anteilscheinklassen hat sich demnach von rund 900 per Ende 2020 auf mehr als 1.800 verdoppelt.
Da noch nicht alle Gesellschaften den neuen Regeln entsprechend an den BVI melden, dürfte das tatsächliche Volumen des deutschen Nachhaltigkeitsmarktes sogar noch größer sein. Bezogen auf das Fondsvermögen steht laut Fondsverband noch etwa ein Drittel der Meldungen aus.
Weiterhin machen Publikumsfonds zwei Drittel des Vermögens aus und bleiben der Motor des Nachhaltigkeitsmarktes. Neben den neuen Definitionen und der positiven Marktentwicklung wirkte sich das dynamische Neugeschäft positiv aus: Das Netto-Mittelaufkommen im ersten Quartal betrug 12 Mrd. Euro. Das ist eine Steigerung von mehr als 50% gegenüber dem letzten Quartal 2020. Für Januar und Februar berücksichtigt der Verband nach eigenen Angaben dabei nachhaltige Fonds nach den BVI-Wohlverhaltensregeln, für März nach der Offenlegungsverordnung. In den ersten drei Monaten entfiel damit knapp die Hälfte des Neugeschäfts offener Publikumsfonds auf nachhaltige Produkte. Das Netto-Mittelaufkommen nachhaltiger Spezialfonds betrug 420 Mio. Euro.
Sowohl bei Publikums- als auch Spezialfonds dominieren derzeit Fonds mit Nachhaltigkeitsstrategie (nach Artikel 8 der Offenlegungsverordnung). Auf sie entfallen 93% des Vermögens bei Publikumsfonds und 99% bei Spezialfonds. Impact-Fonds spielen mit einem Gesamtvermögen von 12 Mrd. Euro eine untergeordnete Rolle. Dies dürfte vor allem daran liegen, dass Impact Investing ein relativ neues Phänomen ist und es nur wenige Anlagemöglichkeiten in diesem Bereich gibt.
Quelle: BVI
Nach Anlageklassen gegliedert liegt der Anteil von Aktienfonds an den nachhaltigen offenen Publikumsfonds bei 32%, deutlich weniger als im Durchschnitt der Publikumsfonds. 24% sind Mischfonds und 19% Rentenfonds. Der Anteil nachhaltiger Immobilienfonds ist von 1% Ende 2020 auf 11% per Ende März gestiegen. Bei den in der BVI-Statistik enthaltenen ETFs investieren 17 Fonds nach nachhaltigen Kriterien, 12 gemäß Artikel 8 und fünf nach Artikel 9. Der Anteil beider Gruppen am Markt für offene nachhaltige Publikumsfonds beträgt rund 3%.