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„Für uns ist wichtig, dass ein Asset Manager Diversifikation in das Portfolio der Stiftung bringt und ein Thema oder einen Stil abdeckt, den es noch nicht hat“

„Zur Erkenntnis der Dinge braucht man nur zweierlei in Betracht zu ziehen, nämlich uns, die wir erkennen, und die Dinge selbst, die es zu erkennen gilt“ (René Descartes). Markus Hill* sprach für IPE D.A.CH mit John O’Donnell, Gründer & Partner der VIRIATO GmbH, über die aktuellen Herausforderungen als Family Office für Stiftungen in den Bereichen Manager Selektion, Risikomanagement, Alternative Investments, Report und Controlling. Thema des Gespräches waren zudem die Bedeutung von Fondsboutiquen, „Asset Manager & Exit“, Business Judgement Rule sowie Rubgy und Schriftstellertum.

John O’Donnell

Markus Hill

IPE D.A.CH: Welche Bedeutung hat die Auswahl von Asset Managern für Stiftungen bei Ihnen?
O’Donnell: Neben unserer Kernkompetenz im Reporting und Controlling ist die Auswahl von Asset Managern ein zentrales Thema, bei dem wir unsere Kunden ebenfalls beraten. Es gibt viele Asset Manager, die Produkte anbieten, die angeblich für Stiftungen entwickelt wurden. Liest man die Fondsbeschreibungen, sieht man, dass sie alle Schlagworte wie „regelmäßige Dividende, diversifizierte langfristige Investition“ usw. verwenden, die Stiftungen gerne hören möchten. Allerdings finden wir, dass viele dieser Produkte nach dem Prinzip „One-size-fits-all“ arbeiten und die Strategie „Buy & Hold“ verfolgen, was bedeutet, dass es in Phasen, in denen der Markt fällt, kaum Risikomanagement gibt. Zudem haben viele Stiftungen in Deutschland in ihren Anlagerichtlinien eine Heimatmarktpräferenz (Home bias) die von den Asset Managern ebenfalls bedient wird, obwohl dies definitiv nicht im besten Interesse einer Stiftung ist. Ein gut aufgestelltes Portfolio muss geografische und Investment Style Diversifikation aufweisen. Wir achten auf solche Details, wenn wir eine Stiftung bei der Auswahl eines Asset Managers beraten. Letztendlich ist die Stabilität, Erfolg und Fähigkeit der Stiftung ihre Projekte zu unterstutzen davon abhängig.

IPE D.A.CH: Welche Kriterien sind für Sie besonders wichtig?
O’Donnell: Der Investmentprozess ist, meiner Meinung nach, der Schlüssel. Wir sprechen mit allen Managern, die wir unseren Kunden empfehlen. Zunächst beobachten wir die Performance des Fonds über einige Jahre, und während dieser Zeit führen wir regelmäßig Gespräche mit den Managern. Wir nehmen auch an Veranstaltungen teil, bei denen die Manager ihre Ansätze präsentieren. Wir möchten konsistente Botschaften hören, was zeigt, dass der Manager Vertrauen in seinen Ansatz hat. Für mich ist der Prozess etwas wichtiger als die Performance. Wenn ein klarer Prozess existiert, wird es sowohl für den Manager als auch für uns einfacher, diesen zu kommunizieren, nachzuverfolgen und zu bewerten. Es hat einen enormen Wert, zu wissen, was man von einem Fondsmanager erwarten kann. Zum Beispiel arbeiten wir mit einem Fondsmanager, der ein 50/50-Mandat hat. Er ist derzeit zu 80% in Anleihen investiert (was innerhalb des Mandats erlaubt ist). Aber er hat eine klare Sichtweise, die sich in seiner Positionierung zeigt. Das schätzen wir. Wir wissen, dass er den Aktienmarkt unterperformen wird, aber wir wissen auch, dass er eine diversifizierte Perspektive in den gesamten Portfolioaufbau einbringt. Er erzielt eine akzeptable Rendite, sodass der Kunde nicht unter seiner vorsichtigen Haltung leidet. Wenn er Chancen bei Aktien sieht, nimmt er Positionen ein.

IPE D.A.CH: Spielen Fondsboutiquen bei der Asset-Manager-Auswahl eine besondere Rolle bei Ihnen?
O’Donnell: Sie spielen keine große Rolle. Wir haben erfolgreich mit einem Start-up (Anleihenfonds für Sondersituationen) zusammengearbeitet. Wir kannten den Fondsmanager von seinem vorherigen Unternehmen und wussten, dass er besonders geschickt in seinem Investmentprozess war, weshalb wir ziemlich zuversichtlich waren, dass er mit seiner Boutique erfolgreich sein würde. Ansonsten haben wir eine gute Mischung aus großen, etablierten und bekannten Asset Managern und einigen kleineren. Für uns ist wichtig, ist, dass ein Asset Manager, Diversifikation in das Portfolio der Stiftung bringt und ein Thema oder einen Stil abdeckt, den es noch nicht hat. Dann ist es nicht wirklich wichtig, ob es eine Boutique ist oder nicht. Wir schauen uns die Manager genau an, es gibt sehr interessante Talente im In- und Ausland.

IPE D.A.CH: Wie genau sieht der Prozess bei der Manager Selection bei Ihnen aus?
O’Donnell: Wie bereits erwähnt, verfolgen wir die Manager über mehrere Jahre und führen regelmäßig Gespräche mit ihnen, bevor wir unseren Kunden empfehlen, in ihre Fonds zu investieren. Zusätzlich dazu filtern wir die Fonds selbst und verwenden ein Excel-Format, das wir entwickelt haben. Es ist keine Raketenwissenschaft und wahrscheinlich haben andere ähnliche Werkzeuge, aber wir möchten die Daten selbst sehen und uns nicht auf die Arbeit anderer verlassen. Wenn wir einen Fehler machen, wollen wir, dass es unser Fehler ist und nicht die Ausrede haben, zu sagen: „Es ist ihre Schuld, sie haben die falschen Daten verwendet“. Wir suchen nicht nach Fonds mit der besten Performance, sondern nach solchen, die die Volatilität innerhalb des Fonds in Zeiten, in denen der Markt fällt, steuern können. Das ist selten. Die Korrelation der meisten Aktien mit dem Benchmark steigt, wenn der Markt fällt, da alle gleichzeitig verkaufen. Daher ist es interessant, Manager zu finden, die diesen Rückgang aktiv kontrollieren.

IPE D.A.CH: Gibt es Kriterien im Stiftungsbereich, auf die Sie besonders achten müssen?
O’Donnell: Abseits der Investitionsseite freuen wir uns immer, Asset Manager zu treffen, die Kenntnisse über die rechtlichen und steuerlichen Aspekte haben, innerhalb derer Stiftungen arbeiten müssen. Wir halten es für sehr wichtig, dass die Kostenstruktur offen und transparent ist. Viele Fonds wirken auf den ersten Blick relativ günstig, und Stiftungen investieren aus diesem Grund in sie, ohne die versteckten Kosten zu sehen, die dann die Performance schmälern. Natürlich ist ESG ein sehr wichtiges Thema. Viele unserer Kunden sind Landesstiftungen, und es gibt politische Aspekte, die bestimmte Investitionen nicht zulassen oder die einfach nicht im Sinne der Stiftung sind, selbst wenn es ein gutes Argument für die Investition gibt.

IPE D.A.CH: Wie sehen Sie das Themenfeld „Asset Manager & Exit“ bei der Betreuung Ihrer Mandate?
O’Donnell: Das gehört zum Job. Wir haben einige Wechsel vorgenommen, aber in diesen Fällen mussten wir Manager austauschen, die die Stiftungen vor unserer Zusammenarbeit ausgewählt hatten. Es gab einige Verhaltensaspekte, die zur Entscheidung führten. Natürlich sprechen wir mehrmals mit den Asset Managern, bevor wir uns entscheiden, eine Beziehung zu beenden. Wir geben klare Hinweise auf die Elemente, die Probleme verursachten, sodass es keine Überraschung ist, wenn es soweit ist.

IPE D.A.CH: Welche Rolle sollten Ihrer Meinung nach Alternative Investments bei Stiftungen spielen?
O’Donnell: Das ist ein großes Thema! Es gibt bei unseren Landesstiftungen einen gewissen Kulturkonflikt zu diesem Thema. Zunächst einmal ist es ein sehr wichtiges Thema. Gut gewählte alternative Investments bringen enorme Vorteile für die Portfolios von Stiftungen. Sie bieten Diversifikation, senken die Volatilität und bringen im Allgemeinen eine sehr gute Rendite. Der Bereich der alternativen Investments ist sehr breit gefächert. Wir haben die Anlagerichtlinien unserer Kunden erfolgreich angepasst, um ihnen zu ermöglichen, an alternativen Investments teilzunehmen, die im Sinne des Stiftungszwecks stehen, ohne unvertretbare Risiken einzugehen. Die Stiftungsreform vom Juli 2023 ermutigt Manager mit der Business Judgment Rule, vertretbare Risiken einzugehen, vorausgesetzt, dass sie sich umfassend über geplante Investitionen informiert haben. Dies bedeutet entweder hausinterne Expertise oder die Zusammenarbeit mit externen Experten.
Der Kulturkonflikt entsteht durch Stimmen innerhalb der Stiftungen (sei es der Aufsichtsrat oder andere Berater), die diese Art von Investitionen als „unnötiges Risiko“ betrachten. Wir verstehen das völlig. Für die meisten Stiftungen ist dies ein neues Gebiet, und es ist gesund und normal, dass Menschen skeptisch sind. Das sollte jedoch nicht die Grundlage für eine Entscheidung einer Stiftung sein, die eine Lebensdauer von Hunderten von Jahren haben wird. Hier stoßen wir oft auf finanzpsychologische Probleme. Die Stiftung ist eine juristische Person, aber das Management sind Menschen und haben dieselben Probleme wie jeder andere Anleger – Heimatmarktpräferenz, Risikoaversion, Recency Bias usw.

IPE D.A.CH: Was steckt genau hinter der Idee eines Family Offices für Stiftungen?
O’Donnell: Teilweise der Punkt, den ich gerade zu den Alternativen gemacht habe – Stiftungsmanager sind sehr gut ausgebildete Menschen, die auf dem Gebiet des Stiftungsmanagements spezialisiert sind und Abschlüsse haben (Naturwissenschaften, Kunst, Forstwirtschaft), aber keine Finanzexperten sind. Könnten sie das lernen? Ja, ohne Zweifel. Ist es ihre Aufgabe? Nein, sie müssen sich um das tägliche Management einer Stiftung kümmern, und nach dem, was ich sehe, nimmt diese Arbeit allein acht bis zehn Stunden am Tag in Anspruch. Darüber hinaus müsste der Manager, selbst wenn er sich entschließen würde, das Investmentmanagement allein zu übernehmen (abgesehen von fehlender Expertise), sich auch mit allen psychologischen Fallstricken auseinandersetzen, die mit der Verwaltung des eigenen Geldes einhergehen. Und es ist nicht ihr Geld, es ist das Geld einer Stiftung. Es gibt viele psychologische Studien, die davon abraten, das eigene Geld zu verwalten. Herr dos Santos und ich arbeiteten in einem Boutique-Asset-Manager und hatten einige Stiftungskunden. Wir sahen, wie sehr das Management darum kämpfte, die notwendigen Erträge zu erzielen und – ohne es zu merken – hohe Risiken einging, aufgrund schlechter Portfolioaufbaugewohnheiten, die sie sich angeeignet hatten. Wir beschlossen, unser eigenes Unternehmen zu gründen und einen Family-Office-Service für Stiftungen anzubieten. Wir haben keine internen Produkte, sodass wir vollkommen unabhängig sind und nicht mit Banken oder Asset Managern verbunden sind. Es war ein glücklicher Zufall, dass wir uns getroffen haben. Paulos Hintergrund liegt in AIFs, und ich komme aus der Bankenwelt und habe mit Währungen, Anleihen, Aktien und deren Derivaten gearbeitet.

IPE D.A.CH: Was machen Sie, wenn Sie sich gerade einmal nicht mit dem Thema Stiftungen beschäftigen?
O’Donnell: Im Moment genieße ich den Start der Rugby-Saison wieder sehr. Ich verfolge ein Team in Irland namens Leinster. Ich lese gerne, unter anderem Sportbiografien, und zufälligerweise hat einer der besten Rugbyspieler Irlands, Johny Sexton (er ist letztes Jahr nach der Weltmeisterschaft zurückgetreten), am 10. Oktober ein Buch herausgebracht. Es steht ganz oben auf meiner Liste der Bücher, die ich als nächstes lesen möchte. Ansonsten fahre ich gerne Mountain Bikes und wohne außerhalb von Frankfurt, was großartig ist, da ich nicht weit fahren muss, um schöne Trails zu fahren.

IPE D.A.CH: Vielen Dank für das Gespräch.

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*) Markus Hill ist unabhängiger Asset Management Consultant in Frankfurt am Main. Kontakt: info@markus-hill.de; Website: www.markus-hill.de

Mehr zur VIRIATO GmbH (Family Office für Stiftungen): www.viriato-family-office.de