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„In einem klassischen Family Office sollte idealerweise eine klare Trennung zwischen der Funktion als Dienstleister für die Familie und dem Vertrieb eigener Produkte bestehen“

Family Office, Stiftungen, Financial Education und Asset Managerauswahl – Markus Hill* sprach für IPE D.A.CH mit John O’Donnell, Gründer & Partner der VIRIATO GmbH, über die Schnittstellen dieser Themenbereiche in der Asset Management Industrie. Produkte, Research, Kernaufgaben eines Family Offices wurden ebenso angesprochen wie die Vernetzung von Asset Managern mit der Zielgruppe Stiftung unter der Berücksichtigung des Aspekts „Due Diligence & Neutralität“. Im Zusammenhang mit diesen Themen wurden auch die Bedeutung des Zusammenhangs von Investmentprozess, Anlagerichtlinien und Portfoliostruktur bei Stiftungen angesprochen.

John O’Donnell

Markus Hill

IPE D.A.CH: Was macht eigentlich ein klassisches Family Office?
O’Donnell: Ein klassisches Family Office kümmert sich um die umfassende Verwaltung und den langfristigen Erhalt des Familienvermögens über Generationen hinweg. Dazu gehören Aufgaben wie die Planung und Strukturierung des Vermögens, Auswahl von Managern und Dienstleistern, Vermögensreporting und -controlling, Rechts- und Steuerberatung sowie Nachfolgeplanung und Familienstrategie. Ziel ist es, die Familie in finanziellen Angelegenheiten zu entlasten und als zentraler Ansprechpartner zu fungieren.

IPE D.A.CH: Sollten Family Offices eigene Produkte entwickeln, gibt es eine klare Trennung zum Bereich Vermögensverwaltung?
O‘ Donnell: In einem klassischen Family Office sollte idealerweise eine klare Trennung zwischen der Funktion als Dienstleister für die Familie und dem Vertrieb eigener Produkte bestehen. Der Fokus sollte drauf liegen, unabhängig die besten Lösungen am Markt, die zu den Wünschen der Familie passen, zu identifizieren. Wir sind der Meinung, wenn ein Family Office eigene Produkte entwickelt, besteht die Gefahr von Interessenkonflikten, da es möglicherweise schwieriger wird, objektiv und im besten Interesse der Familie zu handeln. Man sieht heutzutage immer mehr Banken und Investmentbanken, die auch eine Family Office Dienstleistung anbieten und sehr oft werden im Portfolio eigene Produkte übergewichtet. Ein unabhängiges Family Office hingegen agiert ausschließlich als Treuhänder und vermeidet diese potenziellen Konflikte, indem es sich auf Beratung und Management konzentriert, ohne eigene Produkte zu promoten. Letztlich hängt es aber auch von der Struktur und Philosophie des jeweiligen Family Offices ab, wie sie mit diesem Thema umgehen.

IPE D.A.CH: Wenn man diese Tätigkeiten einmal genau betrachtet – welche Besonderheiten sehen Sie bei einem Family Office für Stiftungen?
O‘ Donnell: Ich kann nur aus unserer Erfahrung und der Arbeit berichten, die wir mit Landesstiftungen gemacht haben. Die meisten unserer Kunden sind stark in das tägliche Geschäft einer Stiftung eingebunden – sei es bei der Mittelbeschaffung, der Entwicklung von Projekten in ihren spezifischen Bereichen oder anderen operativen Aufgaben. Wir übernehmen einen großen Teil der Arbeit, die für ein transparentes Reporting und Controlling des angelegten Kapitals der Stiftung notwendig ist. Mit unseren internen Systemen erstellen wir kurze, aber äußerst intuitive Berichte, die vierteljährlich oder auf Anfrage bereitgestellt werden. Zudem sind wir ständig auf der Suche nach neuen Produkten und Investitionsmöglichkeiten, die die Renditen unserer Kunden steigern und eine Diversifikation der bestehenden Portfolios ermöglichen. Dabei haben wir einige äußerst interessante Asset Manager entdeckt, die sich hervorragend für Stiftungen eignen und in der DACH-Region kaum bekannt sind. Wir sehen hierin einen großen Vorteil: Als objektiver Berater, der in keiner Weise mit Asset Managern verbunden ist, können wir dazu beitragen, dass die Stiftung effizienter arbeitet und die Professionalität in Bezug auf Kapitalmarktinvestitionen erhöht wird.

IPE D.A.CH: Welche Bedeutung hat die Portfoliostruktur für Stiftungen, wo liegen hier die Besonderheiten?
O’Donnell: Zunächst muss ich die Bedeutung von Anlagerichtlinien hervorheben. Bevor man sich überhaupt mit der Portfoliostruktur beschäftigt, ist es als Geschäftsführer, zusammen mit dem Aufsichtsrat, notwendig, Anlagerichtlinien zu formulieren, die der Stiftung möglichst viel Freiheit lassen, um die Renditen zu erzielen, die zur Erfüllung des Stiftungszwecks erforderlich sind. Generell stellen wir fest, dass viele Anlagerichtlinien darauf fokussiert sind, festzulegen, was NICHT erlaubt ist. Oft gibt es beispielsweise Begrenzungen für Fremdwährungsengagements oder regionale Investitionen. Wenn wir dann nachfragen, warum diese Einschränkungen in die Richtlinien aufgenommen wurden, kann dies häufig niemand erklären. Der erste Schritt zu einer guten Portfoliostruktur sind daher gut durchdachte Anlagerichtlinien. In den letzten Jahren haben wir einige davon neu geschrieben. Wichtige Aspekte bei der Betrachtung der Portfoliostruktur sind Diversifikation und die Rendite auf das Investment. Unsere Analysen unterteilen die Investments nach Instrumenten (Aktien, Fonds, Anleihen, Alternativen, Versicherungsprodukte etc.), und wir stellen regelmäßig die Frage: ‚Hilft uns diese Investition auf risikoadjustierter Basis, die benötigten Renditen des Kunden zu erzielen?‘ Unabhängig davon, ob die Antwort Ja oder Nein ist, stellen wir zudem die Frage: ‚Gibt es eine bessere Alternative?‘
Bei einigen unserer deutschen Kunden haben wir festgestellt, dass es in allen Anlageklassen (Aktien, Anleihen, Alternative Investments) eine starke Heimatlastigkeit gibt. Dieses regionale Übergewicht stellt ein großes Risiko dar, auch wenn es ein gewisses Komfortgefühl vermittelt, alle Namen im Portfolio zu erkennen. Wir empfehlen nachdrücklich ein global diversifiziertes Portfolio, das die Korrelationen und die Volatilität im Portfolio reduziert.

IPE D.A.CH: Vielen Dank für das Gespräch.

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*) Markus Hill ist unabhängiger Asset Management Consultant in Frankfurt am Main. Kontakt: info@markus-hill.de; Website: www.markus-hill.de

Mehr zur VIRIATO GmbH (Family Office für Stiftungen): www.viriato-family-office.de